t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesArbeitsmarkt

Arbeitslose in Deutschland besonders oft von Armut bedroht


Beruf & Karriere
Arbeitslose in Deutschland besonders oft von Armut bedroht

dpa-afx, afp, dpa, t-online, dpa, dpa-AFX, AFP, t-online.de

Aktualisiert am 11.01.2012Lesedauer: 2 Min.
In Deutschland ist Anspruch auf Arbeitslosengeld relativ kurzVergrößern des BildesIn Deutschland ist Anspruch auf Arbeitslosengeld relativ kurz (Quelle: dapd)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

In Deutschland sind arbeitslose Menschen deutlich öfter von Armut bedroht als in anderen Ländern Europas. Das berichtet die "Berliner Zeitung" unter Berufung auf Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Demnach waren 70 Prozent der Erwerbslosen hierzulande armutsgefährdet. Im EU-Durchschnitt waren es dagegen lediglich 45 Prozent.

Wer als armutsgefährdet gilt

Als armutsgefährdet gelten Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren nationalen Einkommens zur Verfügung haben. In Deutschland lag die Schwelle für Alleinstehende zuletzt bei 940 Euro im Monat. Die EU-Daten wurden 2010 erhoben, neuere Vergleichszahlen liegen erst Ende dieses Jahres vor.

Kurzer Anspruch auf Arbeitslosengeld

In Deutschland hätten Jobsuchende nur relativ kurzen Anspruch auf Arbeitslosengeld, sagte Eric Seils, Sozialstaatsforscher bei der gewerkschaftnahen Hans-Böckler-Stiftung, dem Blatt. Dies sei ein Grund für das hohe Armutsrisiko von Erwerbslosen. Seils plädiert deshalb dafür, dass auch unter 50-Jährige künftig länger als ein Jahr Arbeitslosengeld erhalten. Bei ihnen bestehe damit auch nicht die Gefahr, dass man dadurch Anreize für eine Frühverrentung schaffe. Gleichzeitig könne man ihre finanzielle Lage etwas verbessern. In Ländern wie Dänemark (208 Wochen), Frankreich oder den Niederlanden (104 Wochen) sei die Anspruchsdauer bereits heute deutlich länger als hierzulande.

Gestärkt werden die Zahlen zudem durch das Problem, dass immer mehr Arbeitslose direkt in Hartz IV rutschen und damit nah an der Armutsgrenze leben müssten. Laut Bundesagentur verloren bis Ende November 2011 etwa 2,8 Millionen Beschäftigte ihren Job. 737.000 wanderten sofort ins Hartz-IV-System, pro Monat waren dies 61.000. So erhielt ein alleinstehender Hartz-IV-Empfänger vor einem Jahr im Durchschnitt knapp 570 Euro im Monat – inklusive Wohngeld.

Frauen in der Gefahr vom Markt zu rutschen

Bei Frauen erwarte Seils sogar zusätzlich einen positiven Arbeitsmarkteffekt. Er erklärt das damit, dass zurzeit viele Ehefrauen nach einem Jahr Arbeitslosigkeit gar keine Hilfe mehr bekämen - auch kein Arbeitslosengeld II (Hartz IV). Der Grund dafür sei der zu hohe Verdienst des Ehemanns. Bei diesen Frauen bestehe die Gefahr, dass sie sich ganz vom Arbeitsmarkt zurückziehen. Wenn sie jedoch länger Arbeitslosengeld erhielten, müssten sich die Arbeitsämter auch weiter um die Frauen kümmern, so der Sozialstaatsforscher.

Politik muss gegensteuern

Auch der Verteilungsforscher Markus Grabka halte es für angemessen, dass langjährig Versicherte länger Arbeitslosengeld bekommen. Zudem müsse ein weiteres Problem gelöst werden, meint der Wissenschaftler am Deutschen Institut für Wirtschatsforschung (DIW): "In Deutschland sind immer mehr Menschen prekär beschäftigt: Die Jobs sind befristet und gering entlohnt. Wer dann arbeitslos wird, bekommt oft nur geringe Leistungen", wie der Wissenschaftler der Zeitung erörtert. Deswegen solle die Politik auch hier mit einem „moderaten Mindestlohn“ und der gleichen Bezahlung von Leiharbeitern und Stammbeschäftigten gegensteuern.

Europa 2020 soll Armut bekämpfen

Mit der Wachstumsstrategie "Europa 2020" will die Europäische Kommission die soziale Eingliederung fördern und, insbesondere durch Armutsbekämpfung, mindestens 20 Millionen Menschen vom Armuts- und Ausgrenzungsrisiko befreien. Dieser Indikator entspräche nach Eurostat der Summe der Personen, die armutsgefährdet sind oder unter materiellen Entbehrungen leiden oder in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website