Preise fΓΌr Brot, Butter und Sauerkraut steigen extrem
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Die Deutschen werden immer Γ€rmer, die Preise steigen weiter. Der t-online-Warenkorb zeigt jetzt, welche Produkte teurer geworden sind β und erklΓ€rt, was gegen die Teuerungswelle wirklich hilft.
Alles (noch) teurer macht der Mai: Im Schnitt sind die Verbraucherpreise in Deutschland um 7,9 Prozent gegenΓΌber dem Vorjahresmonat gestiegen. Damit ist die Inflationsrate so hoch wie zuletzt im Dezember 1973, also vor fast 50 Jahren.
Treiber der andauernden Teuerungswelle sind weiter die hohen Energiekosten. Γl und Gas sind wegen des russischen Γberfalls auf die Ukraine und der damit verbundenen Abkehr von Energieimporten aus Russland im Vergleich zu 2021 deutlich im Preis gestiegen. Dadurch werden nicht nur HeizΓΆl, Gas und Benzin kostspieliger, sondern auch zahlreiche andere Produkte, fΓΌr deren Herstellung Energie benΓΆtigt wird.
Das zeigt auch die aktuelle Auswertung des t-online-Warenkorbs. Seit Jahresbeginn sucht t-online jeweils am Ende des Monats einen Rewe-Supermarkt in direkter Nachbarschaft zu unserer Berliner Redaktion auf, um sich die Preise fΓΌr gΓ€ngige AlltagsgΓΌter zu notieren, darunter Obst und GemΓΌse, aber auch Brot, Butter, Milch und Duschgel.
Butter, Brot und Sauerkraut deutlich teurer
Das Ergebnis: Die Preise legen auf breiter Front zu. Auch wenn viele Produkte noch immer gleich viel kosten, haben sich gerade viele Grundnahrungsmittel im Vergleich zu Ende Januar doch deutlich verteuert.
250 Gramm Butter der Marke Dairygold kosten statt einst 2,39 Euro inzwischen 2,69 Euro. Das entspricht einem Plus von 12,6 Prozent. Noch stΓ€rker stiegen die Preise fΓΌr Philadelphia-FrischkΓ€se (Januar: 1,49 Euro; Mai: 1,69 Euro; plus 13,4 Prozent) und ein Kilogramm Krustenbrot (1,29 Euro; 1,49 Euro; plus 15,5 Prozent).
Am grΓΆΓten war der Anstieg jedoch bei Sauerkraut der Marke Mildessa: 580 Milliliter aus der Dose kosteten zuletzt 1,59 Euro β statt 1,29 Euro im Januar. Das ist ein Preisplus von 23,3 Prozent.
Die komplette Liste mit allen derzeit verfΓΌgbaren Produkten und den von t-online notierten PreisΓ€nderungen gegenΓΌber dem Jahresbeginn finden Sie hier:
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Bundesregierung will BΓΌrger noch mehr entlasten
Ein Ende dieser Entwicklung ist nach EinschΓ€tzung des Handelsexperten AurΓ©lien Duthoit vom Kreditversicherer Allianz Trade nicht in Sicht. UnlΓ€ngst sagte er mit Blick auf die Durchschnittspreise: "In Deutschland dΓΌrften die Preise im Lebensmitteleinzelhandel 2022 um mehr als 10 Prozent anziehen."
Umgerechnet entspreche das durchschnittlich 250 Euro Mehrkosten im Jahr pro Kopf. "Das Schlimmste kommt erst noch", so der Experte. Grund: Viele Hersteller wΓΌrden ihre Preise erst jetzt allmΓ€hlich Γ€ndern.
Die steigenden Lebenshaltungskosten beschΓ€ftigen deshalb verstΓ€rkt auch die Politik. Nach den bereits beschlossenen Entlastungspaketen, die unter anderem den Tankrabatt sowie das 9-Euro-Monatsticket fΓΌr den Nahverkehr bringen, diskutiert die Bundesregierung derzeit ΓΌber weitere Schritte.
HerkΓΆmmliche Mittel wirken nicht gegen die Inflation
So will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) unter anderem das ohnehin geplante Klimageld mit einer sozialen Komponente verknΓΌpfen: Γrmere Haushalte sollen demnach mehr von der jΓ€hrlichen PrΓ€mie bekommen als reichere. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will derweil lieber die Steuern senken.
Fest steht bei all dem: Eine solche "nachfrageorientierte" Politik kann das Problem der Inflation dauerhaft kaum lΓΆsen. Die Preise steigen nΓ€mlich, weil es derzeit zu wenig Angebot gibt β fΓΌr Energie, aber auch fΓΌr einzelne Produkte wie Elektrochips, die nicht zuletzt wegen Chinas Corona-Lockdowns und der damit verbundenen Lieferschwierigkeit weiter auf sich warten lassen dΓΌrften. Zuletzt kritisierte im t-online-Interview auch Ifo-PrΓ€sident Clemens Fuest eine solche Politik.
Schlimmstenfalls sorgen die Entlastungen fΓΌr die BΓΌrger sogar dafΓΌr, dass die Preise sogar noch schneller steigen. Beobachten lΓ€sst sich das in den kommenden Tagen womΓΆglich beim Sprit: Durch den Tankrabatt kΓΆnnte der Ansturm auf die Tankstellen so groΓ werden, dass die Betreiber die hohe Nachfrage kaum bedienen kΓΆnnen. Die Folge: steigende statt fallende Preise.
Die Zinswende steht unmittelbar bevor
Einziger Ausweg, um der steigenden Preise Herr zu werden, so sehen es jedenfalls die allermeisten Γkonomen, ist deshalb eine entsprechende Anpassung der Zinsen durch die EuropΓ€ische Zentralbank (EZB). ErhΓΆht sie den Leitzins, macht sie das Geldleihen dadurch teurer und Sparen attraktiver, mit der Folge, dass die Menschen weniger Geld ausgeben.
Das wiederum sorgt dafΓΌr, dass die Nachfrage nach Produkten sinkt. Bei gleich hohem Angebot heiΓt das: Die Preise stagnieren zunΓ€chst, sinken womΓΆglich sogar wieder, weil die Hersteller ihre Waren sonst nicht loswΓΌrden.
Bislang hat die EZB, anders als die US-Notenbank, die Zinsen noch nicht angehoben. Jedoch gilt es inzwischen als ausgemacht, dass eine solche Zinswende spΓ€testens im Juli eingeleitet wird. Selbst EZB-PrΓ€sidentin Christine Lagarde machte unlΓ€ngst unmissverstΓ€ndliche Andeutungen, Bundesbank-Chef Joachim Nagel erwartet zusΓ€tzlich gar einen zweiten Zinsschritt fΓΌr den Herbst.
- Eigene Recherche