t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesWirtschaft

Volle Gasspeicher in Deutschland: Sinken jetzt die Preise?


Verbrauch wird steigen
Volle Gasspeicher: Sinken jetzt die Preise?

Von dpa
Aktualisiert am 04.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Gaszähler (Symbolbild): Die Preisbremse soll nicht für den gesamten Verbrauch gelten.Vergrößern des BildesGaszähler (Symbolbild): Die Entwicklung der Preise bereitet vielen Menschen Sorge. (Quelle: Christoph Hardt/imago images)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Wie entwickeln sich Gasmengen und Gaspreise im Winter? Zuletzt sorgten zumindest milde Temperaturen dafür, dass weniger geheizt wurde. Doch reicht das?

Volle Gasspeicher und leicht sinkende Großhandelspreise: Hat sich die Gaslage zum (verspäteten) Beginn der Heizperiode entspannt? Wird jetzt alles doch nicht so schlimm wie noch im Sommer befürchtet?

Fest steht: Die deutschen Speicher sind mittlerweile zu deutlich über 99 Prozent gefüllt. Die gespeicherte Menge reicht theoretisch für zwei Wintermonate. Theoretisch, weil neben den Gasentnahmen aus den Speichern weiterhin Gas in das deutsche Ferngasnetz fließt, etwa aus Norwegen und demnächst voraussichtlich auch über die ersten Flüssigerdgas-Terminals an den deutschen Küsten.

"Schiffe können teils bereits nicht mehr entladen werden"

"Tatsächlich wirken sich die aktuell hohen Speicherfüllstände in ganz Europa, die im Verhältnis milde Witterung sowie auch eine gesunkene Nachfrage seitens der industriellen Verbraucher kurz- und mittelfristig auf die aufgerufenen Preise aus", erklärt Lennart Richter vom Branchenverband Zukunft Gas. Daher bestehe aktuell ein Überangebot an Flüssigerdgas (LNG) in Europa. "Schiffe können teils bereits nicht mehr entladen werden." Richter warnt jedoch: "Insgesamt kann sich die Situation schnell wieder ändern, wenn die Temperaturen anhaltend sinken."

Laut Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool gehen Händlerinnen und Händler weiterhin von einem sehr teuren Winter mit Großhandelspreisen zwischen 10 und 15 Cent je Kilowattstunde aus. "Da die Speicher voll sind und der Verbrauch noch nicht hoch, weiß der Markt ganz kurzfristig ironischerweise nicht wohin mit dem Gas. Gleichzeitig ist allen klar, dass es bald kalt und knapp wird."

Preis um Vielfaches höher als früher

Zum Vergleich: Am Donnerstagnachmittag lag der Preis für im Dezember zu lieferndes Erdgas am Handelsplatz TTF bei 12,6 Cent je Kilowattstunde. Februar-Erdgas kostete gleichzeitig 13,4 Cent je Kilowattstunde. Das ist weiterhin um ein Vielfaches höher als früher: 2019, vor Beginn der Corona-Krise, lag der Importpreis an den deutschen Grenzen im Jahresschnitt bei 1,5 Cent je Kilowattstunde. 2021, als im Herbst die Preise schon deutlich anzogen, bei 2,5 Cent.

Im Großhandel sind die Gaspreise derzeit so niedrig wie zuletzt im Juni, für kurzfristige Lieferungen am Folgetag liegen sie sogar noch deutlich darunter. Die Experten gehen jedoch davon aus, dass sich dadurch an den Preisen für Haushaltskunden kaum etwas ändern wird. "Versorgungsunternehmen decken sich üblicherweise mit lang- und mittelfristigen Lieferverträgen zu vorher festgelegten Preisen ein", sagt Zukunft-Gas-Geschäftsführer Timm Kehler. Nur ein bestimmter Anteil sowie zeitweilig fehlende Mengen würden kurzfristig am Spotmarkt gekauft.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Schnelle Umkehr der Preisentspannung erwartet

"Die aktuelle kurzfristige Entspannung an den Gasmärkten, die sich auch sehr schnell ins Gegenteil umkehren kann, hat wenig Einfluss auf die Verbraucherpreise", sagt er. Erst wenn die Preise über Monate hinweg ein geringes Niveau zeigten, werde dies auf den Gasrechnungen der Haushaltskunden zu sehen sein.

Die erwarteten zusätzlichen Gasmengen, die noch diesen Winter über die neuen LNG-Terminals nach Deutschland fließen sollen, haben nach Einschätzung von Energie-Ökonom Andreas Fischer vom Institut der Deutschen Wirtschaft einen preisdämpfenden Effekt: "Ob es durch diese Importe eine zusätzliche spürbare Entlastung der Preise gibt, wird auch davon abhängen, wie sich der Bedarf in den Wintermonaten entwickelt, der stark von der Temperaturentwicklung abhängt."

Gleichzeitig schränkt er ein: "Selbst bei einer vollständigen Auslastung der ersten drei geplanten schwimmenden LNG-Terminals könnte damit voraussichtlich nur in etwa ein Viertel der russischen Lieferungen nach Deutschland aus den vergangenen Jahren ersetzt werden." Dies bedeute eine zusätzliche Entlastung, könne die ausbleibenden Lieferungen aus Russland aber nicht kompensieren.

Eine Gasmangellage kann nach Ansicht der Gaswirtschaft trotzdem vermieden werden: "Dank des entschlossenen Krisenmanagements der Regierung sieht es aktuell nicht schlecht aus", meint Kehler. Mit einer guten Speicherbefüllung, dem schnellen Bau der LNG-Terminals und den bislang erzielten Einsparungen sei man in einer guten Ausgangslage. "Am Ende wird es stark von der Kälte des Winters und der weiteren Disziplin bei der Absenkung des Gasverbrauchs abhängen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website