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Hirn-OP im Mutterleib bei Mädchen erstmals gelungen


Gefährliche Fehlbildung geheilt
Ärzten gelingt erste Hirn-OP im Mutterleib


02.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ultraschallbild von ZoeVergrößern des Bildes
Ultraschallbild eines Fötus im Mutterleib: Fehlbildungen am Gehirn erst nach der Geburt zu operieren, kann zusätzliche Risiken bergen. (Quelle: privat)

Sind Gefäße im Gehirn nicht richtig entwickelt, ist die Überlebenschance des Fötus oft schlecht. Ärzten ist nun erstmals eine OP bereits im Mutterleib gelungen.

Mediziner in den USA haben zum ersten Mal erfolgreich einen Fötus noch in der Gebärmutter an den Hirngefäßen operiert. Das kleine Mädchen litt an einer Fehlbildung der Großhirnvene, der sogenannten Vena-Galeni-Malformation, die unbehandelt zu schweren gesundheitlichen Problemen führt. Über die erste Patientin der Studie berichten sie im Fachmagazin "Stroke".

Vereinfacht gesagt, fließt durch diese angeborene Fehlbildung zu viel Blut in kurzer Zeit durch das Gehirn. Das Herz versucht das Problem auszugleichen, indem es seine Pumpleistung erhöht. Die Folge nach der Geburt ist in der Regel eine Herzinsuffizienz bis hin zum Herzversagen. Aber auch neurologische Schäden und andere Herz-Kreislauf-Probleme können entstehen.

Ultraschallgestützte OP verhindert Folgeschäden

Eine Vorsorgeuntersuchung des Fötus via Ultraschall hatte gezeigt, dass das Mädchen nach der Geburt mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit schwere Schäden erleiden werde, wie die Forschenden schreiben.

Um das Mädchen vor den Folgeschäden der Erkrankung zu bewahren, wählte das Team des Boston Children's Hospital und des Brigham and Women's Hospital einen neuen Weg. Sie operierten den Fötus unter Überwachung durch Ultraschall noch in der Gebärmutter. Der Grund: Der Blutdruck in dem sogenannten Plazentakreislauf, mit dem der Fötus vor der Geburt mit Blut versorgt wird, ist geringer als der Blutdruck des Babys nach der Geburt. Daher treten die Herz- und Hirnschäden üblicherweise erst nach der Geburt auf.

Darüber hinaus birgt die Operation bei Neugeborenen ein erhebliches Risiko einer Hirnschädigung – selbst durch sehr erfahrene Ärzte.

So lief die OP im Mutterleib ab

Für die Operation wurde der Fötus im Mutterleib so gedreht, dass der Kopf möglichst nahe an der Bauchwand lag. Anschließend erhielten beide, Mutter und Kind, ein Betäubungsmittel.

Um den erhöhten Blutfluss zu reduzieren, verschlossen die Operateure die fehlgebildeten Blutgefäße mit Metallspiralen, sogenannten Coils. Dieses Verfahren wird Embolisation genannt. Dafür wurde unter Ultraschallkontrolle eine spezielle Hohlnadel durch die Gebärmutterwand und in den Schädel des Fötus eingeführt. Insgesamt setzten die Ärzte 23 der Metallspiralen in die betroffenen Adern im Gehirn des Fötus ein.

Anschließend wurden Nadel und Katheter entfernt und die Mutter in stabilem Zustand in den Aufwachraum zurückgebracht.

Mutter und Kind überleben OP ohne Schäden

Die Operation zeigte direkten Erfolg: Der Blutfluss in der Großhirnvene des Fötus hatte sich deutlich verringert und es gab keine Anzeichen von Hirnblutungen oder verstopften Hirngefäßen.

Und auch nach der Geburt ging es dem Mädchen und seiner Mutter gut. Es wurden wiederholt Echokardiogramme durchgeführt, die stets eine deutliche Verbesserung der Herzleistung belegten. Zudem zeigten MRT-Scans weder eine Schädigung des Schädelknochens noch des Gehirns – sondern einen normalen neurologischen Befund.

"Wir erwarteten mit angehaltenem Atem die Geburt, um zu sehen, wie es dem kleinen Mädchen klinisch geht. Ich versuchte, meine Erwartungen zurückzuschrauben, aber es war schnell klar, dass sie sich gut entwickeln würde", erläutert Darren B. Orbach, der wissenschaftliche Leiter des Eingriffs, im Gespräch mit dem Fachjournal "Medscape". "Jetzt ist sie zu Hause und muss in den ersten Wochen mit Sauerstoff versorgt werden, aber im Moment ist ihr neurologischer Status völlig intakt und sie sieht im Grunde wie jedes andere Baby aus."

Erste Operation macht Hoffnung

Dass diese erste Operation im Mutterleib (in utero) so ein Erfolg ist, sei Dr. Orbach zufolge "äußerst aufregend". Föten, bei denen aufgrund der Vena-Galeni-Malformation nach der Geburt ein hohes Risiko für akute Schäden am Herzen und Gehirn bestehen, können jetzt mit hoher Zuverlässigkeit mittels MRT identifiziert und mit der neuartigen Intervention in der Gebärmutter behandelt werden, schlussfolgern die Mediziner.

"Wir hoffen, dass dieses Baby und andere mit dieser Erkrankung, die in Zukunft in utero operiert werden, ein normales Leben führen können."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • ahajournals.org: "Transuterine Ultrasound-Guided Fetal Embolization of Vein of Galen Malformation, Eliminating Postnatal Pathophysiology". (Stand: 04. Mai 2023)
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