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Wohnen in der Pandemie: Warum ein guter Draht zum Nachbarn wichtig ist


Wohnen in der Pandemie
Warum ein guter Draht zum Nachbarn wichtig ist

MeinungEine Kolumne von Ulrike Scheuermann

Aktualisiert am 09.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Zuhause: Beim Blick auf Grün tritt ein Entspannungseffekt ein. Das kann man auch in der eigenen Wohnung nutzen.Vergrößern des Bildes
Zuhause: Beim Blick auf Grün tritt ein Entspannungseffekt ein. Das kann man auch in der eigenen Wohnung nutzen. (Quelle: AleksandarNakic/getty-images-bilder)

Unser Wohnraum gewinnt gerade eine ganz neue Bedeutung. Was bisher zum Schlafen, Essen und Entspannen gut sein sollte, muss jetzt zudem fürs Arbeiten oder eine Rundumbetreuung der Kinder funktionieren – oder alles zusammen.

Geborgenheit ist in den eigenen vier Wänden das wichtigste Bedürfnis: Wir wollen uns sicher und heimelig fühlen. Das Zuhause soll unser Nest sein, der Berufsstress am besten draußen bleiben. Leider machen Sorgen und Probleme nicht vor der Wohnungstür halt, in Zeiten des Homeoffice und wenn die ganze Familie immer zu Hause ist, schon gar nicht.

Was wir dafür tun können, uns dennoch geborgen zu fühlen, erforscht zum Beispiel die Architektur- und Wohnpsychologie mithilfe der "Wohnzufriedenheit": In der modernen Architektur geht es weniger um Geborgenheit. Sie orientiert sich eher an ästhetischen Vorgaben wie klaren Linien, Transparenz, wenig Farbigkeit.

Was bedeutet überhaupt Geborgenheit?

Geborgenheit heißt Sicherheit. Bergen bedeutet "in Sicherheit bringen". Auf unseren Wohnraum bezogen heißt das, ein Zuhause zu haben. Einen Ort, der mit positiven Emotionen verbunden ist. Mit einer angenehmen, entspannenden Atmosphäre und dadurch auch einer Rückzugsmöglichkeit ins Private. Die Welt bleibt draußen. Geborgenheit gibt uns die Möglichkeit, uns zu erholen, auch im Schlaf.

Wie Sie für Geborgenheit in Ihrem Wohnraum sorgen können

Lärmschutz: Je ungestörter wir sind, desto geborgener fühlen wir uns. Das gilt nicht nur für den Lärm von der nächsten Straße, sondern auch für die Geräuschkulisse der Nachbarn. Je mehr Zeit man zu Hause verbringt, umso wichtiger wird Ruhe und umso aufmerksamer für und empfindlicher gegen Geräusche wird man.

Wir haben grundsätzlich die Fähigkeit, Geräusche auszublenden, wenn wir nicht auf sie achten oder uns über sie ärgern. Über das zu laute Radio der Nachbarn, die man eh nicht leiden kann, ärgert man sich sofort. Die Hörspiele des Kindes in der Wohnung obendrüber stören dagegen weniger, wenn man die Familie gerne hat.

Hier hilft Kontakt: Mit dem unsympathischen Nachbarn immer mal wieder ein paar freundliche Worte zu wechseln, hilft. Dann kann man auch ansprechen, dass etwas zu laut ist. Dabei muss man wissen, dass dies wiederum als Eingriff in die Privatsphäre empfunden werden kann. Der/die andere kann sich belauscht und negativ bewertet fühlen. Daher gilt, einfühlsam vorzugehen.

Schutz vor Einblicken: Ähnlich ist das Gefühl, dass andere in die Wohnung blicken könnten. Raumhohe Fenster sorgen zwar für Helligkeit, doch fühlen wir uns durch sie eher ungeschützt. Selbst wenn niemand reingucken kann, fühlt man sich Blicken ausgesetzt. Hier empfehle ich, mit Vorhängen, Plissees oder Schiebeelementen zu arbeiten.

Warme Farben: Weiß und grau sind schick, wie auch Metall oder Glas. Doch am wohlsten fühlt man sich nach den Erkenntnissen der Wohnpsychologie mit warmen Farben sowie Holz- und Naturmaterialien, Stoffen. Gelb-, Beige-, Orange- und Brauntöne, Farben, die im warmen Abendlicht zu sehen sind, sind gut für Ihre Geborgenheit.

Unterbrechungen: Große, glatte Flächen zeigen Klarheit, aber behaglicher fühlen wir uns, wenn sie unterbrochen werden. Durch ein Regal, einen Stoff, eine Mustertapete, ein Bild, einen Sessel.

Grün und Natur: Beim Blick auf Grün tritt schon nach wenigen Minuten ein Entspannungseffekt ein. Draußen reichen eine kleine Grünfläche oder ein paar Straßenbäume. Es genügt auch schon ein Blick auf das Grün einer Fototapete, auf ein Bild mit Naturansichten. Das fanden Wissenschaftler heraus, als sie die Genesungszeit von Patienten verglichen. Diejenigen mit Sicht auf Bäume, Blätter, Blumen und Zimmerpflanzen wurden schneller gesund, derselbe Effekt trat auch mit Bildern von Pflanzen oder künstlichen Blumen ein.

Geborgenheit in der Pandemie?

Alles, was uns hilft, entspannter zu sein, brauchen wir zurzeit besonders. Denken wir an unsere Geborgenheit in unserem Wohnraum. Legen Sie sich wieder bunte Kissen aufs Sofa, eine Kuscheldecke dazu oder eine gelbe Tischdecke auf den Tisch.

Es gibt den Trend zu Moosbildern und Pflanzenwänden. Über bunte statt weiße Servietten freuen sich nicht nur unsere Kinder, und Lichterketten machen nicht nur Weihnachten gute Stimmung.

Trauen wir uns wieder an Teppiche, Vorhänge, Zimmerpflanzen und Kerzen ran. Unsere Psyche und unser Körper werden es uns danken.

Ulrike Scheuermann ist Diplom-Psychologin und Bestsellerautorin. Seit 25 Jahren hilft sie Menschen dabei, ihr Leben mit modernsten Methoden der Psychologie innerlich frei und ohne Blockaden besser und gesünder zu gestalten. Ihre Self-Care- und Coaching-Programme finden in ihrer Akademie in Berlin und online statt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Herbert Reichl: Humane Lebenswelten. Eine Psychologie des Wohnens und des Planens. Institut für Wohn- und Architekturpsychologie, Ottnang 2014.
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