Herzerkrankungen: Tomatenpille könnte vor Herzkrankheiten schützen

Dass Tomaten aufgrund ihres hohem Gehalts an Lycopin gut fürs Herz sind, ist bekannt. Jetzt haben britische Forscher an der Universität Cambridge eine Tomatenpille entwickelt, die die Funktion der Gefäße verbessert und somit Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt. Die Ergebnisse ihrer Studie haben sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "PlosOne" veröffentlicht.

Durchgeführt wurde die Studie an 72 Erwachsenen. Die Gruppe teilte sich in 36 gesunde Probanden und 36 Herz-Kreislauf-Patienten. Ihnen wurden über einen längeren Zeitraum Tabletten verabreicht, die einen Extrakt an Lycopin enthielten. Dabei handelt es sich um einen Farbstoff, der in hoher Konzentration in Tomaten enthalten ist. Er gehört zur Gruppe der Antioxidantien, verbessert den Blutfluss in den Blutgefäßen und reduziert das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Gefäßschädigungen bei der Hälfte der Probanden

Wie die britische Studie zeigt, tritt dieser Effekt nicht nur beim Verzehr von frischem Gemüse auf, sondern kann scheinbar auch medikamentös unterstützt werden. Das wurde bei der Gruppe der Herz-Kreislauf-Patienten offenkundig. Alle von ihnen nahmen regelmäßig Statine (Cholestersenker). Im Vergleich zu den gesunden Probanden waren ihre Blutgefäße geschädigt. Dies konnten die Forscher durch eine Messung der Endothelfunktion am Unterarm feststellen. Unter dem Begriff Endothel versteht man die innerste Wandschicht von Lymph- und Blutgefäßen. Ist ihre Funktion gestört, kommt es zur Verengung der Blutgefäße und das Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Schlaganfall steigt.

Tomateninhaltsstoff Lycopin in Pillenform

Die Forscher fanden heraus, dass durch eine tägliche Gabe von sieben Milligramm Lycopin in Pillenform die Endothelfunktion der Herz-Kreislauf-Patienten normalisiert und über einen Zeitraum von zwei Monaten bis zu 53 Prozent verbessert werden kann. Allerdings hatte die Lycopinpille keinen Einfluss auf den Blutdruck oder die Blutfettwerte. Bei den gesunden Probanden konnte keine Wirkung auf die Gefäße festgestellt werden.

"Wir haben ganz klar gezeigt, dass Lycopin die Funktion der Blutgefäße bei Herz-Kreislauf-Patienten verbessert", ergänzte Studienleiter Dr. Joseph Cheriyan gegenüber dem britischen TV-Sender BBC. Daran erkenne man, wie wichtig der Wirkstoff für eine gesunde Ernährung sei, besonders bei Menschen mit erhöhtem Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfall. Der Mediziner gibt jedoch zu bedenken, dass eine tägliche Tomatenpille kein Ersatz für andere Behandlungen sei, sondern diese nur ergänzen könne.

Weitere Studien sind erforderlich

Professor Jeremy Pearson, stellvertretender Ärztlicher Direktor der British Heart Foundation (Britische Herz Stiftung), wies gegenüber der BBC darauf hin, dass weitere Studien erforderlich seien, um die Erkenntnisse der Studie für eine medikamentöse Therapie verwertbar zu machen und sie für Risikopatienten klinisch nutzbar zu machen.