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Alina Lipp auf Telegramm: Einst bei den Grünen, jetzt Putins Infokriegerin


Berichte von der russischen Front
Putins deutsche Infokriegerin

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 19.04.2022Lesedauer: 10 Min.
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Alina Lipp: Die Deutsche verbreitet aus dem Donbass Putins Version von der "Befreiung" und "Entnazifizierung" der Ukraine. Die Zahl ihrer Abonnenten auf Telegram steigt rapide.Vergrößern des Bildes
Alina Lipp: Die Deutsche verbreitet aus dem Donbass Putins Version von der "Befreiung" und "Entnazifizierung" der Ukraine. Die Zahl ihrer Abonnenten auf Telegram steigt rapide. (Quelle: Sputnik/Alexei Druzhinin/Kremlin, Telegram/NeuesausRussland, Montage: t-online.)

Jenseits der Frontlinie gibt es wenige Journalisten, die über den Ukraine-Krieg berichten. Eine Deutsche sendet Eindrücke von der anderen Seite. Aus Donezk berichtet sie voll auf Kreml-Kurs.

Im Frühjahr 2016 gab es im holzgetäfelten Sitzungssaal des Hannoveraner Rathauses auf jedem Platz Fair-Trade-Schokolade. Der Umweltausschuss tagte, und ein Mitglied freute sich besonders. Alina Lipp, für die Grünen im Gremium, fotografierte die politisch korrekte Süßigkeit und schrieb zum Foto: "Mit fairem Handel Armut reduzieren – Fluchtursachen bekämpfen".

Heute freut sie sich, dass sie in Donezk deutsche Haferflocken im Supermarkt entdeckt und hat kein Problem mit dem Krieg von Wladimir Putin, vor dem Hunderttausende fliehen. Dazu verbreitet sie auf Telegram manche frei erfundene Geschichte etwa über Kanzler Scholz als Enkel eines Waffen-SS-Generals oder ein Fake-Video eines angeblichen Todschlags in Euskirchen.

Putin ist für die 28-Jährige ein "Befreier", sie ist aus dem Donbass eine wichtige PR-Stimme für den Krieg des Kreml-Chefs geworden. Mehr als 130.000 Abonnenten hat sie inzwischen***. Zuvor hat sie In Russland in den Monaten vor der Zuspitzung einflussreiche Strippenzieher kennengelernt, Tage vor dem Einmarsch war sie in Moskau zu einem Ukraine-Treffen mit führenden Strategen und Infokriegern.

Mit Kriegsheld "Texas" auf Tour

Im Donbass fotografierte sich Lipp mit einem von den Separatisten als Kriegsheld gefeierten Amerikaner, der als Drogendealer in den USA verurteilt wurde und sich seit Jahren offen als Propagandakämpfer versteht. "Alina ist auf unserer Seite", sagt er.

Wer ist die Frau, die bei der größten "Querdenker"-Demo in Berlin backstage hinter der Bühne war, nun mit Stahlhelm in Frontnähe vor der Kamera steht und in der Ukraine auf einer Fahndungsliste steht?

Lipp sagt, sie sei "gegen Ungerechtigkeit", sie zeige deshalb "die andere Seite", sie sei "unabhängig". Sie nennt sich sogar "Friedensjournalistin". Sie erzählte zugleich, dass sie als "offizielle Kriegskorrespondentin" für den russischen staatlichen Medienkonzern Rossiya Segodnya (Russland heute) tätig sei.

Alina Lipp hat sich wegen dieser Äußerung Tage nach Erscheinen des Artikels gemeldet*: Sie habe nie "ein Angestelltenverhältnis" mit Medienunternehmen in Russland gehabt – was auch keiner behauptet hat. Sie sei von Rossiya Segodnya angesprochen worden, ob sie Streams aus Donezk für den deutschsprachigen Kanal beisteuern könne. Den Begriff "offizielle Kriegskorrespondentin" habe sie genutzt, weil sie sich gefreut habe, nicht mehr nur als Privatperson dort zu sein.

Es seien auch überhaupt nur vier deutschsprachige Videos von ihr vom russischen Staatssender veröffentlicht worden. Allerdings düfen die Kreml-Medien und ihre Tochtergesellschaften seit dem 2. März auch gar nicht mehr in der EU ihre Videos verbreiten. Seither war sie aber etwa Talk-Gast im russischen Fernsehen, wo sie verzerrte Darstellungen über die Stimmung in Deutschland präsentierte.

Vor der Veröffentlichung hatte sie Fragen nur beantworten wollen, wenn sie den kompletten Text vorab zu lesen bekommt. Einer derartige Freigabe ist bei westlichen Medien völlig unüblich.

Doch wer im Netz als Influencerin auftritt, über den ist vieles bekannt. Da ist Lipp keine Ausnahme.

Vater Russe, Mutter Deutsche

Im Netz erfährt man, dass Alina Lipp ein Kind deutsch-russischer Freundschaft ist: Ihre deutsche Mutter und ihr russischer Vater lernten sich bei einer mehrwöchigen Ostsee-Regatta kennen, kurz vor dem Mauerfall. Gorbatschows Perestroika machte die Liebe möglich.

Der Vater ist inzwischen auf die Krim ausgewandert. Die Halbinsel wurde 2014 von Russland annektiert, mithilfe von "kleinen grünen Männchen", die sich später als russische Soldaten herausstellten. Es gibt aber weltweit Vereine von Krim-Freunden, die eine andere Lesart vertreten und für eine "Freundschaft mit Russland" werben. Faktisch bedeutet das eine unkritische Nähe zur russischen Führung und Stimmungsmache gegen den Westen und die USA. Alina Lipp ist im Vorstand dieser deutschen "Freunde der Krim".

Alina Lipp ist in manchen Videos und Videokonferenzen zu sehen, und im Hintergrund sind Detonationen oder Schüsse zu hören. Strom und WLAN in ihrer Wohnung in Donezk fielen während Übertragungen aus. Auch die Stadt wird beschossen, von Ukrainern.

Das ist der Krieg, den sie zeigt. Und Bewohner aus Dörfern, die jetzt vom russischen Militär und Volksmilizen erobert wurden und wo Menschen vor der Kamera sagen, sie seien froh und dankbar. "Befreiung", das ist das russische Narrativ. Unterwegs ist sie oft mit Russel Bentley, den sie im Donbass wegen seiner Herkunft "Texas" nennen, und der so bekannt ist, dass er Autogramme geben und für Selfies bereitstehen muss.

Raus bei den "anti-russischen" Grünen

Der amerikanische Kommunist will "höchstens im Panzer" zurück in die USA, nachdem er zum Kämpfen 2014 in den Donbass gereist ist. Er diente sich als Sniper an, und Videos zeigen, dass ihm das Spaß machte. Inzwischen sagt er, dass er mit Worten besser kämpft, er hat umgesattelt zum Medienkrieger. Während Lipp von der Front eher sachlich-nüchtern berichtet, überschlägt sich "Texas" beim gleichen Einsatz fast. Ein bizarres Video ging viral. Kurz danach wurde sein YouTube-Kanal gesperrt.

Bis zum Kriegsgebiet in der Ukraine war es ein langer Weg für Lipp. Auf der Krim war sie 2016 für ein Forschungsprojekt an der Zweigstelle der Moskauer Lomonossov-Universität. Sie kam zurück, sie machte einen Bachelor-Abschluss in Umweltsicherung und ihren Master in Nachhaltigkeitswissenschaft. In den Umweltausschuss nach Hannover und zu den Grünen kam sie nicht mehr zurück.

"Ich hatte festgestellt, wie anti-russisch die Grünen eingestellt sind, und es nicht möglich ist, sie zu überzeugen", erzählt sie in einem Video. Sie ist kein Mitglied mehr bei den Grünen, heißt es aus der Partei. Sie war es aber bis 2020, berichtet "Correctiv.org".

Alina Lipp: "Staatsfeind" der Ukraine?

Damals als Grüne ist sie also schon "Glücklich auf der Krim": So nennt sie Anfang 2019 zumindest ihren YouTube-Kanal. Auf der Krim gebe es noch richtige Russen, findet sie, da sei "alles noch ein bisschen wie in der Sowjetunion, man ist sehr auf das Zwischenmenschliche fixiert". In Sibirien hatte ihr jemand gesagt, die Menschen in Moskau und St. Petersburg orientierten sich zu sehr am Westen.

Ende 2019 vertritt sie die deutschen "Freunde der Krim" in Jalta bei der Konferenz der internationalen Krimfreunde. "Es sind unheimlich viele wichtige Leute auch von der Regierung aus Moskau gekommen", berichtet sie da. Westliche Ausländer auf der Krim verschaffen Russlands Krim-Politik Legitimation.

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Die Teilnehmer können schnell als "Staatsfeinde" der Ukraine gelten. Lipp steht seit dem 11. November auf einer solchen Liste. Der öffentliche Pranger mit Geheimdienstbezügen wird offiziell privat betrieben und von der deutschen Bundesregierung "in aller Deutlichkeit verurteilt". Sie fordert von der Ukraine, auf die Löschung hinzuwirken, hieß es 2019 in einer Antwort auf eine Linken-Anfrage.

Die "Straftaten", die Lipp dort vorgeworfen werden, nennen sich etwa "Zusammenarbeit mit prorussischen Terrororganisationen", "Teilnahme an Propagandaaktivitäten Russlands" oder "Teilnahme an Versuchen zur Legalisierung der Besetzung der Autonomen Republik Krim durch russische Invasoren".

Selbsternannte Diplomaten

Teilnehmer der Krim-Reisen nennen ihr Tun selbst eher "Volksdiplomatie". Der erste Vorsitzende von Lipps Krim-Freunde-Verein ist oberster deutscher Volksdiplomat. Er heißt Andreas Maurer, stammt aus Kasachstan und ist ein in Deutschland weitgehend unbekannter Kommunalpolitiker ehemals von der Linken.**

In Russland ist das anders: In den russischen Staatsmedien ist er ein Promi und immer wieder Interviewgast. Als Ratsmitglied in der Kleinstadt Quakenbrück hatte der inzwischen wegen Wahlbetrugs verurteilte Maurer eine Resolution eingebracht, die die Krim als Teil Russlands anerkennen sollte.

Haben Sie Hinweise zu einem unserer Artikel? Verfügen Sie über Einblicke in Bereiche, die anderen verschlossen sind? Möchten Sie Missstände mithilfe unserer Reporter aufdecken? Dann kontaktieren Sie uns bitte unter hinweise@stroeer.de.

Der nächste, der mit dem Thema Krim-Anerkennung ähnliche Schlagzeilen machte, heißt Hendrik Weber, stammt aus NRW und ist ein guter Bekannter von Maurer und Alina Lipp. Weber ist Vorsitzender der "Volksdiplomatie Norwegen" und wurde für eine marxistische Partei Gemeinderat.

Er war Leiter einer vermeintlichen "diplomatischen Delegation" Norwegens, die verkündete, dass die Besetzung der ukrainischen Halbinsel durch Russland legitim ist. So ging es 2018 groß durch russische Medien. Jetzt hat er den "Volksrepubliken" zur Anerkennung gratuliert.

Alina Lipp bei der Außenamtssprecherin

Zusammen mit Alina Lipp ist er am 21. September 2021 bei einer der mächtigsten Frauen Russlands zu Gast. Sie sitzen bei Maria Sacharowa, Leiterin der Abteilung für Information und Presse und Sprecherin des russischen Außenministeriums. Die EU hat Sacharowa am 23. Februar 2022 auf die Sanktionsliste gesetzt – als eine "zentrale Figur der Regierungspropaganda". Lipp schreibt über das Treffen, sie hätten über die Krim geredet – und über den Donbass.

Lipp kehrt vorerst nicht zurück auf die Krim. "Die Krim ist doch schon Russland, darum ist es ruhig geworden", sagt sie in einem Video. Kein Streitthema mehr?

Gestritten wird um den Donbass. Anfang November kommt Lipp in Donezk an, am 5. November eröffnet sie ihren Telegram-Kanal. Einige Tausend Abonnenten sammelt sie bis Mitte Februar. Aus dem Donbass schildert sie ihre Eindrücke, wie schlecht es der Zivilbevölkerung gehe – wegen der Ukrainer, die immer zuerst feuerten, wie sie behauptet.

Der Westen spreche jetzt erst von Krieg, dabei dauere der seit acht Jahren an, und Deutschland habe sich nicht für die Toten und Opfer dort interessiert. Das soll die Empörung über Putins Angriffskrieg als Doppelmoral erscheinen lassen.

Noch am 27. Februar fragt sie: "Kann es ein Fehler sein, ein Land zu befreien, in dem Tausende Menschen getötet worden sind?" Putin rette Leben, und er schieße nicht auf Zivilisten. Das ist inzwischen vielfach widerlegt. Durch Lipps Brille sind die ukrainischen "Nazi-Truppen" schuld, weil die sich hinter Zivilisten verschanzten.

Doch was ist dran an der Behauptung, der Westen habe weggeschaut bei Verbrechen im Donbass? Von Donezk und Luhansk, die sich unter kräftiger russischer Hilfe 2014 zu eigenständigen Republiken erklärt hatten, war in westlichen Medien tatsächlich lange nur zu hören, wenn mal wieder ein Waffenstillstand vereinbart oder gebrochen wurde. Dabei flogen weiter Kugeln und Geschosse, es wurde Wasser- und Stromversorgung lahmgelegt, Wohnhäuser in der grauen Zone am Rand der selbsternannten Volksrepublik wurden beschädigt.

Für Menschen dort ein Leben in ständiger Angst.

2021 starben im Donbass-Konflikt 25 Zivilisten

Aber in weiten Teilen der "Volksrepubliken" ging das Leben seinen normalen Gang, Russland selbst versuchte, von dort den Eindruck völliger Normalität zu vermitteln.

Der Konflikt war auch quasi eingefroren, es gab kaum noch zivile Opfer: Laut Vereinten Nationen waren es 25 Tote im gesamten Jahr 2021, nach 26 im Jahr 2020.

So viele Zivilsten sterben jetzt vielleicht bei einem einzigen russischen Raketenangriff. Und Alina Lipp verbreitet unverdrossen das Putin-Narrativ, dass Russland gegen einen "Genozid" des ukrainischen "Nazi-Regimes" vorgehen muss.

Doch mit ihrer Botschaft trifft sie einen Nerv bei Menschen, die dem Westen oder westlichen Regierungen kritisch gegenüberstehen. Wie eine aktuelle Analyse des deutschen Thinktanks CeMAS zeigt, wird unter den zehn reichweitenstärksten deutschsprachigen verschwörungsideologischen Telegram-Kanälen während der ersten Kriegswoche mehrheitlich die Position Russlands und Putins vertreten. CeMAS beobachtet Desinformation und Radikalisierungstendenzen in sozialen Medien.

Lipps Kanal war dabei zuletzt mehrfach der am stärksten wachsende deutschsprachige Kanal. An manchen Tagen hat Lipp bis zu 10.000 Abonnenten gewonnen, sie hatte dann schnell die 100.000 erreicht und geht nun auf die 150.000 zu.

"Querdenker" teilen Lipp-Beiträge

Das liegt auch daran, dass reichweitenstarke Kanäle der "Querdenker"-Bewegung ihre Postings aufgreifen und teilen.

Diese Sympathien sind gegenseitig. Wir springen damit noch einmal zurück in der Zeit, weil das vielleicht auch ihre Entwicklung erklärt: Am 29. August 2020, bei der größten Anti-Corona-Demo in Berlin überhaupt, ist Alina Lipp backstage hinter der Bühne zwischen "Querdenken"-Gründer Michael Ballweg und Fußball-Weltmeister Thomas Berthold.

Sie macht ein Selfie mit der Anti-Impf-Ikone Robert F. Kennedy Jr., dem Stargast. Und sie feiert die Rede von Ralph T. Niemeyer, dem Ex-Mann von Sahra Wagenknecht. "Grandios."

Niemeyer sagte: "Wir müssen jetzt sehen, dass wir den Friedensvertrag für Deutschland endlich verhandeln." Und: "Wir gehen hier nicht weg, bis wir Artikel 146 durchgesetzt haben." Eine neue souveräne Verfassung für Deutschland sei nötig und vor allem Frieden auch mit Russland.

Bei der Demo beginnt Lipps nächstes deutsch-russisches Projekt. Sie lernt Sergej Filbert kennen, der den YouTube-Kanal "Stimme Deutschlands" betreibt. Filbert hat rund 500.000 Abonnenten und übersetzt vor allem russlandfreundliche Reden deutscher Politiker ins Russische, aber auch etwa Aussagen von Ken Jebsen.

Filbert und Lipp starten nun "Druschba FM" für Interviews vor allem mit Nato-Kritikern und Verfechtern einer Russland-Nähe. Es sind immer die gleichen Namen, die zusammenkommen: Hermann Ploppa, Dirk Pohlmann, Wolfgang Effenberger, Owe Schattauer.

In Video Hilferuf an Russland

Eigentlich hatte Filbert von Lipp ein Video zur großen Berlin-Demo erbeten. Das kam auch von ihr: Sie bittet darin auf russisch um Hilfe und schildert schlimme Zustände in Deutschland. Medien würden völlig verzerrt berichten.

Die wohlhabende Elite habe Deutschland jahrzehntelang in einen totalitären Staat verwandelt, durch Corona habe es sich verschärft. Sie unterstreicht, dass vor der russischen Botschaft in Berlin bereits Hunderte Putin um Hilfe gebeten hätten. Die herrschende Elite verhindere seit Jahrzehnten eine Annäherung zwischen Russland und Deutschland.

Niemeyer, der Ex von Wagenknecht, ist um diese Zeit herum offenbar ihr Chef. Er will Projekte zur Wasserversorgung der Krim mit russischen Partnern und dem Know-how seiner Firma ArtAqua angehen, Lipp war dort Internationale Projektkoordinatorin.

Inzwischen ist sie das nicht mehr, im Netzwerk Xing gibt sie an, Geschäftsführerin eines Deutsch-Russischen Umweltinstituts DEURU zu sein. Darüber ist im Netz sehr wenig zu finden. Es soll auf der Krim "Menschen zusammenbringen, damit die feststellen, es stimmt alles nicht, was die Medien berichten", erklärte sie.

Bei Treffen mit Infokrieg-Spezialisten

Am 15. Februar, wenige Tage vor Beginn der Invasion, ist sie im Kreis von Menschen, die Spezialisten darin sind, Misstrauen an westlichen Darstellungen zu säen. Sie ist dafür nach Moskau gereist zur Konferenz "Geopolitischer Krieg des Westens gegen Russland: Fall Ukraine". Es sind nur rund zwei Dutzend Teilnehmer bei der Veranstaltung der russischen Gesellschaftskammer (OPRF), aber die sind handverlesen.

St. Petersburgs Fernsehchef Alexander Malkewitsch ist dabei, er ist auch Leiter der ORPF-Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Verbreitung falscher Informationen, der öffentlichen Kontrolle und der Internetsicherheit. Malkewitsch ist in den USA aufgeflogen, weil er für die unter Sanktionen stehende russische Troll-Fabrik "Internet Research Agency" an einer Fake News-Seite "USA Really" arbeitete.

Rechts neben Lipp sitzt Johan Bäckman, Finne in russischen Diensten, der etwa dem Berliner AfD-Abgeordneten Gunnar Lindemann einen Orden für die Verdienste um den Donbass verliehen hat. Auf der Konferenz nennt er die Nato eine "Terrororganisation".

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Zu Lipps Linken spricht Thomas Röper von anti-spiegel.ru, der in Russland lebende Herausgeber von Putin-Reden auf Deutsch. An jedem Platz liegt ein "Fact checking"-Buch, das die Weißhelme in Syrien verunglimpft.

Es stammt von Maxim Grigoriev, einem Mann, der auch in der Runde sitzt und im Syrienkrieg russischer Aktivposten war. Grigoriev hat eine zentrale Rolle gespielt, bei den Vereinten Nationen den russischen Giftgas-Einsatz in Douma zu widerlegen.

In der Runde sind außerdem diverse Mitglieder der eurasischen Bewegung des faschistischen Ideologen Alexander Dugin, die westliche Staaten unter russische Führung bringen will, unter anderem seine Tochter Daria Platonova, so etwas wie seine Stellvertreterin,

Abonnenten gegen Kommentar-Möglichkeit

Wie viel Lipp aus der Runde mitnimmt, ist unklar. Sie erzählt aber, sie habe in Moskau parallel zur Konferenz viele Gespräche gehabt, die sie weitergebracht hätten. Kurz vor Anerkennung der "Volksrepubliken" und dem Start des Angriffskriegs wird hier offenbar entschieden, dass sie Beiträge für die staatliche russische Medienholding machen soll.

Dabei ist sie nicht auf sich allein gestellt. Sie berichtet auch von einem Kameramann, sie kann offenbar sogar auf Unterstützung für ihren Telegram-Kanal zurückgreifen. Das schrieb sie, als sie zur Abstimmung stellte, die Kommentarfunktion freizuschalten: "Ich beauftrage Admins damit, die Trollkommentare zu löschen." Muss sie aber nicht, zwei Drittel stimmten dagegen, kommentieren zu können.

Es gibt die Putin-Zustimmung ohne Widerspruch.

*Die an dieser Stelle folgende Passage mit ihrer Darstellung zur Zusammenarbeit mit den russischen Staatsmedien wurde am 25. März ergänzt.
**An dieser Stelle hatten wir zunächst geschrieben, Maurer sei Kommunalpolitiker der Linken. Nach Angaben aus der Partei wurde er jedoch 2019 ausgeschlossen.
*Die Abonnentenzahl wurde am 19. April aktualisiert.

Verwendete Quellen
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