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Kevin Kuranyi über sein Karriereende und Geld: "Ich fahre einen Golf 6"


Kevin Kuranyi über Geld
"Heute fahre ich einen Golf 6"

  • Christine Holthoff
InterviewVon Christine Holthoff

Aktualisiert am 12.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Kevin Kuranyi: Als Spielerberater hat der ehemalige Fußballprofi auch die Zeit nach den Karrieren seiner Schützlinge im Blick. (Quelle: Robin Rudel/dpa)

Als Profis verdienen sie Millionen, doch mit dem Karriereende fallen viele Fußballer in ein Loch. Nicht so Kevin Kuranyi. Ein Gespräch über Geld und was am Ende wirklich zählt.

Wer es im Fußball zu etwas bringt, hat ausgesorgt. Das zumindest glaubt der Großteil derer, die das Geschäft nur von außen kennen. Und dieser Schluss liegt auch nahe: 1,8 Milliarden Euro zahlten die Vereine der 1. und 2. Fußball-Bundesliga zuletzt pro Saison für Spieler und Trainer. Selbst wer da nicht wie die Bayern-Profis Manuel Neuer und Josua Kimmich mit einem Jahresgehalt von 18 Millionen Euro zu den Bestverdienern der Liga zählt, braucht über mangelnde Einkünfte nicht zu klagen. Nur: Bricht die Haupteinnahmequelle mit Mitte 30 weg, haben viele Fußballer keinen Plan B.

Einer, dem das nicht so geht, ist Kevin Kuranyi. Der ehemalige Bundesligaprofi und deutsche Nationalspieler hat schon früh an das Leben nach der Karriere gedacht und sein Geld langfristig angelegt. t-online sprach mit ihm über den schwierigen Übergang vom Aktiven zum Fußballrentner, lohnende Investments und worauf es im Leben wirklich ankommt.

t-online: Herr Kuranyi, als Profifußballer in der 1. Bundesliga verdient man im Laufe der Karriere Millionen. Wie schlimm kann das Leben danach schon sein?

Kevin Kuranyi: Das stimmt. Wer 10, 15 Jahre als Profi spielt, verdient gutes Geld. Danach hat man aber noch rund 50 Jahre vor sich. Dieser Übergang ist für alle Fußballer das Schwierigste. Viele fallen nach der Karriere in ein Loch, wissen nichts mit sich anzufangen. Und es gibt immer wieder auch Profis, die im Alter pleite sind.

Aber wie ist das möglich? Mit einem Profigehalt sollte es doch ein Leichtes sein, Geld zur Seite zu legen.

Ist es theoretisch auch. Aber viele beschäftigen sich mit diesen Fragen erst kurz vor dem Karriereende. Das liegt auch am fehlenden Wissen im Umgang mit Geld. Da bräuchte es mehr Betreuung. Viele Spielerberater wollen nur ihr Geld sehen – was nach der Karriere der Spieler kommt, ist ihnen egal.

Sie sind inzwischen selbst als Spielerberater mit eigener Agentur tätig. Beherzigen Sie, was Sie gerade gefordert haben?

Auf jeden Fall. Da ich selbst viel gesehen und miterlebt habe, versuche ich, das an die jungen Spieler weiterzugeben. Wir erstellen für sie nicht nur einen Karriereplan, sondern auch einen Nach-der-Karriereplan. Das Wichtigste ist, langfristig zu denken und sein Geld früh sinnvoll anzulegen.

Wie lässt man sein Geld denn am besten für sich arbeiten?

Ich hatte das Glück, dass mein Vater als Immobilienmakler gearbeitet hat. Er konnte mir Tipps geben, wie ich mein Geld in Häuser und Wohnungen investiere. Heute vermiete ich mehrere Immobilien in Deutschland und Brasilien. Und ich habe während meiner Karriere drei Lebensversicherungen abgeschlossen. Damals gab es noch gute Konditionen, das hat sich gelohnt.

Heute sieht das leider anders aus. Viele Lebensversicherungen werfen keine guten Erträge mehr ab, Immobilienkäufe brechen ein, weil die Bauzinsen steigen. Was raten Sie Sparern ohne Profifußballer-Budget?

Wichtig ist, nicht auf schnelles Geld aus zu sein. Sonst gerät man unter Druck. Und man sollte sich erst mal mit den Produkten beschäftigen, bevor man investiert. So gewinnt man Sicherheit. Ohne ein gewisses Risiko geht es aber nicht, wenn man eine größere Rendite erreichen will.

Was heißt das konkret?

Ich empfehle, 50 Prozent des Geldes, das man zum Anlegen übrig hat, in sichere Produkte wie Festgeld oder deutsche Staatsanleihen zu stecken. Die andere Hälfte kann man dann riskanter investieren, etwa in Aktienfonds und ein bisschen in Gold. Ich persönlich besitze auch Bitcoins, aber auch da gilt: erst informieren, dann anlegen.

Zur Person

Kevin Kuranyi (41) begann seine Karriere als Profifußballer 2001 beim VfB Stuttgart und absolvierte 275 Spiele in der 1. Bundesliga, zuletzt für die TSG 1899 Hoffenheim. Von 2010 bis 2015 stand der gebürtige Brasilianer bei Dynamo Moskau unter Vertrag. Kuranyi kommt auf 52 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft, mit der er 2008 Vize-Europameister wurde. Nach dem Karriereende 2017 gründete er eine Agentur für Sportmanagement und ist als Spielerberater sowie TV-Experte tätig.

Viele Deutsche lassen ihr Geld einfach auf dem Girokonto oder Sparbuch liegen, weil ihnen Börse und Co. zu unsicher sind. Was entgegnen Sie denen?

Ich kann die Sorge durchaus verstehen. Gerade mit kleinem Gehalt ist es aktuell unglaublich schwierig, über die Runden zu kommen, weil alles so teuer geworden ist. Das sichere Gefühl, wenn man das Geld einfach liegen lässt, trügt aber. In Wirklichkeit bezahlen wir die Bank dafür, dass unser Geld immer weniger wird.

Sicherheit scheint aber auch Ihnen wichtig zu sein. Als Sie 2010 zu Dynamo Moskau wechselten, statt bei Schalke zu verlängern, spielte auch die Absicherung Ihrer Familie eine Rolle. Ging es Ihnen also nur ums Geld?

Nicht nur, aber es war ein Grund, ja. Ich finde es schade, dass Fußballer, die in eine weniger angesehene Liga wechseln, so tun, als ginge es ihnen allein darum, sich sportlich weiterzuentwickeln. Das stimmt einfach nicht. Hätte ich das gewollt, wäre ich nach England, Frankreich oder Spanien gegangen. Mir ging es vor allem darum, meiner Familie ein gutes Leben zu bieten. Also habe ich mich sozusagen für einen Job bei einem kleineren Unternehmen entschieden, bei dem ich aber zwei- bis dreimal so viel verdient habe.

Das klingt alles sehr überlegt, beinahe spießig. Haben Sie während Ihrer Profikarriere denn nicht auch mal Geld auf den Kopf gehauen?

Ich habe bestimmt für viel Mist Geld ausgegeben, mir auch mal Urlaub auf einer Jacht gegönnt. Teure Autos besitze ich zum Beispiel aber nur noch als Wertanlagen. Heute fahre ich Golf 6 und freue mich, dass er mich von A nach B bringt.

Welchen Tipp haben Sie für junge Spieler, die gerade ihr erstes Profigehalt kassieren?

Das Erste, was ich machen würde, sobald genug Geld da ist: den Eltern ein Haus kaufen und sie darin leben lassen. Das tut der eigenen Seele gut und man hat etwas Handfestes, das in 10, 20, 30 Jahren wahrscheinlich noch wertvoller ist.

Stichwort 30 Jahre: Was sehen Sie, wenn Sie an sich als Rentner denken?

Einen zufriedenen Menschen, der versucht, sich Tag für Tag weiterzuentwickeln und andere glücklich zu machen. Manchmal reicht ja schon ein Lächeln, damit ein Tag gut wird. Und das kostet nicht mal was.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Kevin Kuranyi
  • statista.de: "Statistiken zum Einkommen im Profisport"
  • guardian.com: "More than 500 footballers may have lost up to £1bn due to bad advice"
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