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Ukraine | Rheinmetall verzehnfacht Produktion und gibt Anzahl an Werken bekannt


Deutscher Rüstungskonzern
Rheinmetall verzehnfacht Produktion von Artilleriemunition

Von dpa, afp
Aktualisiert am 14.03.2024Lesedauer: 4 Min.
Ukrainische Artillerie schießt auf russische Ziele: Russland ist im Ukraine-Krieg aktuell in der Offensive.Vergrößern des BildesUkrainische Artillerie schießt auf russische Ziele: Russland ist im Ukraine-Krieg aktuell in der Offensive. (Quelle: IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy/imago-images-bilder)
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Ob Panzer, Artillerie oder großkalibrige Munition: Rheinmetall spielt im Waffengeschäft eine wichtige Rolle. Das Geschäft soll in Zukunft weiter steigen.

Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall steht vor einer Verzehnfachung seiner Produktion von Artilleriemunition. Vor dem Ukraine-Krieg habe man etwa 70.000 Geschosse pro Jahr verkauft, inzwischen sei die Nachfrage massiv gestiegen, sagte Vorstandschef Armin Papperger in Düsseldorf und fügte mit Blick auf die beabsichtigten Produktionskapazitäten Ende 2024 hinzu: "Wir gehen in eine Größenordnung von 700.000 Schuss."

Dabei soll es nicht bleiben, durch eine neue Produktionsstätte im niedersächsischen Unterlüß und weitere geplante Werke in der Ukraine und Litauen soll dieser Wert bis 2027 auf 1,1 Millionen steigen. Vorerst wurde von zwei Werken in der Ukraine berichtet, mittlerweile hat der Konzern vier davon angekündigt, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet.

Rheinmetall: Sind größter Hersteller von Artilleriemunition im Westen

Mit Blick auf die schwache Nachfrage nach den 155-Millimeter-Geschossen vor dem Krieg sagte Papperger: "Keiner hat irgendwelche Läger gefüllt, weil man zum damaligen Zeitpunkt geglaubt hat, dass man mit Artilleriemunition nicht sonderlich effektiv arbeiten kann, weil es ja Nuklearwaffen gibt." Diese Annahme habe sich durch den Ukraine-Krieg überholt. "Nuklearwaffen setzt ja zum Glück niemand ein."

Rheinmetall ist nach eigener Darstellung der größte Hersteller von Artilleriemunition in der westlichen Welt, zu den Konkurrenten gehört das norwegische Unternehmen Nammo. Die Ukraine benötigt derzeit dringend Artilleriemunition, um sich gegen den russischen Aggressor wehren zu können. Dabei setzt Kiew auch auf Rheinmetall. Auf die Frage nach der Liefermenge für die Ukraine sagte Papperger: "Es gehen mehrere Hunderttausend Schuss von Rheinmetall in die Ukraine." Konkreter wurde er nicht.

Im Geschäft mit der großkalibrigen Munition wird Rheinmetall bald vermutlich einen neuen Großauftrag des Bundes vermelden. "Die Bundesrepublik Deutschland will Rheinmetall einen Rahmenvertrag geben über 2,2 Millionen Schuss Artillerie", sagte der Manager. Für die Auslieferung sei ein Zeitraum von zehn Jahren vorgesehen.

Rheinmetall verkauft Panzer, Artillerie, Flugabwehr, Militär-Lastwagen und Munition. Der Verwaltungssitz ist in Düsseldorf und das größte Werk im niedersächsischen Unterlüß. Der Konzern beschäftigt rund 23.000 Menschen.

Glänzende Jahreszahlen

Papperger stellte Jahreszahlen für 2023 vor, die positiv ausfielen. Der Umsatz legte um 12 Prozent auf rund 7,2 Milliarden Euro zu, beim Nettogewinn wurde ein Plus von neun Prozent auf 0,6 Milliarden Euro verbucht. Dieses Jahr peilt Rheinmetall einen Umsatz "in der Größenordnung von 10 Milliarden Euro" an – das wäre Plus von circa 40 Prozent. Papperger ist überzeugt, dass das Wachstum auch danach weitergeht. "Ob es nun fünf oder sieben oder acht Jahre sind – ich sehe das Potenzial, dass wir bei 20 Milliarden Euro Umsatz sind."

Wie gut die Aussichten der Waffenschmiede sind, lässt sich auch am Auftragsbestand sehen, der binnen eines Jahres von 26,6 Milliarden Euro auf 38,3 Milliarden Euro in die Höhe schnellte und damit so hoch war wie noch nie in der Unternehmensgeschichte.

Der Vorstandschef begründete die positiven Aussichten mit einer veränderten Haltung der Politik, die inzwischen der Auffassung sei, "dass wir eine Menge tun müssen, weil zu viel Unsicherheit auf der Welt ist". Als Beispiele hierfür nannte er nicht nur den Ukraine-Krieg, sondern auch den Gaza-Konflikt und die Huthi-Angriffe am Roten Meer. Nach seiner Ansicht wird dadurch verdeutlicht, dass westliche Demokratien wehrhafter sein und dementsprechend mehr Geld in ihre Verteidigung stecken müssen. An der Börse kamen die Zahlen gut an, der Aktienkurs stieg deutlich und erreichte einen Rekordwert. Ein Papier ist inzwischen mehr als viermal so viel wert wie vor Ausbruch des Ukraine-Krieges.

Branchenkritik an der Politik

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg brachte die Bundesregierung 2022 ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro auf den Weg, um die Bundeswehr zu modernisieren und Läger zu füllen. Rheinmetall war Profiteur dieses Geldtopfes. Doch die Stimmungslage in der Branche ist verschieden: Während Papperger voll des Lobes über die Bundesregierung ist, sind andere Firmenvertreter unzufrieden. So sagte die Chefin des Panzergetriebe-Herstellers Renk, Susanne Wiegand, unlängst dem "Handelsblatt", dass Deutschland vergleichsweise wenig bestelle. "Mit einer Rückkehr zur Vollausstattung der Bundeswehr hat das nichts zu tun", sagte Wiegand. Andere Branchenvertreter äußern sich ähnlich.

So einer Kritik aus der Branche will sich Papperger nicht anschließen. Im vergangenen Jahr habe man Aufträge über 10 Milliarden Euro von der Bundeswehr bekommen und dieses Jahr werden es wohl mehr werden, sagte er. Im Gegensatz zu anderen Rüstungsfirmen habe Rheinmetall das richtige Produktportfolio. "Wenn ich keine Flugabwehrsysteme habe, wenn ich keine Munition habe und wenn ich zum Beispiel nur Getriebe baue, dann bin ich abhängig davon, dass gerade diese Panzer gekauft werden", sagte der Rheinmetall-Chef.

Er habe Verständnis dafür, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auch mit Blick auf die Unterstützung Kiews Prioritäten setzen müsse. "Die Bundesregierung ist im Augenblick wirklich dabei, der Ukraine zu helfen." Deswegen werde das bestellt, was kurzfristig geliefert werden könne und nicht das, was erst in drei Jahren fertig sei. "Diese ganze Jammerei bringt nichts", sagte der Chef des größten deutschen Rüstungskonzerns. Es gebe halt Firmen, "die ein Produktportfolio haben, was gerade nicht passt".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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