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Donald Trump: Warum er als "Taco-Präsident "bezeichnet wird


Viel Geplapper, nichts dahinter?
Darum wird Trump als Taco-Präsident verspottet


15.07.2025 - 12:25 UhrLesedauer: 4 Min.
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Donald Trump: Der US-Präsident mag es nicht als Taco-Präsident verunglimpft zu werden. (Quelle: Evan Vucci/ap)
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Erst klang es nach Fast Food, dann nach politischer Satire – und jetzt ist es ein geflügeltes Wort in der US-Politik: "Taco". Donald Trump findet das gar nicht witzig.

Donald Trump liebt große Ankündigungen – vor allem, wenn es um Strafzölle geht. Mal trifft es China, mal Europa, mal gleich die halbe Welt. Doch oft folgt auf das laute Säbelrasseln ein leiser Rückzieher. Genau dieses Muster hat ein Finanzjournalist mit einem kleinen, bissigen Kürzel auf den Punkt gebracht: "Taco".

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Was als ironischer Kommentar begann, ist inzwischen zum geflügelten Wort geworden – und hat sogar den Weg in eine Pressekonferenz im Weißen Haus gefunden. Trump gefällt das gar nicht. Doch ändert ein Spitzname wirklich etwas an seiner Politik?

Was bedeutet "Taco" – und woher kommt der Begriff?

Was nach mexikanischem Streetfood klingt, steht in Wirklichkeit für "Trump Always Chickens Out" – also: Trump kneift immer. Die Abkürzung stammt aus der Feder von Robert Armstrong von der "Financial Times". In einem Meinungsbeitrag vom 2. Mai beschreibt Armstrong damit Trumps auffällige Neigung, harte Zollmaßnahmen anzukündigen, nur um sie kurz darauf wieder zurückzunehmen – meist dann, wenn die Märkte nervös reagieren.

"Man beobachtet dieses Phänomen ständig", sagte Armstrong in einem Interview mit dem kanadischen Sender CBC. Trump drohe mit drastischen Zöllen, die Börsen reagierten panisch, "und dann vergeht ein Tag oder eine Woche, und er nimmt alles zurück – fast ohne äußeren Druck." Armstrong vermutet, dass es Trump weniger um reale Ergebnisse geht, sondern um die öffentliche Inszenierung. "Er liebt Zölle im Fernsehen, aber in der Realität ist er nicht bereit, dafür politisches Kapital zu opfern."

Beispiele dafür gibt es genug: Erst setzte Trump am 12. Mai geplante 145-Prozent-Zölle auf chinesische Waren für 90 Tage aus, dann verschob er am 26. Mai einen 50-Prozent-Zoll auf europäische Importe bis Juli, danach verlängerte er die Frist bis 1. August. Armstrongs Fazit: "Die US-Regierung hält wirtschaftlichen Druck schlicht nicht gut aus."

Vom Kürzel zum Meme: Wie "Taco" viral ging

Irgendwann, so Armstrong, wollte er sich die ständigen Erklärungen sparen und suchte nach einem griffigen Begriff: "Ich habe ein bisschen rumprobiert, und 'Taco' kam mir in den Sinn – vielleicht, weil ich hungrig war. Vielleicht auch, weil es nach etwas klingt, das sich der Präsident selbst ausdenken würde." Auch die ironische Note gefiel ihm: Gerade bei einem Präsidenten, der vom Bau einer Mauer gegen Mexiko besessen war, sei die mexikanisch klingende Abkürzung besonders reizvoll.

Das spöttische Kürzel entwickelte sich rasch zu einem viralen Phänomen. In sozialen Netzwerken tauchten Memes auf, dazu KI-generierte Bilder, die das "Taco"-Motiv in Szene setzen. Die politische Botschaft blieb dabei stets dieselbe: Trump kündige viel an – und ziehe zurück, sobald es ernst wird.

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Bombardement fürs Ego?

Richtig Fahrt nahm die Debatte auf, als ein Reporter den ehemaligen Präsidenten am 28. Mai in einer Pressekonferenz direkt auf das "Taco"-Kürzel ansprach. Trumps Reaktion: sichtlich verärgert. "Oh, ich kneife also? Das ist nicht nett", knurrte er zurück. Und ergänzte: "Vor sechs Monaten war dieses Land tot. Ein totes Land."

Dann schob er nach: "Das nennt man Verhandlung." Und warnte den Journalisten: "Sagen Sie so etwas nie wieder. Das war eine gemeine Frage." Denn für Trump ist klar: Er verhandle hart – und erfolgreich.

Doch das Schlagwort war längst aus dem Netz in die politische Realität übergeschwappt. Besonders brisant: Als die USA in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni drei iranische Nuklearanlagen bombardierten, wurde in sozialen Medien erneut über "Taco" diskutiert. Einige Kommentatoren behaupteten, der Angriff zeige, dass Trump eben nicht immer zurückweiche.

Schauspieler John Cusack etwa mutmaßte auf der Plattform X, der Luftschlag sei eine Reaktion auf das Image des "schwachen Präsidenten" gewesen – "ein Bombardement fürs Ego".

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Armstrongs Sicht auf Wirkung und Risiko

"Es ist kein Traum, es ist ein Albtraum", sagte Robert Armstrong im Interview mit dem kanadischen Sender CBC angesichts der öffentlichen Aufmerksamkeit für seinen Begriff. Der Journalist betonte, dass es ihm nie um einen bloßen Spottnamen gegangen sei. Er sei lediglich als ironisches Stilmittel für seine tägliche Finanzkolumne gedacht gewesen. Doch nun, da der Begriff sogar in der Pressekonferenz des Präsidenten gelandet sei, fürchte er unerwünschte Folgen.

"Das Problem ist: Wenn Trump den Ausdruck jetzt kennt, könnte er sich in seinem Kopf festsetzen", so Armstrong. "Und das wäre genau das Gegenteil von dem, was ich will." Denn so absurd es klinge – das wiederholte Einknicken Trumps bei wirtschaftlich riskanten Zollplänen sei in Armstrongs Augen oft das kleinere Übel.

"Trumps Zollpolitik ist sehr schlecht und destruktiv", so Armstrong. Dass der Präsident sich regelmäßig zurückziehe, sei daher "eigentlich eine gute Nachricht". Doch nun, da der Begriff viral sei, könne man nicht mehr kontrollieren, wie er weiterverwendet werde – auch nicht von Trump selbst.

Ist "Taco" Trumps Achillesferse?

Donald Trump sieht in seinem Kurs kein Einknicken, sondern eine ausgeklügelte Strategie. "Taco" bringt jedoch einen zentralen Widerspruch in der Politik des US-Präsidenten auf den Punkt. Diesem gefällt diese Deutung naturgemäß nicht. Doch seine Reaktion sagt womöglich mehr als viele Worte: Wer sich von einem Akronym so provozieren lässt, scheint getroffen.

Ob das "Taco"-Etikett tatsächlich etwas an Trumps politischer Taktik ändert, bleibt offen. Armstrong jedenfalls hat Zweifel – und sogar Sorge. Sollte Trump künftig weniger "chickening out" zeigen, könnten aus politischen Drohgebärden schnell wirtschaftliche Realitäten werden.

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