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Wirtschaftliche Folgen: Ein Lockdown über Ostern ist die billige Variante


Beschluss beim Corona-Gipfel
Ein Lockdown über Ostern ist die billige Variante


Aktualisiert am 23.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Menschen in der Fußgängerzone (Symbolbild): Zu Ostern wird der Lockdown verschärft.Vergrößern des Bildes
Menschen in der Fußgängerzone (Symbolbild): Zu Ostern wird der Lockdown verschärft. (Quelle: Wilhelm Mierendorf/imago-images-bilder)

Für die Bürger ist der dritte Lockdown an Ostern eine Zumutung. Für die Wirtschaft ist er unter den schlechten Nachrichten die erträglichste.

Sagen wir es mal so: Solange es gut geht, geht es gut. Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten haben am Dienstagabend die Strategie gewählt, die die größte Chance bietet, die Pandemie einzudämmen und gleichzeitig der wirtschaftlichen Entwicklung im Land am wenigsten zu schaden. Das kann klappen – muss aber nicht.

Was für die Menschen am schlimmsten ist, ist für die Volkswirtschaft etwas weniger dramatisch. Während die Bürger darunter leiden, nicht zusammen feiern und in ihrer Freizeit weder verreisen noch ausgehen zu dürfen, haben viele Produktionsunternehmen in der Osterwoche ohnehin Werksferien oder Feiertagsbetrieb.

Die Osterwoche ist – wie schon die Weihnachtszeit – nicht gerade produktionsstark. In einer normalen Woche kostet das Zurückfahren der Wirtschaft 2,5 Milliarden Euro, rechnet das Münchner Ifo-Institut aus. Nur wenn es ein echter Feiertag wird, könnte es deutlich teurer werden.

Der dritte Lockdown wird schwere Folgen haben

Um Ostern herum ist es viel weniger, denn Karfreitag und Ostermontag sind ohnehin Feiertage. Die Pause ist also billiger zu haben als in anderen Wochen. Es ist zwar bitter: Doch für die Notbremse des öffentlichen Lebens gibt es kaum einen besseren Zeitpunkt als die großen Feiertagswochen.

Dennoch wird der dritte Lockdown schlimme Folgen haben. Im Einzelhandel, bei den Hotels, Gaststätten, Ferienanbietern und Reisebüros wächst die Verzweiflung. Die Unternehmen hatten besonders auf die Ostertage gehofft, an denen die Bundesbürger ihr Geld endlich ausgeben könnten, das sie im vergangenen Jahr mangels besserer Möglichkeiten sparen mussten. Der erhoffte Kaufrausch fällt nun aus, und nach der Winterkollektion müssen die Modehändler nun auch die Frühlingsware mit großen Abschlägen verramschen.

Auch der allgemeine Aufschwung verschiebt sich nach hinten. Bisher hatten die Wirtschaftsforscher angenommen, dass das zweite Quartal ein kräftiges Wachstum bringt. Nun wird die Erholung wohl erst im dritten Quartal möglich. Nur die sehr gute Wirtschaftsentwicklung in den USA und in China hält die Geschäftsaussichten in der Industrie im grünen Bereich.

Mit jedem Mal Bremsen steigt die Zahl der Pleiten

Wenn die Reisebranche, die Gaststätten und Brauereien dagegen auch noch die Pfingst- und Sommerreisezeit verlieren, kann sich das Konjunkturbild für das ganze Jahr schnell verdüstern. 25.000 Unternehmen haben nach Schätzungen des Mannheimer Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung seit Ausbruch der Pandemie nur deshalb nicht Insolvenz angemeldet, weil die Bundesregierung die Antragspflichten ausgesetzt hat. Die Zahl der verdeckten Pleiten und der bedrohten Arbeitsplätze steigt mit jedem neuen Bremsmanöver.

Das Risiko lauert noch an einer weiteren Ecke: noch einmal 60 Milliarden Euro will der Finanzminister in diesem Jahr zusätzlich borgen, 142 Milliarden Euro sollen im kommenden Jahr dazukommen – die Aufwendungen für das gemeinsame europäische Schuldenprogramm sind da noch nicht einmal inbegriffen.

Ohne Frage: Deutschland ist ein prima Schuldner, und Länder wie Japan zeigen, dass man Jahrzehnte mit sehr hoher Verschuldung leben kann, ohne dass die Zinsen und die Inflationszahlen steigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Staatsschuldenkrise in Deutschland ausbricht, ist verschwindend gering. Doch andere Länder werden Probleme bekommen, darunter einige Euroländer. Das trübt die langfristigen Aussichten für eine nachhaltige Erholung zunehmend ein.

Aber: Es kann gut gehen. Und wenn nicht, gibt es ja immer noch Pfingsten.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast .

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