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Eon-Aufsichtsratschef Kley will zuerst Privathaushalten das Gas abdrehen


Vorzug für die Industrie
Eon-Aufsichtsratschef will zuerst Privathaushalten das Gas abdrehen

Von t-online, neb

Aktualisiert am 28.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Karl-Ludwig Kley (Archiv): Der Aufsichtsratsvorsitzender des Energieversorgers EON will im Zweifelsfall lieber die Industrie weiter versorgen als Privathaushalte.Vergrößern des BildesKarl-Ludwig Kley (Archiv): Der Aufsichtsratsvorsitzender des Energieversorgers EON will im Zweifelsfall lieber die Industrie weiter versorgen als Privathaushalte. (Quelle: Sepp Spiegl/imago-images-bilder)
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Frieren für den Wohlstand? Das fordert der Eon-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig-Kley im Gasnotfall. Die Industrie sollte im Falle eines Lieferstopps russischen Gases bevorzugt werden – auf Kosten der Verbraucher.

Die Machtdemonstration des Kremls, Polen und Bulgarien das Gas abzustellen, zeigt auch in Deutschland Wirkung. "Ein Gaslieferstopp seitens Russlands ist auch für Deutschland wahrscheinlicher geworden", sagte die DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert etwa erst am Mittwoch.

Zeitgleich wiederholen verschiedene Industrieverbände ihre Warnungen, dass ein Ausfall des russischen Erdgases für viele Branchen schwerwiegende Konsequenzen hätte. Gerade die Chemieindustrie ist besonders abhängig von einer beständigen Erdgasversorgung – und fällt diese aus, würden das andere Industriezweige in Dominoeffekten spüren, da viele Vorprodukte plötzlich fehlen würden.

Für Karl-Ludwig Kley, Aufsichtsratschef von Eon und Lufthansa, sind solche Szenarien Grund genug, den Notfallplan bei der Gasversorgung grundlegend zu hinterfragen. Er legt der Bundesregierung nahe, sich gut zu überlegen, "ob sie die Reihenfolge nicht umdreht und erst bei Privaten abschaltet und dann bei der Industrie", sagte Kley im Interview mit dem "Manager Magazin".

Selbst Landwirte haben keine Zusage vom Bund

Frieren für den Wohlstand? Für den 70-Jährigen ist das durchaus eine legitime Option. Das Wichtigste sei eine "arbeitsfähige Industrie", denn davon seien auch die Gehälter der Bevölkerung abhängig.

Damit steuert der Eon-Aufsichtsrat in eine grundlegend andere Richtung als die Bundesregierung.

Die plant, im Fall der Fälle zuerst in der Wirtschaft zu priorisieren. Nicht lebensnotwendigen Industrien soll dann das Gas abgedreht werden, damit die wichtigeren Zweige weiter wirtschaften können. Die Verbraucher sollen zuletzt betroffen sein (mehr zu dem Plan lesen Sie hier).

Allerdings: In Stein gemeißelt ist da offenbar noch nichts. So sagte etwa der Präsident des Bauernverbands, Joachim Rukwied, jüngst zu t-online, dass auch die Landwirte noch keine Garantien vom Bund hätten. Er warb daher für eine Priorisierung der Landwirtschaft.

"Um es ganz deutlich zu sagen: Die Ernährungswirtschaft und der Düngemittelsektor müssen im Notfallplan Gas oberste Priorität bekommen. Ohne Lebensmittel geht es schließlich nicht", sagte Rukwied t-online und forderte zudem den Bund auf, eine Reserve für Düngermittel anzulegen (das ganze Interview lesen Sie hier).

Müller stellt Nachteile für Singlewohnungen in Aussicht

Auch der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, stellte bereits den unangefochtenen Schutz der Privathaushalte in Frage. Neben einem Saunaverbot stellte er in der "Zeit" in Aussicht, dass größeren Singlewohnungen ebenfalls das Gas abgestellt werden könnte. Ab wann eine Singlewohnung als zu groß zählt, definierte Müller aber nicht.

Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte dagegen, dass im Falle eines Gaslieferstopps die Verbraucher geschützt seien. Er räumte aber ein, dass Putin "Energie als Waffe" einsetze.

Unabhängigkeit vom russischen Gas dauert noch Jahre

Während Deutschland bei Kohle und Öl in großen Schritten der Unabhängigkeit von russischen Energieträgern entgegengeht, ist die Abhängigkeit vom Erdgas schwieriger zu lösen. So hat Deutschland etwa keine Terminals, um Flüssiggas aus Ländern wie den USA oder Katar anzunehmen.

Die Versorgung ist vor allem auf Pipelines nach Russland aufgebaut. Nach den jüngsten Schätzungen könnte Deutschland bis zum Jahr 2024 brauchen, um vom russischen Erdgas unabhängig zu sein. Bis dahin dürfte die Alarmbereitschaft in der Industrie hoch bleiben.

Gleichzeitig hat sich die Lage rund um die Gasversorgung in Deutschland etwas entspannt. Die Speicher, die zuletzt auf einem historischen Tief waren, sind in den vergangenen Wochen wieder gefüllt worden. Aktuell sind die Füllstände höher als im Vorjahr zum gleichen Zeitraum (mehr dazu lesen Sie hier). Bisher laufe das Gas ohne Probleme durch die Pipelines, versicherten auch die großen Energieversorger.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Manager-Magazin: "Gas erst bei den Privaten abschalten, dann bei der Industrie"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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