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Der Leitzins der EZB: Was er bedeutet – und welche Zinssätze es noch gibt


Die Geldpolitik der Zentralbank
Was der Leitzins der EZB mit Ihnen zu tun hat


Aktualisiert am 27.10.2022Lesedauer: 4 Min.
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Zinspolitik: t-online erklärt, wie sie unseren Geldalltag beeinflusst. (Quelle: stroeer-video)

Jahrelang verharrten die Zinsen im Euroraum auf dem Nullpunkt. Doch seit 2022 ist alles anders. Was Sie zum Zinsentscheid und den Instrumenten der EZB wissen sollten.

Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihre geldpolitischen Sitzungen hält, sind alle Augen nach Frankfurt am Main gerichtet. Vor allem der Zinsentscheid, den EZB-Chefin Christine Lagarde regelmäßig verkündet, zeigt Ihnen als Privatanlegern, wie es um Ihre künftige Vermögensplanung bestellt ist.

t-online erklärt Ihnen, welche Zinssätze der EZB zur Verfügung stehen, was diese für die Anleger bedeuten – und welche Bedeutung der Zinsentscheid wirklich hat.

Welche Instrumente stehen der EZB zur Verfügung?

Die Europäische Zentralbank ist die Notenbank der Eurozone. Sie sorgt dafür, dass alle Mitgliedsstaaten ausreichend mit Geld versorgt sind. Außerdem hütet sie den Euro, die Gemeinschaftswährung vieler EU-Staaten.

Die EZB hat ein zentrales Ziel: die sogenannte Preisniveaustabilität. Das heißt: Die EZB versucht, die Inflation, also die Teuerung, auf stabilem Niveau zu halten. Sie strebt in der Eurozone mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an.

Der Grund für das Ziel der Preisstabilität: Stagnierende oder fallende Preise können Verbraucher und Unternehmen verleiten, Investitionen aufzuschieben. Steigende Preise hemmen die Nachfrage. Beides kann die Konjunktur bremsen.

Geldpolitisches Instrument Nr.1: Zinspolitik

Um dieses Ziel zu erreichen, stehen der EZB verschiedene geldpolitische Instrumente zur Verfügung, mit denen sie indirekt auf die Geld- und Kapitalmärkte einwirkt. Ein wesentlicher Aspekt der geldpolitischen Lenkung ist die Zinspolitik.

Drei Zinssätze sind hierbei von Bedeutung. Sie bestimmen, zu welchen Bedingungen sich Geschäftsbanken bei den Noten- und Zentralbanken entweder Geld beschaffen oder dieses anlegen können. Die Rede ist von dem Hauptrefinanzierungszins, dem Einlagenzins und dem Spitzenrefinanzierungszins (siehe unten).

Neben der Zinspolitik spielt auch der Ankauf von Anleihen seit einigen Jahren eine wichtige Rolle im Instrumentenkasten der Notenbank. Was Sie zu Staatsanleihen wissen sollten, lesen Sie hier.

Welche Zinssätze legt die EZB fest?

Nicht nur den Leitzins bestimmt die EZB. Auch weitere Zinssätze kann sie festlegen. Eine Übersicht:

Hauptrefinanzierungssatz

Der Hauptrefinanzierungssatz ist der wichtigste Zinssatz für den Euroraum. Auf ihn nimmt man Bezug, wenn man vom Leitzins spricht. Das etwas sperrige Wort ist einfach erklärt: Der Hauptrefinanzierungssatz meint den Zinssatz, zu dem sich Kreditinstitute bei der Zentralbank Geld beschaffen, sich also refinanzieren können.

Grundlage der zinspolitischen Kursrichtung ist die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum. Ziel der EZB ist, die Konjunktur am Laufen zu halten und bei einem stabilen Preisniveau die Inflationsrate mittelfristig auf knapp unter zwei Prozent zu bewegen. Um das zu erreichen, können Zinsen entweder angehoben oder auch gesenkt werden.

Erhöht die Zentralbank den Zinssatz, verteuert sich die Geldaufnahme für die Kreditinstitute. Senkt sie den Satz, stellt sie den Banken billiges Geld zur Verfügung. Die Banken wiederum geben diese Konditionen meist an ihre Kunden weiter.

Der Leitzins im Euroraum verharrte jahrelang bei null Prozent. Seit 2022 ist das nicht mehr der Fall. Angesichts der hohen Inflation hat die Null-Zins-Politik der EZB ausgedient.

Spitzenrefinanzierungssatz

Der Spitzenrefinanzierungssatz gibt an, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken kurzfristig über Nacht Geld bei der Zentralbank beschaffen können.

Mit den Übernachtkrediten können sich Kreditinstitute sehr schnell refinanzieren – zum Beispiel auch um gesetzliche Mindestreserven zu erfüllen.

Einlagenfazilität

Die Einlagenfazilität bezeichnet den Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken über Nacht überschüssiges Geld bei den Notenbanken parken können, also kurzfristig anlegen können. Ziel der EZB ist, dass Unternehmen investieren, Verbraucher konsumieren und so die Konjunktur ankurbeln.

Und hier wird es ebenfalls für Sparer und Konsumenten interessant. Die EZB will in der Regel, dass die Banken das Geld der Anleger nur parken, sondern tatsächlich an Verbraucher weiterreichen – etwa in Form von Krediten. Will die EZB den Druck auf die Banken erhöhen, senkt sie den Zinssatz für die Einlagenfazilität.

In der Vergangenheit entstanden dadurch sogar Negativzinsen für Privatkunden, weil die Banken die höheren Kosten weiterreichten. Sie zahlten also drauf, statt wie eigentlich üblich Zinsen von der Bank zu bekommen. Mit dem neusten Zinsentscheid der EZB sieht es für Sparer jedoch wieder besser aus (mehr dazu hier).

Welche Rolle spielt der Zinsentscheid der EZB?

Eine große. Die EZB, besser gesagt der EZB-Rat, tagt alle sechs Wochen zu geldpolitischen Fragen, immer donnerstags. Nach ihrer geldpolitischen Sitzung verkündet die EZB ihre Entscheidung über den Leitzins, die anderen Zinssätze – und das Anleihevolumen. Die landläufig auch als "Zinsentscheid" bezeichnete Sitzung wird von Investoren, Bankern und Politikern mit Spannung erwartet – doch auch für Privatanleger ist sie bedeutend.

Hebt die EZB Ihren Leitzins an, wird dadurch die Aufnahme von Krediten teurer – gleichzeitig gibt es auf dem Sparkonto wieder Zinsen. Zusätzlich verkündet Lagarde oft noch andere Änderungen, etwa zu anderen Zinssätzen oder ihrem Anleiheankaufprogramm.

Darüber hinaus beobachten Investoren genau, wie Christine Lagarde die geldpolitischen Schritte begründet – und ob sich zwischen den Zeilen eine Änderung des aktuellen geldpolitischen Kurses herauslesen lässt. Das kann Auswirkungen auf Aktien-, Anleihe- oder Wechselkurse haben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Europäische Zentralbank
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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