Long Covid: Neue Studienergebnisse zu Folgen für Gehirnfunktion

Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen, die nicht enden: Manche Menschen leiden noch Jahre nach einer Corona-Infektion unter den Folgen, zeigt eine Studie.

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei – zumindest nicht für Betroffene von Long Covid. Wie lange sie teilweise noch unter ernsten Beeinträchtigungen leidern, zeigen die Ergebnisse einer neuen Studie von Wissenschaftlern des King’s College in London: Laut der in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Untersuchung klagen manche Betroffene noch Jahre nach einer Infektion über Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit.

Wissenschaftler wollen Long Covid besser verstehen

"Tatsache ist, dass sich manche Menschen auch zwei Jahre nach ihrer ersten Infektion noch nicht vollständig erholt haben und ihr Leben weiterhin von den Langzeitfolgen des Coronavirus beeinträchtigt wird", zitiert die britische Tageszeitung "Guardian" Claire Steves, Professorin für Altern und Gesundheit am King’s College. Noch immer sei das Rätsel um die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion nicht gelöst.

Bisher sei noch unklar, ob sich die durch Sars-CoV-2 ausgelösten kognitiven Beschwerden mit der Zeit bessern, heißt es in der Studie. Das liegt auch daran, dass bereits durchgeführte Studien Patienten nur bis zu einem Jahr nach der Infektion beobachtet haben.

Die Forscher unter der Leitung des Datenwissenschaftlers Nathan Cheetham führten die Studie in zwei Runden mit mehr als 5.100 Probanden durch. Cheetham erforscht die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion auf die Gesundheit. Für die Studie suchten er und seine Kollegen Menschen, die in der Covid Symptom Study Biobank registriert sind. Diese wurden mittels einer App für zwei Onlinetests rekrutiert.

Ergebnis der Studie mit ersten Erkenntnissen

Die erste Runde der Studie fand im Juli und August 2021 statt und umfasste 3.335 Teilnehmer. Dabei erkannten die Forscher größere Defizite in der Hirnfunktion bei jenen Menschen, welche noch drei Monate nach der Infektion unter Symptomen litten. Diese Beschwerden seien vergleichbar mit einem Alterungsprozess von etwa zehn Jahren oder mit den Symptomen einer mittelschweren psychischen Belastung, heißt es in der Studie. Personen, die sich nach eigenen Angaben vollständig erholt hatten, wiesen dagegen keine geschwächte Hirnfunktion auf.

An der zweiten Runde zwischen April und Juni 2022 nahmen 1.768 Personen teil. Ihre erste Corona-Infektion lag zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt rund zwei Jahre zurück. Dabei zeigte sich bei den Probanden keine signifikante Besserung der kognitiven Leistungen. Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass die genannten Defizite vor allem bei Personen nachweisbar seien, die sich auch zwei Jahre nach einer Infektion nicht erholt fühlten.

Die Studie ist laut den Forschern allerdings nicht voll aussagekräftig, weil die Zusammensetzung der Studienteilnehmer nicht repräsentativ war. Weitere Arbeiten seien erforderlich, um die Genesung von Long-Covid-Patienten zu überwachen und zu verstehen.