Newsblog zum Ukraine-Krieg Historische Kiew-Reise: Merz droht Moskau mit "massiven" Sanktionen
Friedrich Merz reist mit Keir Starmer und Emmanuel Macron nach Kiew. Und deutet neue Restriktionen für Russland an. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Wadephul will die Sicherheit in der Ostsee erhöhen
- Merz, Starmer und Macron reisen nach Kiew
- Darum will Merz zu Waffenlieferungen schweigen
- Selenskyj lädt zu Europa-Gipfel in die Ukraine
- Für Rüstungsindustrie: EU sagt Ukraine russische Vermögenswerte zu
- Außenminister Wadephul zu erstem Ukraine-Besuch eingetroffen
Bundeskanzler Friedrich Merz, der britische Premier Keir Starmer und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sind am Samstag zu Gesprächen in Kiew eingetroffen. Bei einem Treffen mit Polens Premier Donald Tusk und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ging es zum einen um ein Zeichen der Solidarität mit dem von Russland überfallenen Land. "Die Botschaft ist: Wir sind zusammen hier. Zum selben Zeitpunkt, mit derselben Botschaft", sagte Merz der "Bild"-Zeitung.
Die Politiker untermauerten in Kiew ihre Forderung an den russischen Staatschef Wladimir Putin nach einer 30-tögigen Waffenruhe. Merz drohte Moskau mit einer "massiven Verschärfung" der Sanktionen, sollte Russland nicht auf die Forderung eingehen. Er betonte aber die Chance zum Dialog und sagte "jederzeit Gesprächsangebote dazu und dies abgestimmt zwischen den europäischen Mitgliedstaaten und Großbritannien".
Wadephul will die Sicherheit in der Ostsee erhöhen
Außenminister Johann Wadephul will angesichts der jüngsten mutmaßlichen Sabotageakte in der Ostsee die Sicherheit im gesamten baltischen Raum erhöhen. "Ich finde (...), dass dieser gesamte baltische Raum bisher in der Öffentlichkeit zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat und möchte in meiner Amtszeit das Augenmerk mehr dort hinlenken", sagte der CDU-Politiker in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
"Die Lage ist prekär, das ist offenkundig", betonte der Minister. Er verwies auf offensichtlich mutwillig zerstörte Datenkabel zwischen den baltischen Ländern und Skandinavien und das Entfernen von Grenzbojen im Baltikum. Hinzu komme die Verletzung des Luftraumes von EU- und Nato-Staaten durch Russland und das aggressive Auftreten der russischen Marine. "Es liegt also auf der Hand, dass wir hier in einem Gefährdungsraum leben."
Samstag, 10. Mai
Kim Jong Un verteidigt Beteiligung am Ukraine-Krieg
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un bezeichnete die Beteiligung Nordkoreas am Krieg zwischen Russland und der Ukraine einem Agenturbericht zufolge als gerechtfertigt. "Unsere Beteiligung an dem Konflikt war gerechtfertigt und fällt unter die souveränen Rechte unserer Republik", sagte Kim am Samstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.
"Ich betrachte alle tapferen Soldaten, die an der Kursk-Operation teilgenommen haben, als Helden und höchste Vertreter der Ehre unserer Nation", fügte er hinzu. Kim sagte auch, dass Pjöngjang nicht zögern werde, den Einsatz militärischer Gewalt zu genehmigen, falls die USA ihre nach seinen Worten militärischen Provokationen gegen Russland fortsetzen sollten. Nordkorea hatte erst Ende April offiziell bestätigt, dass es mehr als 10.000 Soldaten und Waffen nach Russland entsandt hatte.
Merz, Starmer und Macron reisen nach Kiew
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer nach Kiew gereist. Lesen Sie hier mehr dazu.
Großbritannien und Partner fordern "bedingungslose Waffenruhe"
Großbritannien und mehrere nordeuropäischen Länder haben bei einem Gipfeltreffen im norwegischen Oslo eine bedingungslose Waffenruhe in der Ukraine gefordert. "Wir brauchen eine bedingungslose Waffenruhe, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen", sagte der norwegische Regierungschef Jonas Gahr Störe am Freitag vor Journalisten. Sollte eine solche Feuerpause nicht eingehalten werden, müssten Sanktionen verhängt werden.
Die Staats- und Regierungschefs der multilateralen Eingreiftruppe Joint Expeditionary Force (JEF) standen laut Störe am Donnerstagabend in Kontakt mit US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die 2014 ins Leben gerufene Militärallianz JEF besteht aus zehn Ländern: Dänemark, Estland, Finnland, Island, Lettland, Litauen, Norwegen, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Störe sagte der finnische Präsident Alexander Stubb, die JEF wolle mögliche Sanktionen mit den USA koordinieren. Aktuell seien Sanktionen gegen den russischen Banken- und Energiesektor im Gespräch, wie von Selenskyj vorgeschlagen, erklärte Stubb. Russland sei militärisch und wirtschaftlich in einer schwierigen Lage, betonte der finnische Präsident. "Russland kann diese Situation nicht aufrechterhalten, also lasst uns den Druck maximieren."
Darum will Merz zu Waffenlieferungen schweigen
Die neue Bundesregierung wird nach Angaben aus Regierungskreisen künftig die Information über die Lieferung von Waffensystemen an die Ukraine deutlich reduzieren. Man wolle eine "strategische Ambiguität" in der Kommunikation erreichen, um Russland keine strategische Vorteilen mehr zu verschaffen, hieß es am Freitag. Damit dürfte auch die Veröffentlichung der von Deutschland gelieferten Liste des Militärmaterials auf den Seiten der Regierung eingestellt werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte bereits beim Besuch von Kanzler Friedrich Merz am Mittwoch betont, man habe verabredet, dass man nicht mehr über einzelne Waffensysteme für die Ukraine öffentlich sprechen wolle. "Deshalb haben wir beschlossen, dass wir eben in gewissen Bereichen nicht eindeutige Informationen geben", sagte er. Merz wurde in Paris mehrfach zu möglichen Lieferungen des Marschflugkörpers "Taurus" aus deutschen Beständen an die Ukraine befragt. Macron hatte dazu erklärt, man werde nicht bei Pressekonferenzen über Waffenkategorien und Modelle reden, "denn es könnte durchaus sein, dass auch die russische Armee die Antwort auf die Fragen hört."
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 hatte die frühere Bundesregierung zunächst nur sporadisch über die militärische Hilfe berichtet, bis sie dann auf Druck von Abgeordneten und der Medien ab dem 21. Juni 2022 eine ständig aktualisierte Liste der gelieferten Systeme und Güter ins Internet stellte. Nun folgt unter Merz die mediale Zeitenwende.
Selenskyj lädt zu Europa-Gipfel in die Ukraine
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für Samstag ein Gipfeltreffen mit führenden europäischen Politikern in der Ukraine angekündigt. "Wir bereiten uns darauf vor, in der Ukraine die Anführer der Koalition der Willigen zu treffen", hieß es in einem am Freitag von seinem Pressedienst veröffentlichten Redeauszug. "Wir werden morgen Zusammenkünfte haben", sagte Selenskyj demnach, ohne die Teilnehmer zu benennen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters