Anpassungen reichen nicht Rente dauerhaft weniger wert – diese Berufe trifft es besonders
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die jährlichen Rentenerhöhungen lassen glauben, die Kaufkraft von Rentnern würde steigen. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie eine neue Studie zeigt.
Die hohe Inflation der Jahre 2021 bis 2023 hat die Kaufkraft der Renten in Deutschland dauerhaft reduziert. Das geht aus einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hervor, die t-online vorliegt. Demnach werden sich viele künftige Rentner auf erhebliche finanzielle Einbußen einstellen müssen.
Zwar seien die Renten in den vergangenen Jahren nominal gestiegen, doch die Rentenanpassungen hätten die Preissteigerungen nicht vollständig kompensieren können. Stattdessen sank die Kaufkraft bis zum Jahr 2024 um 3,5 Prozent – eine Lücke, die sich in die Zukunft fortschreiben dürfte.
Mehr als 40.000 Euro Kaufkraftverlust im Rentenalter
Den DIVA-Berechnungen zufolge summiert sich diese inflationsbedingte Rentenlücke auf Beträge zwischen 7.000 und mehr als 40.000 Euro, die künftige Ruheständler während der Rentenbezugszeit weniger zur Verfügung haben. Angenommen wurde, dass Inflation wie Rentenerhöhungen in Zukunft durchgehend 2 Prozent betragen.
Der Verlust an Kaufkraft fällt dabei umso größer aus, je jünger die Rentenbeitragszahler in der Inflationsphase waren und je mehr sie in dieser Phase bereits verdienten. Für Frauen ist die Lücke zudem größer, weil ihre statistische Lebenserwartung höher ist und sie somit eine längere Zeit in Rente verbringen. Was das konkret für heute 45-Jährige verschiedener Berufsgruppen bedeutet, zeigt die folgende Tabelle:
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Die Autoren der Studie geben zu bedenken, dass die Kaufkraftlücken in Wahrheit sogar noch größer ausfallen dürften. Denn zum einen berücksichtige die Berechnung nicht die spezifischen Warenkörbe von Älteren, die höheren Preissteigerungen unterliegen könnten. Zum anderen lasse sie die Inflation während der Rentenbezugszeit außer Acht. Und: Nicht nur die gesetzliche Rente verliere an Wert, auch eine eventuell vorhandene private Altersvorsorge wie Lebensversicherungen oder Ersparnisse sei betroffen.
"Problem wird sich in Zukunft noch verschärfen"
"Ich kann künftigen Rentnern nur raten, sich sehr früh mit ihrer Altersvorsorge zu beschäftigen", sagt Professor Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA. "Schon jetzt fällt die gesetzliche Rente nicht üppig aus, aber in Zukunft wird sich das Problem noch verschärfen. Die Kaufkraftlücke sorgt zusätzlich dafür, dass Sie sich von den Renten in 20, 30 Jahren weniger leisten können."
Zur Person
Professor Michael Heuser ist seit 2020 Wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung in Marburg, das sich als Meinungsforschungsinstitut für finanzielle Verbraucherfragen versteht. Zudem ist er seit 2009 Dozent an der Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn und lehrt dort Internationales Management, Projektmanagement und Volkswirtschaftslehre.
Eine Möglichkeit, die Lücke zu füllen, sei der Abschluss einer privaten Rentenversicherung mit garantierter monatlicher Rente. "Dabei sollten Sie Steigerungen einbauen, um die Inflation zu kontern – also den Beitrag jedes Jahr zum Beispiel um 3 oder 5 Prozent erhöhen", rät Heuser. Möglich sei auch eine Kopplung an das eigene Einkommen.
Wer etwas mehr Risiko aushält, kann alternativ einen Sparplan auf einen global gestreuten ETF aufsetzen. ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die einen Index wie zum Beispiel den sogenannten Weltaktienindex MSCI World nachbilden (mehr dazu hier). Damit investieren Sie Ihr Geld auf einen Schlag in rund 1.500 Unternehmen der industrialisierten Welt, verteilen das Risiko also auf mehrere Schultern. Bleiben Sie mindestens 15 Jahre dabei, können Sie zudem Krisen aussitzen und profitieren langfristig von den hohen Renditechancen am Kapitalmarkt.
Ampel plant Reform der privaten Altersvorsorge
Womöglich lohnt sich auch ein Blick auf die Reform der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge, die die Ampelkoalition ab Herbst auf den Weg bringen will. Geplant ist dabei unter anderem ein Altersvorsorgedepot als neue Variante, Ersatz oder Ergänzung zu Riester – ähnlich dem oben beschriebenen ETF-Sparplan, aber mit staatlichem Zuschuss.
"Das Produktivkapital unserer Volkswirtschaft zu nutzen, damit der Einzelne besser fürs Alter vorsorgen kann, halte ich für eine sehr charmante Idee", sagt Heuser. "Es gibt aber auch Leute, die kriegen Schweißausbrüche, wenn sie das Wort 'Aktien' nur hören. Es ist daher gut, dass auch eine Lockerung der Garantiepflichten für Versicherungsanbieter diskutiert wird."
Bisher sind Versicherer verpflichtet, eingezahlte Riester-Beiträge komplett zu garantieren, also später mindestens die Sparbeträge wieder auszuzahlen. Das sollte Bürgern Sicherheit geben, führt aber nur dazu, dass die Renditechancen eingeschränkt sind. Ohne eine solche 100-Prozent-Garantie könnten Versicherer die Beiträge gewinnbringender am Kapitalmarkt anlegen. Lesen Sie hier, was bisher zur Reform der privaten Altersvorsorge bekannt ist.
- Gespräch mit Professor Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung
- Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung: "Inflation und Rente – Auswirkungen der Inflation 2021 bis 2023 auf die Kaufkraft der gesetzlichen Rente"