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Elon Musk: Mit diesen Aktionen sorgte der Tesla-Chef für Empörung


Ukraine-Äußerungen von Elon Musk
Nicht sein erster Fehlgriff

MeinungEin Kommentar von Frederike Holewik

Aktualisiert am 05.10.2022Lesedauer: 5 Min.
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Tesla-Gründer Elon Musk (Archivbild): Auf Twitter mischt er sich gerne in Debatten ein.Vergrößern des Bildes
Tesla-Gründer Elon Musk (Archivbild): Auf Twitter mischt er sich gerne in Debatten ein. (Quelle: IMAGO/Adrien Fillon)

Elon Musk hat auf Twitter mit einem Plan für "Frieden" in der Ukraine für Empörung gesorgt. Es ist nicht das erste Mal, dass der Tesla-Chef danebengreift.

Ärger wegen Tesla-Chef Elon Musk, wieder einmal. Der Tech-Milliardär hat mit einem Plan für "Frieden" in der Ukraine die Wut der ukrainischen Regierung auf sich gezogen. Musk ließ dabei seine mehr als 107 Millionen Follower auf Twitter am Montag über einen Vier-Punkte-Plan abstimmen, der unter anderem neue Referenden in den von Russland widerrechtlich annektierten Gebieten in der Ukraine unter UN-Aufsicht vorschlägt.

Der scheidende ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, reagierte prompt: "Verpiss dich, ist meine sehr diplomatische Antwort an dich, Elon Musk", schrieb er. "Jetzt wird kein Ukrainer jemals deinen verdammten Tesla-Scheiß kaufen. Also viel Glück." (Im Original auf Englisch, Anm. d. Red.)

Staatschef Wolodymyr Selenskyj hingegen stellte eine eigene Umfrage online und wollte von seinen Followern wissen: "Welchen Elon Musk mögen Sie mehr? Einen, der die Ukraine unterstützt. Einen, der Russland unterstützt." (Alle Details zur Twitter-Diskussion lesen Sie hier.)

Musk: Lage nicht weiter eskalieren

Das Kuriose an all dem: Zu Kriegsbeginn ließ sich Musk noch dafür feiern, dass er die Ukraine mit Internetzugang über seine Starlink-Satelliten unterstützte. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Auch Selenskyi bedankte sich damals persönlich bei ihm.

Warum er jetzt augenscheinlich die russische Kriegserzählung unterstützt, erklärte Musk bis zuletzt nicht, im Gegenteil: Er selbst wollte nichts von einer geänderten Haltung wissen. Er warne lediglich vor einer weiteren Eskalation der Lage, twitterte der 51-Jährige.

Dabei ist es keineswegs das erste Mal, dass der Tesla-Boss sich in Debatten von globaler Dimension einmischt – ganz unabhängig von seinen eigenen Qualifikationen. Er begibt sich gerne auf dünnes Eis, indem er Behauptungen aufstellt – egal, ob es für sie belastbare Belege gibt oder nicht. Manche Kritiker werfen ihm gar Geraune vor, das Populisten gerne aufgreifen. Ein kleiner Überblick über das, was bisher geschah:

Corona

Zu Beginn der Corona-Pandemie machte sich Elon Musk über all jene lustig, die wegen des Virus besorgt waren und nannte sie "dumm". Im März 2020 ließ er sich zu der Einschätzung hinreißen, dass es im folgenden Monat "nahezu keine neuen Corona-Fälle" in den USA geben werde.

Sicherlich hätten sich viele Menschen gewünscht, dass er mit dieser Einschätzung Recht behalten würde. Doch es kam – wie viele Gesundheitsexperten bereits gewarnt hatten – anders. Das hielt Musk aber nicht davon ab, sich einige Monate später erneut zum Thema Corona zu äußern.

Ohne jegliche Erklärung unterstellte er, die Zweitimpfung sei nur für alte und immungeschwächte Menschen sinnvoll. Es gebe bereits einige negative Impfreaktionen. Implizit rief er damit also zur Vorsicht gegenüber der Impfung auf – auch hier ohne Belege und nur mit dem Verweis auf eine "Diskussion", die es dazu gerade gebe.

Rettungsaktion in Thailand

Im Juni 2018 kam es in Thailand zu einem Höhlenunglück, bei dem zwölf Mitglieder einer Fußballmannschaft zwischen 11 und 16 Jahren zusammen mit ihrem Trainer durch eine Überflutung in der Tham-Luang-Höhle eingeschlossen wurden. Musk mischte sich ein, er bot ein kleines U-Boot an, um damit die Jungs zu befreien.

Der Profitaucher Vern Unsworth, der die Unglücksstelle kartographierte, hielt von dem Vorschlag wenig, das U-Boot sei für die Höhle zu unflexibel, würde es kaum 50 Meter hinein schaffen. Musks Angebot sei nichts weiter als ein PR-Stunt.

Diesen Vorwurf konnte Musk aber wohl nicht auf sich sitzen lassen und holte auf Twitter zum Gegenschlag aus. Er habe Unsworth nie in der Nähe der Höhle gesehen und schob hinterher: "Sorry pedo guy, you really did ask for it." Zu Deutsch bezeichnete er den Taucher also ohne weitere Erklärung als Pädophilen.

Und er ging sogar noch einen Schritt weiter: Für 50.000 US-Dollar heuerte er einen Privatermittler an, um belastendes Material über den Taucher zu finden. Kaum überraschend kam dabei nichts heraus, die Tweets löschte Musk wenig später. Die Jugendlichen wurden letztlich komplett ohne Musks Hilfe in Sicherheit gebracht.

Gewerkschaften

Auf das Thema Mitarbeitervertretung oder gar Gewerkschaften ist Musk nicht gut zu sprechen. Auf Twitter drohte er unter anderem damit, dass Mitarbeiter, die versuchen würden, eine Gewerkschaft zu gründen, in der Folge ihre Aktienoptionen verlören.

Das ging der amerikanischen Arbeitnehmerschutzbehörde National Labor Relations Board NLRB zu weit. Sie ordnete die Löschung des Tweets an. Darüber hinaus stufte sie die Entlassung eines Mitarbeiters, der sich für die Gründung einer Gewerkschaft einsetze, als illegal ein.

Und auch abseits von Gewerkschaftsdiskussionen gibt es eine ganze Reihe an Vorwürfen von (Ex-) Mitarbeitern, die die Arbeitsbedingungen bei Tesla anprangern. So wurde Tesla zur Zahlung von fast 137 Millionen US-Dollar an einen früheren Mitarbeiter verurteilt, der von seinen Kollegen wiederholt rassistisch beleidigt worden war.

Twitter

Der Zuspruch für Musk auf Twitter ist groß, seine Gefolgschaft umfasst rund 107 Millionen Menschen. Vielleicht weckte das auch sein Interesse daran, die Plattform zu übernehmen. Vollmundig kündigte er an, die freie Meinungsäußerung auf der Plattform zu stärken und das Profil des früheren US-Präsidenten Donald Trump zu entsperren.

Doch ganz so einfach, wie Musk sich das vorgestellt hatte, lief es nicht ab. Mittlerweile wirft er Twitter unter anderem Falschangaben zu Fake-Accounts vor und hält die Kaufvereinbarung deshalb für hinfällig. Der Konzern will den Deal aber vor Gericht durchsetzen.

Ob das Ganze rechtliche Konsequenzen haben wird, ist noch offen. Eine Vertragsklausel sieht allerdings eine Zahlung von einer Milliarde US-Dollar vor, sollte es zu einem Ausfall des Deals kommen. Von dem schillernden Übernahmeangebot ist unterdessen nicht mehr viel übrig.

Umgangsformen

Von hochrangigen Politikern wie Bernie Sanders über Wissenschaftler oder Wirtschaftsgrößen wie Microsoft-Gründer Bill Gates: Musk hat sie schon alle beleidigt.

Auf Twitter wird er häufig ausfallend. Selbst vor Hitler-Vergleichen schreckte er in der Vergangenheit nicht zurück. Zu einem Foto von Adolf Hitler schrieb er: "Hört auf, mich mit Justin Trudeau zu vergleichen, ich hatte ein Budget."

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Diese Äußerung stieß auf deutliche Kritik, auch die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz meldete sich zu Wort. Musks Tweet sei respektlos gegenüber dem Andenken an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes.

Musk: Suche nach Fehlern "sehr nervig"

Musk findet es "sehr nervig", wenn Journalisten sich durch seine früheren Irrtümer wühlen, wie er in einem Interview sagte. Es handle sich lediglich um Vermutungen, Menschen sollten ihn nicht daran messen. Er liege viel häufiger richtig als falsch.

Bei Einschätzungen zu Technologien mag das zutreffen. Doch Musk äußert sich wie oben aufgezeigt zu vielen Themen, die nicht mit seiner technischen Expertise zusammenhängen – auch wenn er mit U-Booten oder Satelliten versucht, seine Produkte ins Spiel zu bringen).

Das Problem: Musk hat viel Einfluss. Seine Unternehmen haben ihn zum reichsten Menschen der Welt gemacht und ihm gleichzeitig Scharen von Fans verschafft. Diese springen für den Tesla-Chef vor allem in den sozialen Netzwerken in die Bresche, verteidigen dort alles, was ihr Idol tut und äußert. Eben auch dann, wenn sich Musk gegen einschlägige Experten positioniert oder damit versucht, in Kriegsgeschehen einzugreifen.

Musk selbst scheint die Kontroversen, die er auslöst, zu genießen. Er versieht Kommentare in seinem Sinne mit Herzchen und teilt sie. Wenn es doch einmal zu heiß oder potenziell juristisch relevant werden sollte, werden die entsprechenden Beiträge einfach wieder gelöscht. Richtigstellungen oder gar Entschuldigungen hingegen sind rar.

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