Trotz roter Zahlen Biontech hofft auf neues Krebsmedikament

Der Pharmakonzern Biontech schreibt Verluste, sieht die Zahlen aber gelassen. Schon kommendes Jahr soll ein neues Krebsmedikament den Umschwung bringen.
Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech ist im ersten Quartal wegen gestiegener Forschungsausgaben für neue Krebsmedikamente tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust erhöhte sich auf knapp 416 Millionen Euro von 315 Millionen im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Der Umsatz sank um 2,5 Prozent auf 183 Millionen Euro.
Der scheidende Finanzchef Jens Holstein wertete die Zahlen aber gelassen: "Unsere Umsätze für das erste Quartal entsprechen unseren Erwartungen und spiegeln die saisonale Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen wider." Das Ziel sei "Biontech bis 2030 zu einem führenden Biotechunternehmen mit mehreren onkologischen Produkten zu entwickeln."
Neues Medikament gegen Gebärmutterhalskrebs
Biontech hatte weltweit den ersten Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt. Das Unternehmen setzt darauf, das bei der Impfstoffentwicklung bewährte Verfahren auch auf andere Medikamente zu übertragen.
So will der Pharma-Gigant aus Rheinland-Pfalz bis Ende dieses Jahres in den USA einen ersten Zulassungsantrag für ein Medikament gegen Gebärmutterhalskrebs einreichen. Geplant sei eine Art Chemotherapie der nächsten Generation. Bei einer solchen Therapie kommen sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate zum Einsatz. Dabei sollen Wirkstoffe der Chemotherapie mit Hilfe von Antikörpern gezielter an Krebszellen gebracht werden. Das Medikament könnte bereits im kommenden Jahr auf den Markt kommen.
Stellen-Streichungen in Marburg und Idar-Oberstein
Biontech bekräftigte seine Ziele für dieses Jahr: Der Umsatz dürfte auf 1,7 bis 2,2 (2024: 2,75) Milliarden Euro sinken. Zwar rechnet das Unternehmen mit stabilen Covid-Impfquoten, doch Vorratsabwertungen und andere Belastungen durch den US-Partner Pfizer wirkten sich negativ auf den Umsatz aus.
- Immer höhere Verluste bei Biontech: Zum Forschungserfolg verdammt
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung steigen im Gegenzug deutlich auf 2,6 bis 2,8 (2024: 2,3) Milliarden Euro, da das Unternehmen bei der Entwicklung seiner Medikamenten-Pipeline Tempo macht. Im Fokus stehen der Antikörper BNT327, mit dem mehrere klinische Studien zur Behandlung verschiedener Krebsarten laufen, sowie die mRNA-Krebsimmuntherapien von Biontech.
Das Unternehmen hatte im März angekündigt, bis 2027 weltweit zwischen 950 und 1.350 Vollzeitstellen streichen zu wollen – betroffen sind unter anderem die deutschen Standorte Marburg in Hessen und Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz. Gleichzeitig sollen 800 bis 1.200 neue Stellen entstehen, etwa in der neuen Herstellungsstätte für mRNA-basierte Krebstherapien in Mainz und durch die Übernahme des chinesischen Biotechunternehmens Biotheus.
Holstein, der seit vier Jahren Finanzchef ist, geht Ende Juni in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird zum Juli der Novartis-Manager Ramon Zapata. Er war zuletzt Finanzchef der globalen biomedizinischen Forschungseinheit des Schweizer Pharmakonzerns und bringt 25 Jahre Erfahrung aus der Pharma- und Konsumgüterbranche mit.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa