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Stiftung Warentest-Vorstand Primus: "Bei der Altersvorsorge setze ich auf Pantoffeln"


Hubertus Primus
"Bei der Altersvorsorge setze ich auf Pantoffeln"

  • Claudia Zehrfeld
InterviewEin Interview von S. Manthey und C. Hamburger

Aktualisiert am 02.05.2019Lesedauer: 4 Min.
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Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest: In Sachen Altersvorsorge sollte das Geld nicht auf dem Sparbuch versauern.Vergrößern des Bildes
Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest: In Sachen Altersvorsorge sollte das Geld nicht auf dem Sparbuch versauern. (Quelle: Michael Gottschalk/imago-images-bilder)

Altersvorsorge, Immobilien und Versicherungen – Themen, die die Leser von t-online.de beschäftigen. Welche Vorkehrungen treffen Experten für den Ruhestand und ihre Absicherung im Alltag?

Wir haben nachgefragt: Im Interview mit t-online.de erklärt Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest, was die Altersvorsorge mit Pantoffeln zu tun hat und warum das Geld auf dem Sparbuch keine so gute Idee ist. Lohnt der Kauf einer Immobilie noch und auf welche Versicherungen Sie getrost verzichten können.

t-online.de: Wie haben Sie für Ihre Zukunft vorgesorgt?

Hubertus Primus: Ich wohne im schuldenfreien Eigentum. Hinzu kommt die Altersversorgung durch die Stiftung. Ansonsten richte ich mich nach dem Pantoffel-Portfolio von Finanztest. Es besteht aus einem Aktien-Indexfonds und einem Tagesgeldkonto und ist so einfach und bequem, dass damit jeder sein Geld vernünftig anlegen kann.

Der privaten Altersvorsorge kommt eine immer größere Bedeutung zu. Die Riester-Rente, einst gefeiert, ist heute eher ein Auslaufmodell. Was raten Sie den Verbrauchern?

Tatsächlich ist das Pantoffel-Portfolio aus meiner Sicht ein guter Ansatz, Geld für das Alter zurückzulegen. Und ja, Riester ist zu bürokratisch und zu kostenintensiv. Wir haben es trotzdem immer noch empfohlen, weil die Alternativen fehlen. Für Menschen mit mehreren Kindern zum Beispiel lohnt es sich, zu riestern. Ich würde immer auch den Blick auf die betriebliche Altersvorsorge richten. Da kommen aber Arbeitgeber und Gewerkschaften nicht so richtig in die Gänge. Zudem werden bei der Betriebsrente im Alter die vollen Krankenkassen- und Pflegebeiträge fällig.

Viele Verbraucher bringen ihr Geld aber auf die Bank. Doch das Sparbuch wirft kaum etwas ab. Der Schritt zum Aktienmarkt scheint dennoch zu groß.

Wir würden auch niemandem empfehlen, rein auf Aktien zu setzen. Auch die Sparprodukte sollten Verbraucher genauer prüfen. Diese sind oft mit hohen Kosten belastet. Bleiben die Indexfonds: Hier sind die Gebühren sehr niedrig. Sie sollten einem aktiven, also von einem Fondsmanager gemanagten Fonds, vorgezogen werden.

So funktionieren Indexfonds: Exchange Traded Funds (ETF) bilden einen Börsenindex ab – zum Beispiel den DAX. Mit einer Investition können Anleger den ganzen Index kaufen und müssen in die Börsenwerte nicht selbst und einzeln investieren. Damit verfolgen sie eine passive Anlagestrategie – im Unterschied zu aktiven Fonds, bei denen der Fondsmanager die Einzelpositionen je nach Marktlage aktiv kauft oder verkauft. Passive Indexfonds sind preiswert: Es fallen in der Regel kein Ausgabeaufschlag und nur geringe laufende Kosten an.

Die globalen Wachstumsaussichten trüben sich ein, Wirtschaftsforschungsinstitute senken ihre Prognosen. Lohnt ein Einstieg an den Finanzmärkten noch?

Wir meinen schon – auch aufgrund mangelnder Alternativen. Wir befinden uns weiterhin in einer Niedrigzinsphase. Das Geld sollte nicht auf dem Sparbuch versauern. Also, was tun? Gold ist hoch spekulativ und für den Normalverbraucher keine geeignete Anlage. Vom sogenannten grauen Kapitalmarkt, wie geschlossene Immobilienfonds oder atypische Beteiligungen, brauchen wir gar nicht erst reden. Da sind wir wieder bei meiner Empfehlung, den Indexfonds. Ich persönlich bin auch nicht so pessimistisch, wenn man einen weltweiten, also globalen Indexfonds wählt. Das ist aus meiner Sicht das Vernünftigste.

Eine Möglichkeit, für das Alter vorzusorgen, sind Immobilien. Doch die Preise, insbesondere in den Großstädten, sind hoch. Der Markt scheint überhitzt. Ist der Kauf noch angeraten?

Das hängt extrem von der einzelnen Immobilie ab, von deren Lage und Zukunftsperspektive. In Berlin ist es in der Tat die Frage, wer sich das leisten kann. Da muss man schon an die Ränder der Stadt oder des S-Bahn-Gürtels gehen. Ansonsten würde ich von Immobilien vorerst die Finger lassen. Ich bin im Übrigen in Berlin immer wieder überrascht, was alles als anscheinend reines Spekulationsobjekt leer steht.


Kommen wir zu Versicherungen: Jetzt wäre mal wieder Zeit für einen Frühjahrsputz. Auf welche Versicherungen sollen Verbraucher aus Ihrer Sicht auf keinen Fall verzichten?

Gänzlich unverzichtbar ist die Haftpflichtversicherung. Für relativ junge Menschen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen, empfiehlt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Angebote werden regelmäßig von uns getestet und die Bedingungen haben sich mittlerweile verbessert. Je später man sich für diese Versicherung entscheidet desto teurer wird sie. Mit der Hausratsversicherung ist es so eine Sache. Das hängt immer vom Wert des eigenen Hausrats ab. Meist ist hier aber auch das Fahrrad günstiger mitversichert, als über eine reine Fahrradversicherung. Immobilienbesitzer sollten eine Gebäudeversicherung haben. Eine damit verbundene Elementarschadenversicherung ist auch sinnvoll. Wer in einem Hochwassergebiet wohnt, wird aber nur wenige und teure Tarife finden. Eine Verkehrs-Rechtschutzversicherung ist sicher sinnvoll. Und die Kfz-Haftpflicht-Versicherung, die ist für Autobesitzer Pflicht.

Und welche sind verzichtbar?

Da wären die private Rentenversicherung und die Lebensversicherung. Warnen würde ich auch vor der Sterbegeldversicherung. Das ist eine verkappte Lebensversicherung. Eine Unfallversicherung braucht man auch eher nicht, obwohl es bei Kindern wieder eine Überlegung wert ist.

Auf welche Fallstricke gilt es zu achten, damit aus der Sicherheit einer Versicherung keine trügerische Sicherheit wird?

Bei Lebens- und Rentenversicherungen sind die Gesundheitsfragen Fallstricke. Da sollte man ehrlich sein, sonst könnte im Versicherungsfall die Leistung verweigert werden. Ansonsten gibt es im Streitfall auch den Versicherungs-Ombudsmann, der zwischen dem Versicherungsnehmer und der Versicherung vermittelt.

coremedia:///cap/blob/content/85636644#data Hubertus Primus, Jahrgang 1955, steht seit 2012 an der Spitze der Stiftung Warentest. Der gelernte Jurist arbeitete unter anderem als freier Journalist mit den Schwerpunkten Recht/Steuern, bis er als Redakteur und später Chefredakteur der Stiftungszeitschriften "Finanztest" und test" fungierte. Primus ist Mitglied im Stiftungsrat der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz und sitzt im Verwaltungsrat des Verbraucherzentrale Bundesverbands. (Foto: imago/Mauersberger)

Vielen Dank, Herr Primus.

Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews mit Hubertus Primus: "Es gibt bei unseren Tests keinen Mitleidsbonus".

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