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Steuerrechner: Wie viel Sie dem Staat zahlen und was Sie zurückbekommen


Abgabenrechner
Wie viel Sie dem Staat zahlen und was Sie zurückbekommen


Aktualisiert am 12.02.2020Lesedauer: 4 Min.
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Euroscheine werden gezählt (Symbolbild): Wie stehen Sie mit Ihrem Einkommen da – und wie groß ist Ihr Beitrag zum Staatshaushalt?Vergrößern des Bildes
Euroscheine werden gezählt (Symbolbild): Wie stehen Sie mit Ihrem Einkommen da – und wie groß ist Ihr Beitrag zum Staatshaushalt? (Quelle: Thomas Trutschel/photothek/imago-images-bilder)

Die Politik will die Bürger entlasten, da die Abgabenlast für viele zu hoch sei. Doch wie groß ist sie wirklich für einen durchschnittlichen Haushalt? Ein neuer Abgabenrechner gibt Auskunft.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans will es, FDP-Vorsitzender Christian Lindner will es, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will es auch: Die Mittelschicht in Deutschland soll zügig entlastet werden, die Abgabenlast sinken.

Das wünschen sich auch viele Bürger. Immer mehr Menschen klagen darüber, dass ihnen weniger Netto vom Brutto bleibt. Doch stimmt das eigentlich? Wie viel genau zahlen Deutschlands Bürger an den Staat – und was bekommen sie umgekehrt von ihm zurück?

Dieser Frage ist jetzt das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) nachgegangen. In einer neuen Studie, die das Institut mit einem interaktiven Rechner (siehe unten) verbunden hat, veranschaulicht das IW, wie stark die Umverteilung in Deutschland wirkt.

Der Rechner gilt für Haushalte, nicht für Personen

"Wir wollten der aktuellen Debatte zur Umverteilung mit Fakten begegnen", sagt Martin Beznoska, Autor der Studie. "Mit unserem Rechner geben wir den Steuerzahlern die Möglichkeit, sich direkt über die durchschnittlichen Abgaben zu informieren." Für ein beliebiges Jahresbruttoeinkommen beantwortet der Rechner zwei Fragen:

  1. Wie hoch ist das Jahreseinkommen im Vergleich zu den übrigen Haushalten der Einkommensverteilung?
  2. Wie viel dieses Jahreseinkommens zahlt der durchschnittliche Haushalt an den Fiskus – und wie viel erhält er in Form von Transferleistungen, Renten und ähnlichen Zahlungen vom Staat zurück?

Das Besondere an der Kalkulation: Neben der Einkommensteuer und Transferleistungen wie Arbeitslosengeld berücksichtigen die Studienautoren auch Faktoren wie die durchschnittlich abgeführte Mehrwert-, Alkohol- oder Tabaksteuer pro Jahr. "Die geleisteten Zahlungen und empfangenen Leistungen müssen nicht auf jeden Haushalt zutreffen", sagt Beznoska. "Wir haben für unsere Berechnung zunächst die durchschnittlichen Werte für die jeweilige Einkommensgruppe zugrunde gelegt."

Im Klartext: Der Rechner eignet sich nur bedingt, um Rückschlüsse auf die persönliche Lebenssituation zu ziehen. Allerdings vermittele er ein Gefühl für den Lebensstandard und den Anteil an der Finanzierung des Staates, so Beznoska.

Single-Haushalt mit 50.000 Euro brutto zahlt rund 9.000 Euro an den Staat

Ein Lesebeispiel: Ein Single ohne Kinder, der pro Jahr ein Einkommen von 50.000 Euro brutto bezieht, überweist jährlich im Schnitt 25.375 Euro an den Staat. In dieser Summe enthalten sind neben der Einkommensteuer etwa Beiträge für Krankenkasse, Arbeitslosen- und Rentenversicherung, aber auch die durchschnittlich geleistete Mehrwertsteuer.

Gleichzeitig bekommen durchschnittliche Single-Haushalte mit demselben Jahreseinkommen im Schnitt 16.274 Euro vom Staat zurück. Hier fließen Transferleistungen wie Arbeitslosengeld I, Hartz IV, Grundsicherung oder Bafög mit ein.

Zwar erhalten nicht alle Haushalte diese staatlichen Zuwendungen. Einige Menschen bekommen etwa noch gar keine Renten gezahlt, weil sie noch arbeiten. Weil in die Einkommensgruppe (50.000 Euro brutto pro Jahr) aber auch Rentner fallen, zeigt der Rechner zunächst eine Rentenzahlung in Höhe von 1.929 Euro an. Dasselbe gilt für Menschen, die Arbeitslosengeld beziehen oder Elterngeld bekommen.

Rechnet man die durchschnittlich geleisteten Abgaben und die im Schnitt erhaltenen Transferleistungen vom Staat miteinander auf, ergibt sich so ein Saldo von 9.101 Euro. Anders ausgedrückt: Durchschnittliche Single-Haushalte mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von 50.000 Euro finanzieren den deutschen Staat pro Jahr mit etwas mehr als 9.000 Euro.

Informationen zur Einkommensverteilung

In Relation zur übrigen Bevölkerung stehen Single-Haushalte mit einem solchen Einkommen trotzdem gut da. Nur 24 Prozent der Bevölkerung haben mehr Netto vom Brutto und erreichen damit einen höheren Lebensstandard. 76 Prozent aller Haushalte geht es schlechter. Sie haben im Schnitt weniger Geld in der Tasche.

Zum Vergleich: Ein Drei-Personen-Haushalt mit zwei Erwachsenen und einem Kind mit demselben Einkommen erreicht nur einen höheren Lebensstandard als 38 Prozent der restlichen Bevölkerung – 62 Prozent der Haushalte geht es besser. Was außerdem auffällt: Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro bekommt im Schnitt fast 4.600 Euro mehr vom Staat, als er an Steuern und sonstigen Abgaben einzahlt, er ist also Nettoempfänger.

Wie stehen Sie mit Ihrem Einkommen im Vergleich zum Rest der Bevölkerung da – und wie sehr finanziert ihre Einkommensgruppe den Staat? Finden Sie es heraus, indem Sie den Rechner des IW Köln benutzen.

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Neben Informationen zu Abgaben und Transferleistungen für die jeweiligen Einkommensgruppen gibt die Studie auch allgemeine Einblicke in die staatliche Einkommensumverteilung. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • 54 Prozent der Haushalte zahlen im Schnitt mehr, als sie bekommen: Haushalte, deren Einkommen zu den unteren 46 Prozent der Einkommensverteilung zählen, sind demnach Nettoempfänger. Ein Single ohne Kinder wird dieser Rechnung zufolge erst ab einem jährlichen Bruttoeinkommen von 31.500 Euro zum Nettogeber, wer weniger verdient, erhält im Schnitt Geld vom Staat.
  • Die Mechanismen der Umverteilung wirken: Die Steuern- und Abgabenlast steigt mit zunehmendem Einkommen kontinuierlich an. Das oberste 1 Prozent der Einkommen führt im Schnitt 39 Prozent des Einkommens an den Fiskus ab. Da aber auch Menschen in der höchsten Einkommensgruppe noch Transferleistungen vom Staat empfangen, zum Beispiel Elterngeld, liegt die Nettobelastung hier im Schnitt bei 38 Prozent.
  • Die Ärmsten zahlen verhältnismäßig viele Steuern: Haushalte, deren Einkommen zu den untersten 10 Prozent der Verteilung zählen, bekommen zwar die meisten Transferleistungen. Allerdings führen sie im Schnitt 22,1 Prozent ihres Einkommens in Form von Steuern an den Staat ab, deutlich mehr als viele Haushalte mit einem mittleren Einkommen. Das liegt unter anderem daran, dass die Mehrwertsteuer für alle gleich ist: Wer ärmer ist, wird durch sie prozentual stärker belastet.

So nutzen Sie den Steuerrechner
Wo befinden Sie sich auf dieser Skala? Wie steht Ihr Einkommen im Vergleich zum Rest der Bevölkerung? Das können Sie mit dem Rechner des IW Köln herausfinden, der zu der neuen Studie entstanden ist.
Dafür müssen Sie das jährliche Bruttoeinkommen Ihres Haushalts, also das Gesamteinkommen aller in ihrem Haushalt lebenden Menschen angeben. Außerdem, wie viele Personen über und unter 14 Jahren in Ihrem Haushalt leben. Der Rechner zeigt Ihnen, wie Ihr Haushalt im Vergleich zu anderen Haushalten dasteht. Was er nicht zeigt, ist, wie Ihr persönliches Einkommen im Vergleich zum Rest der Bevölkerung aussieht.
Sie können außerdem sehen, wie viel ein mit Ihrem Lebensstandard vergleichbarer Haushalt zur Finanzierung des Staates beiträgt, also wie hoch die Abgaben und die Zahlungen sind, die ein vergleichbarer Haushalt mit demselben Einkommen erhält oder abführt.
Wundern Sie sich deshalb nicht, dass auch Abgaben und Zahlungen angegeben sind, die Sie in Wirklichkeit nicht erhalten. Die Grafik gibt hier nur einen Durchschnittswert für vergleichbare Haushalte an – dazu zählen dann auch Rentner, Erwerbslose oder Familien. Deshalb finden sich auch Zahlungen wie Bafög, Kindergeld oder die Grundsicherung im Alter darin wieder.

Doch was heißt all das für die Mittelschicht? IW-Ökonom Beznoska hat eine klare Meinung: "Die Belastung der Mittelschicht ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen." Das liege vor allem daran, dass die Grenzen für die Einkommensteuer nicht angepasst worden seien. "Hier muss die Politik gegensteuern und die Einkommensteuergrenzen anheben." Der sogenannte Mittelstandsbauch, also die Steuerbelastung bei den unteren Einkommen, müsse abgeflacht werden, sagt Beznoska.

Für die Studie hat das IW Köln mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels gearbeitet, einer wiederholten Befragung von Haushalten, in der regelmäßig auch Einkommen erhoben werden. Die Daten zu den indirekten Steuern wie der Mehrwert-, Alkohol- oder Tabaksteuer stammen aus der Einkommens- und Vermögensbefragung (EVS).

Verwendete Quellen
  • statista
  • Statistisches Bundesamt
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