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Buchhandelskette Thalia lässt Chinesen Bücher für Regale auswählen


Propaganda für Xi
China wählt Bücher für Thalia-Regale aus

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 17.09.2020Lesedauer: 3 Min.
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Chinas Regierungspropaganda: Das Land will den Büchern von Staats- und Parteichef Xi Jinping zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Nun hilft Thalia mit "China-Regalen", die von Chinas Vertriebsgesellschaft vorgeschlagen werden (Archivfoto).Vergrößern des Bildes
Chinas Regierungspropaganda: Das Land will den Büchern von Staats- und Parteichef Xi Jinping zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Nun hilft Thalia mit "China-Regalen", die von Chinas Vertriebsgesellschaft vorgeschlagen werden (Archivfoto). (Quelle: imago-images-bilder)

Chinas staatlicher Buchvertrieb bestückt plötzlich große Regalflächen in deutschen

Die Buchhandelskette Thalia hat eine Partnerschaft mit Chinas staatlichem Buchvertrieb fürs Ausland geschlossen – als Test. Auf Bestellung präsentiert der Buchhändler durch Chinas Staatsapparat ausgewählte Bücher in seinen Regalen. In sozialen Netzwerken wird das als Zugeständnis an Chinas Propagandaapparat kritisiert.

Öffentlich wurde das neue Sortiment durch ein Posting einer Thalia-Kundin, die nach eigenen Angaben Chinawissenschaftlerin und Liebhaberin chinesischer Kultur und Literatur ist. Sie schrieb, dass sie sich zunächst gefreut habe, in einer Filiale am Berliner Alexanderplatz drei Regale mit chinesischer Literatur zu sehen. Allerdings seien dort keine kritischen Bücher zu finden. Eine Mitarbeiterin habe ihr das so erklärt: Die Regale seien "von außen" gekauft oder gemietet, Chinakritisches sei im Erdgeschoss zu finden.

Test in drei Filialen

Ruprecht Polenz, früherer CDU-Generalsekretär und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, kommentierte auf Twitter: "Das darf nicht wahr sein! Thalia überlässt der chinesischen Regierung die Bestückung der Regale mit China-Literatur?"

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Doch so ähnlich ist es tatsächlich: Thalia teilte auf Anfrage von t-online mit, man teste "in Zusammenarbeit mit China Book Trading ein chinesisches Buchsortiment". Der Test finde in drei Filialen statt und sei zeitlich begrenzt. Wie lange er laufen soll, beantwortete eine Sprecherin auf Nachfrage zunächst nicht.

Thalia hat seine Angaben am Freitag korrigiert: Partner sei nicht nicht China Book Tradings mit Sitz in Deutschland, sondern die China National Publications Import & Export (Group) Corporation in Peking.

Und so kommen die Bücher laut Thalia ins Regal: Der chinesische Partner schlägt Bücher vor, die von Thalia geprüft und freigegeben werden. Darunter sind auch nur zwei Politik-Titel.

Buch von Staatschef Xi im Sortiment

Für eines der Bücher betreibt der chinesische Staat einen großen Aufwand. Es ist das mehrteilige Manifest "China regieren" des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping, Chef der Kommunistischen Partei. Als der zweite Band 2018 mit einer laut Verlag internationalen Auflage von 13 Millionen Exemplaren in London vorgestellt wurde, waren vom ersten Teil nur 588 Exemplare in Großbritannien verkauft worden, berichtete der "Economist". Veranstaltungen wie in London gab es aber in vielen Ländern.

In Deutschland erhielten Bundestagsabgeordnete das Buch ungefragt und mit der Bitte, ein Foto zu posten. Michael Brand (44), menschenrechtspolitischer Sprecher der Union, ging damit an die Öffentlichkeit: Abgeordneten werde "der Personenkult frei Haus geliefert – mit der Aufforderung in Deutschland für ein unmenschliches Regime zu werben".

Thalia beantwortete eine Nachfrage nicht, zu welchen Konditionen die Regalflächen zur Verfügung gestellt werden. Im Einzelhandel sind sogenannte Werbekostenzuschüsse der Hersteller im Gegenzug für eine attraktive Platzierung alltäglich. Thalia erklärte lediglich, das Angebot sei "vor allem als Service für die wachsende chinesische ─ bzw. China-Interessierte ─ Community in Deutschland" gedacht. Branchenexperten halten die Verkaufszahlen der dort präsentierten Bücher aber für vernachlässigbar.

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Allerdings haben auch Zeitungsverlage schon geholfen, chinesische Sichtweisen in Deutschland ungefiltert zu verbreiten. Die bezahlte Beilage "China Watch" bringt dem "Handelsblatt" seit Jahren deutliche Kritik ein, auch wenn sie klar gekennzeichnet ist. Hinter der Beilage steckt "China Daily", faktisch die Parteizeitung der Kommunistischen Partei in China.

Das Berliner Forschungsinstitut "Mercator Institute für China Studies" (Merics) weist seit Jahren auf zunehmende Versuche Chinas hin, Einfluss auf die westlichen Gesellschaften zu gewinnen. So berichtete die Deutsche Welle, die in China zensiert wird, 2018 von Forderungen in eine Studie von Merics und "Global Public Policy Institute": Nötig seien eine kritischere Debatte der chinesischen Medienoffensive und mehr Transparenz, wenn chinesische Staatsmedien involviert sind.

Verwendete Quellen
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