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Italiener füllen Deutschlands Joblücken


Mangel an Pflegekräften
Wie italienische Fachkräfte Deutschlands Joblücken füllen

Von dpa
02.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Helfende Hände: Der Mangel an Pflegekräften in Deutschland, bietet Möglichkeiten für Fachkräfte aus dem Ausland.Vergrößern des BildesHelfende Hände: Der Mangel an Pflegekräften in Deutschland, bietet Möglichkeiten für Fachkräfte aus dem Ausland. (Quelle: ipopba/getty-images-bilder)
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Der Fachkräftemangel bietet Chancen für italienische Arbeiter. Sie finden in ihrer Heimat keinen Job und werden in Deutschland gebraucht. Welche Möglichkeiten sie hier haben.

Antonio ist 23 Jahre alt und hat wie viele junge Leute in Italiens Süden keinen Job – und auch kaum Aussichten, einen zu finden. Stattdessen will er nun in Deutschland ein neues Leben beginnen. "Um ehrlich zu sein, wenn du hier einen Job bekommen willst, musst du entweder sehr viel Glück haben oder wichtige Freunde", erzählt er in seiner Heimatstadt Crotone.

Crotone liegt in Italiens ärmster Region Kalabrien, bekannt auch für die Mafia 'Ndrangheta. Die Stadt rangiert in Sachen Jugendarbeitslosigkeit im EU-Vergleich seit Jahren im Spitzenfeld.

Deutsche Anwerber suchen nach Fachkräften

Seit 2014 allerdings gibt es einen Ausweg, der nach Deutschland führt. Zumindest für einige: Sie bekommen günstige Sprachkurse, damit sie als Pfleger oder Rettungssanitäter in Deutschland arbeiten. Deshalb kommen deutsche Anwerber extra nach Crotone, um direkt vor Ort Mitarbeiter zu rekrutieren.

"Du kannst 1.400 bis 1.500 Euro als Fahrer verdienen oder 1.700 bis 1.800 als Krankenschwester. Es ist keine Arbeit zum Reichwerden, aber es ist ein ordentlicher Job", sagt Frank Panschar. Er hat das Unternehmen Dr. Sauder mitgegründet, mit dem die in Deutschland dringend benötigten Arbeitskräfte für medizinische Berufe im Ausland gefunden werden sollen. Neben Italien sucht er auch in Albanien und Brasilien Fachkräfte.

Fehlende Pflegekräfte sind kein "Mangel, sondern eine Katastrophe"

Panschar erzählt, dass bisher rund 150 Menschen aus Crotone über das Programm nach Deutschland ausgewandert sind. Zuerst machen sie sechs Monate einen Sprachkurs, dann werden sie in Praktika in Italien und Deutschland zum Beispiel zum Rettungssanitäter ausgebildet. Der Job ist auf mindestens zwei Jahre befristet.

Fehlende Pflegekräfte seien in Deutschland kein "Mangel, sondern eine Katastrophe", sagt Panschar. Die Jobs in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen sind nicht gut bezahlt und harte Arbeit.

In Italien herrscht ein Fachkräfteüberschuss

Das schlägt sich auch in der Statistik nieder. Krankenhäuser seien sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen, sagt Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft. "Sehr deutlich wird dies bei den Pflegekräften." Derzeit gebe es rund 15.000 offene Stellen, die wegen des Fachkräftemangels nicht besetzt werden könnten. Und bei Ärzten sehe es nicht besser aus. "Alleine der Anstieg der Anzahl ausländischer Ärzte macht deutlich, dass Fachkräfte aus dem Ausland benötigt werden."

In Italien ist es andersherum: Hier kann es schon vorkommen, dass sich 12.000 Menschen auf nicht mal 500 Jobs in der Krankenpflege bewerben. Busunternehmen bieten dazu eigens Trips für Menschen aus dem Süden an, die zu Bewerbungstests in Norditalien gefahren werden.

Gerade Studierte verlassen Italien

Das Land ist in die Rezession gerutscht, die Arbeitslosigkeit liegt bei rund zehn Prozent. Dem Internationalen Währungsfonds zufolge verlassen jedes Jahr rund 160.000 Menschen Italien. Das sei so viel wie seit fast 50 Jahren nicht mehr, also seit der Ära der Gastarbeiter. Doch in den 60er und 70er Jahren kehrten vor allem weniger gut ausgebildete Italiener ihrer Heimat den Rücken. Heute sind es jene, die studiert haben, die sich von Italien verabschieden.


Giuseppe ist einer von denen, der in den kommenden Monaten Crotone in Richtung Deutschland verlässt. Seinen Job in einem Callcenter hat der 30-Jährige nach dem Angebot von Dr. Sauder an den Nagel gehängt. Seine Schulkameraden, sein Nachbar, seine Ex-Freundin: Sie alle hätten Süditalien bereits verlassen. Er hat keine Sorge, sich in Deutschland zu integrieren. Das einzige, was er lächelnd einzuwenden weiß: "Ich werde sicher das Essen meiner Mutter vermissen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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