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Donald Trump: Die deutsche Wirtschaft wird sein nächstes Opfer


Export erreicht Höchstwert
Deutsche Wirtschaft: Das nächste Opfer von Donald Trump

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 04.02.2020Lesedauer: 3 Min.
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Deutsche Wirtschaft: Die Leistungsfähigkeit deutscher Unternehmen im Ausland ist seit Jahren der absolute Aufreger bei internationalen Ökonomen.Vergrößern des Bildes
Deutsche Wirtschaft: Die Leistungsfähigkeit deutscher Unternehmen im Ausland ist seit Jahren der absolute Aufreger bei internationalen Ökonomen. (Quelle: robertmandel/getty-images-bilder)

Deutschland exportiert mehr Waren, Dienstleistungen und Kapital als je zuvor. Das wird gefährlich. Die Bundesregierung hat den Schlüssel in der Hand, das zu ändern.

Endlich wieder Exportweltmeister! Wer immer in den letzten Wochen und Monaten gegen die Leistungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft geätzt hat, wurde gestern scheinbar eines Besseren belehrt: Fast 300 Milliarden Euro stark ist der Überschuss an Waren, Dienstleistungen und Kapital, den Deutschland 2019 ins Ausland schaffte. Das hat das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung errechnet. Mehr als China. Mehr als Japan. Und erst recht mehr als die USA. Genau hier liegt eines der beiden großen Probleme dieser Zahl.

Kritik an Binnenwirtschaft in Deutschland

Die Leistungsfähigkeit deutscher Unternehmen im Ausland ist seit Jahren der absolute Aufreger bei internationalen Ökonomen. Sie kritisieren, dass Deutschland wie verrückt exportiert, anstatt dafür zu sorgen, dass hierzulande auch ausländische Güter gekauft werden. Deutschland habe sein Wirtschaftswachstum auf Kosten Dritter erwirtschaftet, heißt es. Das stimmt nicht ganz: Der deutsche Exportboom hat auch den europäischen Nachbarländern genutzt, weil er dort die Nachfrage angekurbelt hat. In Deutschland aber weist der jahrelange Überschuss auf ein großes Defizit der Binnenwirtschaft hin: Zu viel Kapital geht ins Ausland, zu wenig wird in Deutschland investiert.

Und nun kommt auch noch Donald Trump, für den es keine fieseren Gesprächspartner gibt als Länder mit Handelsbilanzüberschüssen. China hat er sich schon vorgeknöpft. Jetzt ist Deutschland dran. Das ist das erste große Problem.

Exportüberschuss muss verändert werden

Für den restlichen Vorwahlkampf des Jahres 2020 fallen die Chinesen als Trumps Lieblingsgegner ordentlicher Handelsauseinandersetzungen wohl aus. Deutschland aber ist für den anstehenden Krach nicht nur zu klein. Es hat auch keinerlei Kompetenz, in Handelsfragen eigenständig zu handeln. Dieses Recht liegt bei der Europäischen Kommission. Die USA werden also im Laufe des Jahres vermutlich die EU vor sich hertreiben. Und damit sind nicht Italien oder Polen gemeint: Das gilt Deutschland und seinem Exportüberschuss. Die EU-Partner werden das den Exportweltmeister spüren lassen. Es ist Zeit, etwas zu ändern.


Dass die IG Metall in diesem Jahr ohne Lohnforderung, dafür aber mit einem Angebot zu Sanierungstarifverträgen in die Tarifrunde startet, ist vernünftig. Doch wenn die Beschäftigten im Laufe des Jahres mehr Geld in der Tasche hätten, wäre es auch gut. Weil Arbeitnehmer gern japanische Autos, chinesische und koreanische Elektronik und amerikanische Mode kaufen, könnte mehr importiert werden. Auf deutlich höhere Löhne zu hoffen, ist angesichts der miesen Industriekonjunktur eine Illusion. Doch derselbe Effekt stellt sich ein, wenn der Staat die Steuern senkt, wie er das mit dem Abbau des Solidaritätszuschlags vorhat. Diese Maßnahme um ein halbes Jahr vorzuziehen und nach Möglichkeit auf alle Einkommen auszudehnen, wäre jetzt besonders richtig.

Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit nimmt ab

Noch wichtiger aber sind die Unternehmen. Sie sind das zweite große Problem des permanenten deutschen Leistungsbilanzüberschusses. Denn sie investieren nicht in Deutschland, sondern exportieren ihr Kapital in alle Welt. In der Leistungsbilanz sind neben dem Verkauf von Waren und Dienstleistungen auch Finanztransfers enthalten.

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Eigentlich ist es ganz gut, wenn Unternehmen im Ausland investieren – solang sie es auch im Inland tun, und solang die Ausländer ebenfalls in Deutschland investieren. Das tun sie aber nur sehr zögerlich. So nimmt Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit schleichend ab. Bei der Autoindustrie und bei den Banken ist das schon heute offensichtlich, doch auch andere Bereiche wie die chemische Industrie und viele Familienunternehmen sind betroffen. Auch hier könnte der Staat jetzt helfen: mit einer Unternehmenssteuerreform, die für inländisches Kapital und Sparvermögen gute Investitions- und Anlagemöglichkeiten schafft und ausländisches Kapital anzieht.

Produkte aus Deutschland können mit anderen Ländern nicht mithalten

In den vergangenen Jahren hat die Europäische Zentralbank die deutsche Exportmaschine befeuert. Weil der Euro im Vergleich zum Dollar an Wert verlor, wurden die meisten Exportgüter relativ billiger. "Made in Germany" musste nicht mehr so gut und innovativ sein wie früher, weil es gegen Dollar-Rechnungen immer preiswerter zu haben war. Hätte Deutschland heute noch die D-Mark, wären Autos, Maschinen und Medikamente aus Stuttgart, Ingolstadt und Leverkusen vermutlich 20 bis 30 Prozent teurer. Um sie mit dem entsprechenden Aufschlag verkaufen zu können, hätten sie viel besser sein müssen als Produkte aus anderen Ländern. Heute sind sie das nicht mehr, der schwache Euro hat viele Firmen bequem werden lassen.

Die Lösung des Problems

Den Schlüssel, das zu ändern, haben die Unternehmen und die Kunden in der Hand. Vor allem aber hat ihn die Bundesregierung. Wollte sie ihren Wählern jetzt einen letzten Dienst erweisen, hieße er: Steuerreform.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast "Tonspur Wissen".

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