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Deutschland in der Rezession: "Düstere Aussichten" für die Wirtschaft


Ökonomen schlagen Alarm
"Düstere Aussichten" für die deutsche Wirtschaft

Von dpa
25.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Geldscheine in einem Glas (Symbolbild): Auch in Zeiten von Inflation und Rezession bieten sich für Anleger Chancen.Vergrößern des BildesGeldscheine in einem Glas (Symbolbild): Deutschland gleitet in die Rezession ab, Schuld sind der eingebrochene Konsum infolge der Inflation. (Quelle: Christin Klose/dpa-tmn)
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Deutschlands Wirtschaft schlittert in eine Rezession. Ökonomen blicken pessimistisch in die Zukunft, die Inflation fordere nun "ihren Tribut".

Sinkender Konsum und eine hohe Inflation haben die deutsche Wirtschaft nun doch erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 in eine Rezession gestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Januar bis März um 0,3 Prozent zum Vorquartal und damit das zweite Vierteljahr in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

Es revidierte damit seine ursprüngliche Schätzung von Ende April, die noch eine Stagnation ergeben hatte. Im vorangegangen vierten Quartal 2022 war die Wirtschaftsleistung sogar um 0,5 Prozent gesunken. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von Rezession gesprochen.

Lindner: "Das ist ein Auftrag an die Politik"

Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht wegen der schwachen Wirtschaftsdynamik Handlungsbedarf. "Das ist ein Auftrag an die Politik", sagte der FDP-Vorsitzende am Donnerstag in Berlin. Deutschland drohe auf Abstiegsplätze abzurutschen. Deswegen brauche es jetzt auch eine wirtschaftspolitische Zeitenwende, nachdem es diese bereits in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik gegeben habe nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.

Lindner sagte, die Regierung werde die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen und mehr Fachkräfte anlocken. Außerdem werde es noch dieses Jahr weitere Maßnahmen geben, um Investitionsbedingungen zu verbessern. Konkret nannte Lindner eine stärkere Förderung von Forschung. Steuererhöhungen werde es dagegen nicht geben, eher weitere Entlastungen folgen.

Ökonomen pessimistisch

"Es gab sie doch – die Winterrezession", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Unter der Last der immensen Inflation ist der deutsche Konsument in die Knie gegangen und hat die gesamte Volkswirtschaft mit sich gerissen."

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht das genauso: "Die massiv gestiegenen Energiepreise haben im Winterhalbjahr ihren Tribut gefordert". Wegen stark steigender Preise erlitten die Verbraucher deutliche Kaufkraftverluste, weil die Löhne langsamer stiegen.

Wende zum Besseren nicht in Sicht

Eine Wende zum Besseren erwarten die meisten Experten aufgrund zahlreicher Belastungsfaktoren nicht: So entfalten die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) gerade ihre volle Wirkung. Die Kreditnachfrage ist wegen der höheren Zinskosten bereits eingebrochen.

"Während die inflationären Belastungen langsam abklingen, wachsen diejenigen der restriktiven Geldpolitik", sagte Volkswirt Scheuerle. "Das Gift der Inflation wird mit dem Gegengift hoher Zinsen bekämpft."

Höheres Rezessionsrisiko

Der Indikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) – in den zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft einfließen – signalisiert für die kommenden Monate ein Rezessionsrisiko von 37,6 Prozent. Auch die bislang noch robusten Exporteure bekommen angesichts der schwächer werdenden Weltwirtschaft Gegenwind zu spüren.

Das Barometer für die Exporterwartungen der Industrie fiel im Mai auf 1,8 Punkte von 6,5 Zählern im April, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. Das ist der niedrigste Wert seit November 2022. "Die weltweiten Zinserhöhungen schlagen langsam auf die Nachfrage durch", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Der deutschen Exportwirtschaft fehlt die Dynamik."

Viele Experten erwarten daher keinen Aufschwung, im Gegenteil: "Düster sieht es für das zweite Halbjahr aus", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Dann sind die Nachholeffekte in der Industrie aufgezehrt." Der Schrumpfkurs der deutschen Wirtschaft werde sich daher vermutlich fortsetzen.

Weniger Autos und Schuhe gekauft

Ausgebremst wurde die Konjunktur im ersten Quartal vom abnehmenden privaten Konsum. Dieser sank im ersten Quartal um 1,2 Prozent. "Die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte zeigte sich in verschiedenen Bereichen" so die Statistiker. "Sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände gaben die privaten Haushalte weniger aus als im Vorquartal."

Daneben wurden weniger neue Pkw gekauft, was auch mit dem Wegfall der Prämien für Plug-in-Hybride und der Reduzierung der Prämien für Elektrofahrzeuge zu Jahresbeginn zu tun haben dürfte.

Auch Konsum des Staates rückläufig

Auch der Staatskonsum gab nach, und zwar um 4,9 Prozent. Positive Impulse kamen dagegen von den Investitionen, die um 3,9 Prozent wuchsen. Hier legten insbesondere die Bauinvestitionen zu, weil wegen des milden Winters weitgehend durchgearbeitet werden konnte. Allerdings dürfte das nicht anhalten, weil insbesondere dem Wohnungsbau die Aufträge wegen gestiegener Material- und Zinskosten weggebrochen sind. Auch der Außenhandel stützte die Konjunktur, da 0,4 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen exportiert wurden. Die Importe schrumpften dagegen.

Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einem BIP-Wachstum von 0,4 Prozent. 2024 soll es dann zu einem kräftigeren Anstieg von 1,6 Prozent reichen. Viele Ökonomen sind pessimistischer. Commerzbank-Chefökonom Krämer rechnet mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr von 0,3 Prozent, dem 2024 eine Stagnation folgen soll.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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