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Tesla, VW, BMW – Industrie besorgt: Huthis greifen im Roten Meer Schiffe an


Tesla, VW und BMW
Das bedeuten die Angriffe im Roten Meer für die Autoindustrie

Von Frederike Holewik

12.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Produktion bei Volkswagen (Symbolbild): Noch läuft die Produktion beim Wolfsburger Konzern, andere Unternehmen leiden bereits unter Lieferschwierigkeiten. (Quelle: IMAGO/Uwe Meinhold/imago)

Der Nahostkonflikt ist mittlerweile auch in Europa zu spüren: Die Angriffe von Huthi-Rebellen im Roten Meer erschweren den Warenverkehr und verzögern so Produktionsabläufe.

Im Roten Meer greifen Huthi-Rebellen aus dem Jemen Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung an – dadurch wird eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt Teil des Nahostkonflikts. Gerade der Automobilindustrie, die auf Halbleiter aus Asien angewiesen ist, bereitet das Sorgen.

"Die von den Angriffen betroffene Route im Roten Meer ist von großer Bedeutung für den weltweiten Handel, die angespannte Sicherheitslage belastet die Liefer- und Logistikketten des globalen Warenhandels", sagt eine Sprecherin des Verbandes der Automobilindustrie t-online. Die Situation im Roten Meer erfordere Anpassungen der Transportrouten von Frachtschiffen, was zu längeren Lieferzeiten und höheren Kosten führe. Dem Verband seien bislang aber noch keine Auswirkungen auf die Fahrzeugproduktion bei Mitgliedsunternehmen bekannt, heißt es weiter.

So teilt BMW mit: "Die Situation im Roten Meer hat keinerlei Beeinträchtigungen auf die Produktion der BMW Group, da die Versorgung unserer Werke sichergestellt ist." Das Unternehmen stehe mit den Logistikpartnern in engem Austausch und erwarte derzeit keine Ausfälle oder Verzögerungen.

Ein Volkswagen-Sprecher erklärt auf t-online-Anfrage: "Die Marke Volkswagen Pkw rechnet nach heutigem Stand mit keinen nennenswerten Produktionseinschränkungen in ihren Werken." Fast alle großen Reedereien hätten bereits im Dezember ihre Routen geändert, so würde die Fracht mit nur leichter Zeitverzögerung eintreffen. Doch nicht alle Unternehmen kommen so glimpflich davon.

Tesla stoppt Produktion

Zuvor hatte bereits der Elektroautohersteller Tesla mitgeteilt, dass die Produktion am deutschen Produktionsstandort Grünheide bei Berlin für zwei Wochen ruhen werde. Da sich die Transportwege verschieben, sei eine Lücke in den Lieferketten entstanden, hieß es am Donnerstag vom Unternehmen (t-online berichtete). Bei den fehlenden Bauteilen handle es sich um "Überseekomponenten". Details nannte Tesla dazu am Freitag nicht.

Vom 12. Februar an werde die Produktion wieder voll aufgenommen. Wie genau die Zwangspause für die Belegschaft geregelt wird – dazu wollte sich das Unternehmen nicht äußern. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden bezahlt", hieß es am Freitag auf Anfrage bei Tesla. Tesla stellt in Grünheide seit März 2022 E-Autos her. Dort arbeiten rund 11.500 Beschäftigte. Tesla will die Produktion in Grünheide von angepeilten 500.000 Autos im Jahr mit dem Ausbau des Werks auf eine Million im Jahr verdoppeln. Derzeit baut das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 250.000 Fahrzeuge jährlich.

Wichtige Handelsroute unterbrochen

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Etwa zehn Prozent des Welthandels wird über die Strecke geleitet. Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas gab es 27 Angriffe auf internationale Handelsschiffe im Roten Meer.

Große Reedereien meiden deshalb zunehmend die wichtige Handelsroute. Nach US-Angaben nahmen mehr als 2.000 Schiffe einen Umweg. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung ist jedoch wesentlich länger – und damit teurer.

Das heißt: Auch wenn bislang noch wenige Unternehmen direkte Auswirkungen auf die Produktion feststellen, könnten sich die Angriffe der Huthi-Rebellen auf die Weltwirtschaft auswirken.

Deutlich weniger Container

"Die dort transportierte Menge an Containern brach um über die Hälfte ein und liegt aktuell fast 70 Prozent unter dem eigentlich zu erwartenden Aufkommen", berichtete das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Donnerstag. Aktuell liege das Transportvolumen via Rotem Meer nach IfW-Angaben bei nur rund 200.000 Containern pro Tag, nach rund 500.000 Containern im November.

Die Umleitung um das Kap der Guten Hoffnung verlängere die Transportzeit um sieben bis 20 Tage. Die verlängerte Fahrzeit hat die Preise für Containertransporte – im Branchenjargon Frachtraten genannt – deutlich erhöht. "Der Transport eines 40-Fuß-Standardcontainers zwischen China und Nordeuropa kostet aktuell über 4.000 US-Dollar, noch im November waren es rund 1.500 US-Dollar", so das IfW. "Der aktuelle Preis ist allerdings noch weit entfernt von den drastischen Ausschlägen während der Corona-Pandemie, als der Transport eines Containers auf dieser Route bis zu 14.000 US-Dollar kostete."

Mit Preissteigerungen für Verbraucher rechnen die IfW-Experten zunächst aber nicht, denn die Frachtkosten lägen bei den verschifften Gütern oft im Promillebereich. Allerdings könnten sich die Attacken im Roten Meer auf die Konjunktur insgesamt auswirken, sollten sie andauern. Denn über diesen Weg werden auch Öltransporte abgewickelt.

Verwendete Quellen
  • Anfragen an Volkswagen, BMW, Stellantis, VDA
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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