t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesWirtschaft

Strafzölle der USA gegen China: Wird Deutschland in Handelskrieg gezogen?


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Massive Strafzölle gegen China
Das bedeuten die US-Zölle für deutsche Autobauer


Aktualisiert am 16.05.2024Lesedauer: 4 Min.
imago images 0476779361Vergrößern des Bildes
US-Präsident Joe Biden: Mit einer deutlichen Steigerung der Zölle für Einfuhren aus China will er die heimische Produktion stärken. (Quelle: IMAGO/Samuel Corum / Pool via CNP /MediaPunch/imago)
News folgen

Die USA wehren sich gegen günstige E-Autos aus China. Mit einer drastischen Erhöhung der Zölle will Biden die heimische Produktion schützen. Das hat auch Auswirkungen auf deutsche Hersteller.

Satte Preissteigerungen abzusehen: US-Präsident Joe Biden erhöht die Einfuhrzölle für chinesische E-Autos. Statt 25 Prozent sollen künftig 100 Prozent fällig werden, wie die Regierung in Washington am Dienstag mitteilte.

Damit dürfte der Weg für chinesische Elektroautos in die USA de facto versperrt sein. Auch Halbleiter, Solarzellen, bestimmte Mineralien und Medizinprodukte sind von den neuen Zollregelungen betroffen. China kündigte umgehend Vergeltung an. Der Streit um Zölle und Vergeltungsmaßnahmen könnte dabei auch Auswirkungen auf deutsche Autohersteller haben. Doch Gleiches mit Gleichem vergelten wollen diese nicht.

Sorgen vor chinesischer Überproduktion

Hintergrund für Bidens Entscheidung ist die Sorge vor unfairen Handelspraktiken Chinas. "China verwendet dieselbe Strategie wie schon zuvor, um sein eigenes Wachstum auf Kosten anderer anzukurbeln, indem es trotz heimischer Überkapazitäten weiter investiert und die globalen Märkte mit Exporten überschwemmt, die aufgrund unfairer Praktiken unterbewertet sind", begründete die Wirtschaftsberaterin des Weißen Hauses, Lael Brainard, die Maßnahmen.

Konkret geht es darum, dass China die eigene Produktion von E-Autos durch umfangreiche Subventionen unterstützt und somit reihenweise günstige Modelle auf den Markt bringt. Im vergangenen Jahr flossen so umgerechnet bis zu 100 Milliarden US-Dollar staatliche Subventionen an chinesische Autokonzerne.

Diese Praxis ist auch vielen europäischen Herstellern ein Dorn im Auge. Die EU-Kommission untersucht deshalb derzeit, inwiefern Preise auf dem europäischen Markt künstlich niedrig gehalten werden – sehr zum Ärger der chinesischen Behörden. Das Ergebnis der Untersuchung steht noch aus.


  • Auch interessant: Podcast zur US-Wahl und Trumps dunklen Plänen:
Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed


Der Konkurrenzkampf zwischen US-amerikanischen und chinesischen E-Auto-Herstellern tobt schon länger. Die Zölle aus den USA könnten nun dazu führen, dass China versucht, noch mehr günstige E-Autos auf den europäischen Markt zu bringen. Denn hier gelten weiterhin nur zehn Prozent Einfuhrzoll.

Scholz gegen Strafzölle

Dass die EU eigene Zölle erhebt, gilt dennoch als unwahrscheinlich, denn Deutschland spricht sich bislang dagegen aus. Bei einem Besuch in Schweden sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, dass er sich noch nicht abschließend zur Untersuchung der Kommission äußern könne. "Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass gegenwärtig jedenfalls 50 Prozent der Importe von Elektrofahrzeugen aus China von westlichen Marken kommen, die selbst dort produzieren und nach Europa importieren", so Scholz. "Das ist vielleicht auch ein Unterschied zu anderen Ländern und Nordamerika in dieser Frage."

Damit ist Scholz auf einer Linie mit den großen deutschen Autobauern. BMW-Chef Oliver Zipse hat sich am Mittwoch deutlich gegen Strafzölle auf chinesische Elektroautos ausgesprochen. "Protektionismus setzt eine Spirale in Gang", sagte er bei der Hauptversammlung. "Zölle führen zu neuen Zöllen." Zipse fürchtet, dass Peking zudem den Zugang zu wichtigen Rohstoffen für die E-Auto-Produktion verknappen könnte. "Hier wird viel zu kurz gedacht", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der europäische Markt werde keinesfalls von billigen chinesischen Fahrzeugen überschwemmt.

Auch Volkswagen gibt sich bislang wenig eingeschüchtert – trotz eines nach eigenen Angaben "verhaltenen" Jahresstarts. Insbesondere bei den E-Autos schwächelte die Nachfrage. Nach dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie Ende 2023 war sie sogar förmlich eingebrochen. Inzwischen springe das Geschäft mit den für VW wichtigen E-Autos wieder an, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz bei der Vorstellung der Quartalszahlen im vergangenen Monat.

Experten sehen die Lage kritischer. "China droht mit immer mehr Produkten unseren Markt zu fluten. Güter, die wir nicht selbst herstellen, können wir so billig einkaufen. Aber wo wir selbst eine wettbewerbsfähige Produktion haben, stehen Jobs auf dem Spiel durch den oft unfairen Konkurrenzdruck durch China", sagt Jürgen Matthes, Ökonom am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, im Gespräch mit t-online.

China ist für Deutschland zu wichtig

Dass Wirtschaft und Politik in Deutschland dennoch so einstimmig gegen Zölle argumentieren, liegt an der doppelten Bedeutung von China. Zum einen ist das Land als Zulieferer von Rohstoffen und Teilen wie Mikrochips und Halbleitern wichtig. Darüber hinaus fertigen deutsche Firmen längst vor Ort und schicken einen Teil der Autos auch zurück nach Europa. So gehört BMW zu den größten Importeuren von E-Autos aus China. Unter anderem werden der elektrische Mini sowie der iX3 in der Volksrepublik für den Weltmarkt gebaut. Der Rest wird in China direkt für den dortigen Markt produziert.

Chinesische E-Autos auf dem europäischen Markt machen derzeit hingegen erst einen Anteil von etwa elf Prozent aus. Doch der Anteil steigt, und chinesische Firmen wie BYD haben große Ambitionen. Das Unternehmen führt auf dem chinesischen Markt und ist der weltweit führende Hersteller von E-Autos.

Bei der Fußball-Europameisterschaft löst BYD Volkswagen als offiziellen Sponsor der deutschen Nationalmannschaft ab. Als nächste Schritte will der Hersteller 100 Autohäuser in Deutschland und ein eigenes Werk in Ungarn eröffnen. Bis 2026 visiert BYD in Deutschland einen Absatz von 120.000 E-Autos an. Die Zölle der USA könnten den chinesischen Fokus auf den europäischen Markt nun noch einmal verschärfen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website