t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuelles

Experten-Tipps: So legen Sie Euros in Europa an


Investieren im Ausland
Experten-Tipps: So legen Sie Euros in Europa an

t-online, Uwe Kauss

19.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Europäische Zentralbank in Frankfurt mit Euro-ZeichenVergrößern des BildesBei kurz- und mittelfristigen Geldanlagen, die über die europäischen Statuten der EZB abgesichert sind, ist das Verlustrisiko derzeit sehr gering. (Quelle: Andres Garcia M/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Wohin mit dem Geld? Es sicher in Deutschland anzulegen bedeutet, Zinsen nahe Null zu akzeptieren. Bei den Banken vieler europäischer Staaten sind dagegen noch ein bis gelegentlich knapp zwei Prozent zu holen. Einige Online-Vermittler machen die Geldanlage nun relativ einfach möglich. Der renommierte Frankfurter Anlage-Experte Max Herbst von der FMH Finanzberatung erklärt, für wen die Angebote taugen.

Das Tagesgeldkonto war früher ein guter Parkplatz. Das Geld ist jederzeit verfügbar und brachte zudem einen hübschen Betrag ein. Lange her. Erhält man als Kunde aktuell auf dem Tagesgeldkonto einer Bank in Deutschland noch 0,2 Prozent, so erzielt man schon einen echten Top-Zins.

In anderen europäischen Ländern wie Österreich, Frankreich, Italien, Polen, Kroatien, Rumänien, Portugal oder Estland haben viele Banken deutlich mehr im Angebot. Mit kluger Auswahl lassen sich dort über Vermittlungsportale wie weltsparen.de, savedo.de oder zinspilot.de Zinsen erzielen, die deutlich über der Eins liegen. Doch Geld anlegen ausgerechnet in krisengeschüttelten und schuldengeplagten Ländern wie Portugal, Italien oder Rumänien?

Auf Absicherung durch den Einlagensicherungsfonds achten

Für den renommierten Frankfurter Geldanlagen-Experte Max Herbst von der FMH Finanzberatung ist das eine gute Wahl, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: "Die meisten Angebote dieser Vermittler sind über die Statuten zur Einlagensicherung der EU abgesichert. Das ist entscheidend. Bis 100.000 Euro garantiert der jeweilige Staat die vollständige Rückzahlung", sagt Herbst und betont: "Solange Europa funktioniert, erhalten die Kunden bei einer ohnehin sehr unwahrscheinlichen Insolvenz ihr Geld vollständig zurück."

Denn selbst wenn der Fonds eines Staats mit hohen Schulden bei einer Bankenpleite nicht zahlen könnte, würde der Europäische Sicherungsfonds einspringen. "Die Politik wird derzeit nicht noch eine Bank an die Wand fahren lassen. Das hätte immense Auswirkungen auf die gesamte Union." Er rät daher zu ein bis drei Jahre laufende Angeboten: "Was danach kommt, ist schwer abzuschätzen. Aber dieser Zeitraum ist kurz genug, um eine sehr hohe Sicherheit zu bieten."

Zudem stammten die Angebote etwa von Weltsparen, Savedo und Zinspilot meist von Banken mit relativ geringer Bilanzsumme. Die seit der Krise 2008 eingezogenen Schutzmechanismen, Rücklagevorschriften und Reserven würden greifen. "Wenn die Katastrophe eintreten sollte, hat man innerhalb von nur ein paar Tagen sein Geld zurück. Dieser minimale Risiko würde ich bei der aktuellen Zinssituation eingehen", empfiehlt Herbst.

Besser nur in Ländern anlegen, die als sicher bewertet werden

Die Verbraucherschützer von Stiftung Warentest und Finanztip hingegen raten, nur Angebote in Ländern abzuschließen, die von den Ratingagenturen die Höchstnoten erhalten haben – nicht aber in Ländern wie Portugal, Italien oder Bulgarien. "In der Sache ist das auch völlig richtig. Diese Empfehlungen bieten den Kunden den allerhöchsten Schutz", räumt auch Max Herbst ein.

Doch nach seiner langen Erfahrung schützen sich Warentest und Finanztip damit auch selbst: "Wenn die eine Anlage empfehlen, die Pleite tritt ein und das Geld der Kunden ist weg – das wäre die totale Katastrophe für beide." Daher würden sie die jeweils allerhöchsten Standards für ihre Empfehlungen anlegen. Doch fast absolute Sicherheit bedeutet für den Kunden nur eins: deutlich weniger Zinsen. "Flugzeugabstürze sind heute extrem selten. Wir fliegen trotzdem, weil das Risiko sehr, sehr gering ist. Wer sich aber davor fürchtet, muss Bahn fahren. Die vom Einlagenfonds gesicherten Anlagen sind für mich wie fliegen", sagt der Finanzexperte.

Höhere Zinsen für Kunden, gute Geschäfte für die Banken

Die deutlich höheren Zinsen der Banken als in Deutschland haben für ihn einen einfachen Grund: "Die könnten sich auch Geld mit null Prozent von der Europäischen Zentralbank für ihre Kreditgeschäfte leihen. Das wäre billiger. Aber für jedes Geschäft will die EZB Sicherheiten hinterlegt bekommen. Daher ist es für diese Banken einfacher, viel Geld ohne Sicherheiten, aber mit mehr Zinsen bei Kunden im Ausland einzusammeln und damit vor allem Unternehmensfinanzierungen mit für sie attraktiven Margen in ihren Ländern anzubieten."

Die neuen Vermittlungsportale seien damit in einen lukrativen Markt hinein gestoßen, denn für jede Vermittlung erhalten sie von der jeweiligen Bank eine Provision. Für Institute in Staaten mit mäßigen Bewertungen hat sich durch sie eine interessante Geldquelle eröffnet – und deutsche Kunden erhalten deutlich höhere Zinsen als zuhause. Sie müssen nach dem Registrieren allerdings einige Formulare ausfüllen und mit dem Postident-Verfahren ihre Identität belegen. Für Anlagen etwa in Italien müssen sie zudem mit Hilfe der Vermittler eine Steuernummer beantragen, bei anderen ihren Wohnsitz in Deutschland nachweisen. Die nötigen Formulare werden schon vorab ausgefüllt bereit gestellt und mit einer Ausfüllanleitung versehen, sodass nur wenig Zeit dafür nötig ist.

Anlageportale sind keine Banken

"Diese Portale arbeiten ausschließlich als Vermittler und transferieren nur das Geld ans Ziel. Sollte einer von ihnen verschwinden, bleiben die Anlagen unangetastet. Die Kunden legen ihr Geld ja direkt bei der ausländischen Bank an, nicht auf einem Konto des Vermittlers", erklärt Max Herbst die Rolle der Zinsportale. Sie wickeln lediglich kostenfrei die Auswahl, Ein- und Rückzahlung samt Zinsen ab.

Wichtig sei allerdings dennoch, die Details zu studieren: So behalten beispielsweise Banken in Portugal und Polen Quellensteuer ein – auch wenn ihre Kunden aus Deutschland kommen. Diese Zinsen – in Portugal 15, in Polen fünf Prozent – lassen sich in der Jahressteuererklärung voll anrechnen, die nötigen Bescheinigungen stellen die Banken aus. Doch das Geld ist erst mal weg. Für Max Herbst kein Problem: "Da geht’s ja meist nur um Beträge zwischen fünf und 50 Euro, deswegen würde ich mich doch nicht wegen ein paar Monaten verrückt machen."

Viele Anlagen berechnen keinen Zinseszins

Zudem sei wichtig zu wissen, dass der Ertrag vieler mehrjähriger Angebote nicht mit dem Zinseszins-Faktor berechnet werden. Man erhält pro Jahr den Zins und das war's. Bei den meisten deutschen Banken erhöht der Zins das Anlagekapital, umso höher fällt jeweils der Ertrag aus. Aber auch das sei bei Geldanlagen bis 20.000 Euro in der heutigen Zinssituation kein Grund, darauf zu verzichten: "Die Differenz ist ziemlich klein. Da hilft im Zweifel nur, sie auszurechnen und danach zu entscheiden."

Für Max Herbst gibt es noch einen weiteren Vorteil: Viele Festgeld-Angebote im Ausland seien flexible Anlagen, erklärt er: "Wer sein Geld vor Ende der Laufzeit zurück holt, erhält halt keine oder nur sehr wenig Zinsen. Aber er kann innerhalb weniger Tage wieder darüber verfügen. Sollte unerwartet eine Bank in die Krise rutschen, reichen ein paar Klicks, und der Betrag ist wieder zuhause auf dem Konto."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website