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Maßnahmen gegen das Rauchen: WHO sieht Deutschland weit hinten


Viele Tote durch Tabakkonsum
Rauchen ist größtes vermeidbares Gesundheitsrisiko in Deutschland

Von dpa, afp
10.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Raucherpause: Nicht überall müssen die Deutschen für das Rauchen vor die Tür gehen.Vergrößern des BildesRaucherpause: Nicht überall müssen die Deutschen für das Rauchen vor die Tür gehen. (Quelle: IMAGO / Elmar Gubisch)
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Zuletzt stieg der Tabakkonsum hierzulande wieder an. Nicht nur deshalb stuft die WHO Deutschland bei der Tabakkontrolle als Schlusslicht ein.

Deutschland ist im Kampf gegen den Tabakkonsum eines der Sorgenkinder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und eines der Schlusslichter in Europa. "Wir können nicht wirklich nachvollziehen, warum die Politik in Deutschland so lax in der Umsetzung von Maßnahmen in der Tabakkontrolle ist", sagte Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, der Deutschen Presse-Agentur.

Weltweit berichtet die WHO am Montag dagegen von Fortschritten. Immer mehr Länder gingen gegen das Rauchen vor. Inzwischen lebten 5,6 Milliarden Menschen in Ländern, die wenigstens eine der von der WHO empfohlenen Maßnahmen zum Schutz von Nichtrauchern umgesetzt hätten, heißt es im neuen Bericht über die Tabak-Epidemie.

Laut WHO reichen Maßnahmen in Deutschland nicht aus

Dazu gehören: drastische Warnungen vor dem Rauchen auf Zigarettenpackungen, Werbeverbote, Rauchverbote in öffentlichen Räumen und eine hohe Besteuerung von Tabakprodukten. Die weltweit verbreitetste Antitabakmaßnahme seien Ekelbilder auf Packungen: dafür gebe es Vorschriften in inzwischen 103 Ländern mit 4,5 Milliarden Einwohnern.

In Deutschland fehlen nach Meinung der WHO mehrere Elemente: "Die letzten Preiserhöhungen für Zigaretten liegen unterhalb der Inflationsrate und machen Rauchen im Endeffekt billiger, nicht teurer", betonte Krech, der aus Hamm in Nordrhein-Westfalen stammt. Das Rauchverbot in Gaststätten sei ein Flickenteppich, das Werbeverbot werde nur mangelhaft umgesetzt.

"Weder bundesweit noch in einem der 16 Bundesländer ist das Rauchen in allen acht Einrichtungen, die wir betrachten, gesetzlich vollständig verboten", sagte Krech. Das sind: Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, Universitäten, öffentliche Gebäude, Arbeitsplätze, Restaurants, Kneipen und der öffentliche Verkehr.

Nur vier Bundesländer verbieten Rauchen in Gesundheitseinrichtungen

Leider erlaubten die Verordnung über Arbeitsstätten von 2004 und das Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens von 2007 weiterhin Raucherzimmer in einigen Einrichtungen. Nur vier der 16 Bundesländer hätten das Rauchen in Gesundheitseinrichtungen gesetzlich vollständig verboten. Auch im öffentlichen Verkehr sei kein komplettes Rauchverbot gesetzlich erlassen worden.

Der Bundesdrogenbeauftragte für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, kündigte am Montag ein verstärktes Eintreten gegen den Tabakkonsum an. "Wir müssen mehr machen, um Menschen davon abzuhalten, mit dem Rauchen überhaupt zu beginnen", sagte Blienert laut einer Mitteilung seines Hauses. Er betonte außerdem, dass man Betroffene besser unterstützen solle, die seit Jahren mit dem Rauchen aufhören wollen.

Mit mehr als 127.000 tabakbedingten Todesfällen pro Jahr allein in Deutschland ist der Tabakkonsum demnach nach wie vor das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko überhaupt. Etwa 56.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland neu an einem Lungenkarzinom, etwa 44.000 sterben daran, wie Blienert weiter sagte. Die Überlebensrate von 20 Prozent bleibe niedrig. Tumore würden oft spät entdeckt, denn Lungenkrebs verursache lange keine Beschwerden.

Tabakkonsum in Deutschland zuletzt gestiegen

Etwa 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle gingen auf das Rauchen zurück. Seit der Corona-Pandemie würden wieder mehr Leute zu Zigaretten und zu E-Zigaretten greifen. Blienert sprach sich für bestimmte Verbote unter anderem bei der Werbung direkt am Verkaufsort und beim Sponsoring von Festivals durch die Nikotinwirtschaft aus.

Der Bundesbeauftragte verwies auf den steigenden Konsum von Zigaretten und E-Zigaretten in Folge der Corona-Pandemie. Darum habe sich die Ampel-Regierung im Koalitionsvertrag auf weitere Regulierungen und engere Grenzen bei der Werbung und beim Sponsoring für Tabak verständigt.

Man müsse, so Blienert, bestehende Lücken bei der Werberegulierung durch Verbote schließen. Problematisch seien demnach Marketing-Strategien, die auf den direkten Verkauf von Tabakwahren abzielten, wie etwa die kostenlose Abgabe der Tabakerhitzer und E-Zigaretten, Kinowerbung und das Sponsoring von Festivals durch die Nikotinwirtschaft.

WHO auch über Konsum von E-Zigaretten besorgt

Weltweit geht der Anteil der Raucher nach WHO-Angaben zurück. Ohne Schutzmaßnahmen gäbe es nach ihrer Schätzung 300 Millionen Raucher mehr. 1,3 Milliarden Menschen nutzen laut WHO Tabak (zum Rauchen, Kauen oder Schnupfen), und an dem Konsum sterben weltweit jedes Jahr mehr als acht Millionen. Darunter seien 1,2 Millionen Nichtraucher, die durch Passivrauchen umkommen, einschließlich 65.000 Kinder.

Auch E-Zigaretten steht die WHO skeptisch gegenüber: "E-Zigaretten enthalten keinen Tabak, sind aber gesundheitsschädlich und nicht sicher", schreibt sie auf ihrer Webseite. Es sei jedoch noch zu früh, um eine eindeutige Antwort zu geben, was die langfristigen Auswirkungen des Konsums angehe.

Nur vier Länder erfüllen Standards der WHO

Die höchsten Standards für eine tabakfreie Welt haben lange nur zwei Länder gehabt: Brasilien und die Türkei. Seit dem letzten Bericht 2021 sind zwei weitere dazugekommen, berichtete die WHO: Mauritius und die Niederlande.

Allerdings verweist die WHO darauf, dass sie für diese Erhebung nur die Gesetzeslage prüft, nicht aber die Umsetzung im Land. So hätten zwar 87 Prozent der Länder Bußgelder im Gesetz vorgesehen, wenn gegen Rauchverbote verstoßen werde. Aber weniger als ein Drittel finanziere die Überwachung des Verbots.

In Deutschland gebe es unnötig viele Tote durch das Rauchen, sagte Krech. Das sei eine Hauptursache für Missstände im Gesundheitssystem. Effektive Prävention würde dafür sorgen, dass weniger Menschen durch Rauchen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegsprobleme bekämen und ins Krankenhaus müssten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp
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