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Sahra Wagenknecht bei Markus Lanz: "Lauterbachs Vorhersagen waren übertrieben"


Sahra Wagenknecht bei "Markus Lanz"
"Lauterbachs Vorhersagen waren immer übertrieben"

Eine TV-Kritik von Peter Luley

Aktualisiert am 14.07.2021Lesedauer: 3 Min.
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Sahra Wagenknecht (Archivbild): Die Linken-Politikerin äußerte Kritik an dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach.Vergrößern des Bildes
Sahra Wagenknecht (Archivbild): Die Linken-Politikerin äußerte Kritik am SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. (Quelle: imago images)

Bei Markus Lanz diskutierte eine Damenrunde über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie und ein verschwörungstheoretisch anmutendes Oskar-Lafontaine-Zitat. Sahra Wagenknecht übernahm die Verteidigung ihres Mannes – keine rundum glückliche Rolle.

Leichte Differenzen zwischen Sahra Wagenknecht und dem Rest der Damenrunde, die gestern bei "Markus Lanz" diskutierte, waren von Anfang an deutlich. Während die Linken-Politikerin eingeblendete EM-Jubelbilder aus England und das dort bevorstehende Ende der Corona-Regeln mit dem Satz kommentierte "Irgendwann muss man auch Maßnahmen aufheben", äußerten sich die übrigen Teilnehmerinnen skeptischer. "Wir sind noch nicht so weit, dass wir lockern sollten", fand die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff. Sie würde angesichts der Delta-Variante "schon aufpassen", pflichtete Alena Buyx bei, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Ob es klug sei, wie Großbritannien "in die starke Welle hinein" zu öffnen, werde sich zeigen.

Die Gäste

  • Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete der Linken
  • Anja Maier, Journalistin ("Weser-Kurier")
  • Helga Rübsamen-Schaeff, Virologin
  • Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats

Richtig in Fahrt aber kam die Sendung erst, als der Moderator das Zitat eines Mannes ins Spiel brachte, genauer gesagt des Ehemanns von Sahra Wagenknecht. Oskar Lafontaine hatte den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach kürzlich in einem Facebook-Beitrag als "Covid-Heulboje" bezeichnet, die die Delta-Variante nutze, um "Schreckensszenarien in die Welt zu setzen", obwohl doch immer mehr Menschen geimpft seien. Dabei zeige sich, so Lafontaine weiter, "dass die sogenannten Experten Arm in Arm mit der Pharmaindustrie den Teufel an die Wand malen, um möglichst viele Leute mit den Impfstoffen mit ,bedingter Marktzulassung‘ zu impfen und den nächsten Lockdown vorzubereiten".

Das ordnete nicht nur Markus Lanz als bedenklich nah an Verschwörungsgeschwurbel ein, sodass sich Wagenknecht als Verteidigerin und Sprachrohr ihres – laut ihrer Aussage geimpften – 77-jährigen Gatten wiederfand. Keine rundum glückliche Rolle, mit der sie allerdings kein größeres Problem zu haben schien.

Als die Journalistin Anja Maier – sich neben Lafontaine auch auf Heiko Maas’ Forderungen nach einem Corona-Maßnahmen-Stopp beziehend – fragte, wo denn jetzt "diese Expertise" herkomme, wusste Wagenknecht sofort eine Antwort: "Man muss kein Virologe sein, um wahrzunehmen, dass Angst machende Prognosen nicht eingetreten sind." So sei die dritte Welle weniger schlimm gewesen als befürchtet. Dass Alena Buyx in diesem Zusammenhang auf das "Präventions-Paradox" hinwies, also das Phänomen, dass der Erfolg von Maßnahmen im Nachhinein als Beleg für deren Unnötigkeit gedeutet wird, vermochte sie nicht von ihrem Argumentationspfad abzubringen.

"Lauterbachs Vorhersagen waren immer übertrieben"

"Natürlich ist das ein Riesengeschäft", erklärte die Linken-Politikerin, es wirkten "mächtige Lobbys", und so zu tun, als handle die Pharmaindustrie aus "altruistischen Motiven", sei absurd. Nicht umsonst würden jetzt aus deren Kreisen schon Forderungen nach einer dritten Impfung laut. Da konnte Alena Buyx nur mühsam an sich halten: Wagenknecht könne ja gern die Pharmaindustrie kritisieren, aber zu sagen, dass "sogenannte Experten" quasi auf deren Schoß säßen, stelle die Experten-Aussagen als "suspekt" hin und sei deshalb "schwierig". Zwar räumte Wagenknecht ein, dass Karl Lauterbach "kein Lobbyist" sei und nicht für seine Warnungen bezahlt werde. Ansonsten blieb sie jedoch bei ihrer Linie: "Lauterbachs Vorhersagen waren immer übertrieben", so die ehemalige Fraktionschefin, er habe "immer deutlich überzogen", und "man sollte Angst nicht schüren".

Den Verteidigungsmodus konnte Wagenknecht gleich beibehalten, als es – drei Monate nach ihrem ersten Lanz-Auftritt dazu – noch einmal um ihr Buch "Die Selbstgerechten" ging. "Verfehlt" und "zu kurz gesprungen" lauteten die Urteile der Berlin-Korrespondentin Anja Maier dazu, dieses "Einkreisen eines linksliberalen Milieus" habe sie "ziemlich genervt". Ihre weiteren Vorwürfe an die Autorin: Sie argumentiere bei ihrer Abrechnung mit den "Lifestyle-Linken" mit Klischees und zeige sich ihrerseits "dünkelhaft". Es gebe schließlich auch vegan lebende Krankenschwestern und fahrradfahrende Bauarbeiter.

Wagenknecht aber blieb dabei, dass "linksliberale Überheblichkeit rechte Terraingewinne nährt", und prangerte an, dass die linken Parteien immer weniger von Nichtakademikern und Geringverdienern gewählt würden. Zwar wünsche sich eine Mehrheit der Wähler mehr soziale Gerechtigkeit, aber damit würden nicht mehr die linken Parteien identifiziert. Das liege an den "abgehobenen Diskussionen" in "einem Milieu, das seine Privilegien für persönliche Tugenden hält". Dabei, so Wagenknecht, gehe es ihr nicht nur um ihre eigene Partei, die gerade ein Ausschlussverfahren gegen sie eröffnet hat: "Mich treibt das Elend aller linken Parteien um." Die SPD, noch härter abgestürzt als die Linke, habe schließlich dieselbe Debatte.

Nach so viel Kontroversen spürte offenbar selbst Markus Lanz den Wunsch nach einem versöhnlichen Schlusswort. Ob sie ihr Buch denn alleine geschrieben habe, wollte er von Sahra Wagenknecht wissen. Das konnte sie dann einfach mal entspannt bejahen.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 13.07.2021
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