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Umfrage: Die Deutschen fürchten Gaskrise – und wollen neue Entlastungen


Exklusive Umfrage
Die Deutschen fürchten Gaskrise – und wollen neue Entlastungen

Von Mauritius Kloft

02.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Heizung: Die Energiepreise könnten in den kommenden Monaten weiter steigen.Vergrößern des Bildes
Heizung: Die Energiepreise könnten in den kommenden Monaten weiter steigen. (Quelle: serienlicht/imago-images-bilder)

Was droht uns im Herbst? Das weiß wohl nur Putin so genau. Die Deutschen fürchten jedoch Schlimmes und legen daher Geld beiseite.

Angesichts drohender Preisexplosionen bei Gas legt ein Drittel der Deutschen bereits jetzt Geld für mögliche Nachzahlungen zurück. Das geht aus einer Umfrage des Online-Meinungsforschers Civey für t-online hervor.

Demnach legt fast ein Fünftel der Befragten (19 Prozent) monatlich bis zu 99 Euro beiseite, um mögliche Energienachzahlungen in der Zukunft zu bezahlen, weitere 13 Prozent legen bis zu 149 Euro im Monat dafür zurück.

Und 3 Prozent sparen sogar mehr als 350 Euro, um auf mögliche Nachzahlungen eingestellt zu sein. 66 Prozent der Befragten gaben indes an, kein Geld dafür zur Seite zu legen.

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Tatsächlich sind die Warnungen eindrücklich: Die Gaspreise könnten in den nächsten Monaten weiter steigen, auch Strom könnte trotz Abschaffung der EEG-Umlage teurer werden. Fraglich ist nur, um wie viel.

Expertin: Gaspreise könnten um bis zu 400 Prozent steigen

Verbraucherschützer raten daher, schon jetzt etwas Geld beiseite zu legen, wo das möglich ist. Denn: Wer zur Miete wohnt, merkt die gestiegenen Gaspreise erst im kommenden Jahr, wenn die Heizkostenabrechnung für dieses Jahr kommt. Warum zwei Drittel der Deutschen bislang kein Geld zurücklegen, ist aus der Umfrage nicht ersichtlich. Möglich, dass sie schlicht zu wenig verdienen, als dass sie noch etwas sparen könnten.

Wenn man im eigenen Haus wohnt oder eine Etagenheizung nutzt, schlagen die Gaspreise direkt durch. Energieexpertin Claudia Kemfert befürchtet Preissteigerungen beim Gas um "bis zu 400 Prozent", wie sie am Freitag im ZDF-Morgenmagazin sagte.

Das hätte auch für Privathaushalte spürbare Folgen – diese würden sich allerdings erst im Winter bemerkbar machen. Die Ökonomin rief daher zum Energiesparen auf, um einerseits Geld zu sparen und anderseits dafür zu sorgen, dass mehr Gas für den Winter eingespeichert werden könne.

Gaskrise ist möglich

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte zuletzt die Befürchtung geäußert, dass die russischen Gaslieferungen gänzlich eingestellt werden könnten. Ab dem 11. Juli stehen Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1 an, wofür die Versorgung für einige Tage planmäßig unterbrochen wird. Wie es danach weitergeht, ist offen, schon jetzt ist die Gaszufuhr aus Russland aber deutlich reduziert. Eine schwere Gaskrise gilt zumindest nicht als ausgeschlossen.

Um Belastungen für Gaskunden in einer solchen Situation gerechter aufteilen zu können, arbeitet die Bundesregierung an einem neuen Mechanismus. Ein Entwurf für eine Änderung des Energiesicherungsgesetzes sieht einen finanziellen Ausgleich für Preissprünge vor, der über eine Umlage finanziert werden könnte. Damit könne die Belastung "gleichmäßiger" auf die Gesamtheit der Verbraucherinnen und Verbraucher verteilt werden, hieß es in dem Entwurf.

Bislang ermöglicht das bestehende Energiesicherheitsgesetz ein "Preisanpassungsrecht" für Versorgungsunternehmen. Dazu muss die Bundesnetzagentur eine "erhebliche Reduzierung der Gesamtgasimportmengen nach Deutschland" formal festgestellt haben, was noch nicht geschehen ist.

Wird der Mechanismus aktiviert, könnten Versorger ihre aktuellen Mehrkosten innerhalb von kurzer Zeit an ihre Kunden weitergeben. Alte Verträge wären damit hinfällig, auch bei einer Preisgarantie – und für die Kunden würde es wesentlich teurer. Mehr dazu lesen Sie hier.

Deutschen wollen weitere Entlastungen

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung fordern die Deutschen ein weiteres Entlastungspaket, wie aus der Civey-Umfrage hervorgeht. Auf die Frage, ob die Bundesregierung die Privathaushalte aufgrund der Energiekrise stärker entlasten sollte, antworteten 74 Prozent mit "ja" oder "eher ja". Nur 15 Prozent lehnten weitere Entlastungen ab, der Rest ist unentschieden.

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Dass die Wünsche der Menschen jedoch erfüllt werden, ist erst einmal unwahrscheinlich. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will ein drittes Entlastungspaket zur Abmilderung steigender Energie- und Lebensmittelpreise erst im kommenden Jahr schnüren.

"Neue Haushaltsmittel stehen in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung", sagte der FDP-Chef jüngst der "Wirtschaftswoche". Die Maßnahmen der bereits beschlossenen Entlastungspakete seien bis auf den Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket noch gar nicht angekommen.

"Eine vierköpfige Familie, in der beide Elternteile arbeiten, wird mit EEG-Umlage, Kinderbonus und Arbeitnehmerzuschuss allein mit über 1.000 Euro entlastet. Das kommt alles erst", so Lindner weiter. "Wir sollten es erst einmal wirken lassen."

Civey befragte online im Zeitraum vom 28. bis 30. Juni 2022 jeweils zwischen 5.005 und 5.067 volljährige Bundesbürger und Bundesbürgerinnen. Die Daten sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten. Weitere Erläuterungen zur Methodik finden Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Ergebnisse der Civey-Umfrage für t-online
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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