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Nachhaltigste Städte im Ranking: Wie schneidet Ihre Stadt ab?


Überraschender Gewinner
Das große Lebensqualität-Ranking: Wie schneidet Ihre Stadt ab?


Aktualisiert am 07.12.2021Lesedauer: 6 Min.
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Ein Radfahrer blickt auf die Berliner Skyline (Symbolbild): Die Hauptstadt schafft es in keiner Nachhaltigkeitskategorie auf einen vorderen Platz. Die Luftqualität ist hier bundesweit fast die schlechteste.Vergrößern des Bildes
Berliner Skyline (Symbolbild): Die Hauptstadt schafft es in keiner Nachhaltigkeitskategorie auf einen vorderen Platz. Die Luftqualität ist hier bundesweit fast die schlechteste. (Quelle: Florian Gaertner/imago-images-bilder)

Die größten Städte der Bundesrepublik unterscheiden sich nicht nur dadurch, wie sauber die Straßen, wie aufgeschlossen die Leute und wie teuer die Döner sind. Ein neues Ranking sortiert sie auch nach ihren grünen Qualitäten. An der Spitze steht ein unerwarteter Sieger.

Jeden Tag laufen hier rund 3.500 Neuwagen vom Band. Wolfsburg ist daher vor allem als Hauptsitz von Europas größtem Autobauer Volkswagen bekannt. Gerade deshalb erstaunt, was die niedersächsische Stadt auf den ersten Platz eines neuen Rankings katapultiert hat.

Es sind die reine Luft, das gute Radwegenetz, die vielen nachhaltig beheizten Neubauten und die höchste Zahl an Elektrotankstellen im ganzen Land. All das macht Wolfsburg zur nachhaltigsten aller deutschen Großstädte, so das Nachhaltigkeitsranking 2021 des Immobilienportals Immoscout24 und des Magazins "Wirtschaftswoche".

In ihrem Auftrag hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) die grüne Lebensqualität in insgesamt 71 deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern analysiert.

In der Gesamtwertung folgen Erlangen und Ingolstadt hinter Wolfsburg auf Platz zwei und drei. Heidelberg und Ulm schaffen es ebenfalls in die Top 5.

Die schlechtesten Noten gibt es für das Ruhrgebiet: Gelsenkirchen, Duisburg, Herne und Oberhausen belegen bundesweit die hintersten Plätze. Hier finden Sie die Gewinner und Verlierer der einzelnen Kategorien im Überblick.

Wo kann man aufatmen?

Der Straßenverkehr ist der Hauptgrund dafür, dass die Luft in zahlreichen deutschen Städten so dick ist. Denn: Verbrennungsmotoren produzieren nicht nur klimaschädliches CO2, sondern auch gesundheitsgefährdenden Feinstaub und Ruß. Kein Wunder, dass besonders gute Luftwerte einen nachhaltigen Vorteil für Bevölkerung und Klima bedeuten.

Erst im Sommer hatte der Europäische Gerichtshof Deutschland verurteilt, da in vielen Städten jahrelang die EU-Grenzwerte für den Luftschadstoff Stickoxid deutlich gerissen wurden. Doch gefährliche Partikel in der Atemluft sind längst nicht überall ein Problem, wie die neue Rangfolge zeigt.

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Die beste Luftqualität gibt es demnach in Erfurt, hier wurden die geringsten Schadstoffwerte gemessen. Auch in Salzgitter, Kaiserslautern, Jena und der Region Hannover lässt es sich unbeschwert atmen – die Städte belegen die obersten fünf Plätze in dieser Kategorie. Schlecht sieht es dagegen unter anderem im Ruhrgebiet aus.

Demnach haben Bottrop, Oberhausen, Gelsenkirchen und Herne die schlechteste Luft des Landes. Aus dem Rest der Republik landet sonst nur Berlin ganz am Ende des Rankings für die Luftqualität. Von 71 Plätzen belegt die Hauptstadt den 70. Platz.

Welche Städte beflügeln E-Autos?

Ladesäulen für Elektroautos sind längst kein ungewohnter Anblick mehr. Allerdings ist die Ladeinfrastruktur bundesweit so zerstückelt, dass zahlreiche Vielfahrer sich noch nicht darauf verlassen wollen.

Gegen diese Sorge will die neue Bundesregierung mit einer Million neuer Schnelladesäulen bis 2030 zwar angehen. Doch einige Städte haben schon jetzt dafür gesorgt, dass sich ihre Bevölkerung immerhin im Stadtverkehr mit frischem Strom versorgen kann.

Den Rekord hält Wolfsburg mit rund 65 Elektrotankstellen je 10.000 Einwohnern. Diese Dichte von Lademöglichkeiten dürfte den Gebrauch von E-Autos im Alltag deutlich erleichtern und zeigt, dass Elektromobilität in der Autostadt nicht erst ein Thema der Zukunft ist. Auf dem zweiten Platz und doch weit abgeschlagen steht Ingolstadt. Dort teilen 10.000 Nachbarinnen und Nachbarn sich rund 29 Stromladepunkte.

Unter den zehn Städten, die aktuell am schlechtesten auf die Verkehrswende vorbereitet sind, finden sich abermals viele Kommunen im Ruhrgebiet. Die schlechteste E-Infrastruktur in ganz Deutschland bieten allerdings Ludwigshafen am Rhein, größte Stadt der Pfalz und Hauptsitz des Chemiekonzerns BASF, sowie das hessische Offenbach am Main.

Wo ist Heizen grün und gut?

Wer in diesen Wochen auf die Heizkostenrechnung schaut, dem mag es Schauer über den Rücken jagen. Zumindest, wenn eine Gasheizung das Wohnzimmer wärmt. Doch was wohl nur zwischenzeitlich im Portemonnaie schmerzt, ist für das Klima auch dann schlecht, wenn die Gaspreise auf normalem Niveau stehen.

So kann Methan, der Hauptbestandteil von Erdgas, die Erdatmosphäre bis zu 25-mal so stark erhitzen wie das bekanntere Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2). Denn: Bei der Förderung und auf dem langen Weg von sibirischen Gas- oder amerikanischen Frackingfelder in die heimische Therme entweicht einiges an Erdgas.

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Viele Städte setzen deshalb bewusst auf Neubauten, deren Heizungsanlagen ohne fossile Brennstoffe auskommen. An der Spitze der Liste steht Mannheim. Knapp 95 Prozent aller neuen Gebäude werden dort schon mit alternativen Energien geheizt.

Auf Platz zwei schafft es Trier mit rund 91 Prozent, gefolgt von Pforzheim mit rund 87 Prozent und Offenbach am Main mit 85 Prozent. Verglichen mit dem Nachhaltigkeitsranking aus dem Vorjahr haben Essen (+35 Prozentpunkte) und Oberhausen (+33 Prozentpunkte) die größten Sprünge gemacht.

Auf den Plätzen mit den geringsten Anteilen nachhaltig beheizter Neubauten finden sich gleich mehrere norddeutsche Städte: Bremen, Bremerhaven, Osnabrück und Oldenburg sind alle auf einem der hintersten Plätze. Auch Herne schneidet in dieser Kategorie mit Rang 69 wieder schlecht ab.

Welche Städte sind sicher für Radfahrer?

Radfahren macht Spaß, schont das Klima und den Geldbeutel, ist gesund – und in vielen großen Städten in Deutschland alles andere als sicher. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes starben allein im vergangenen Jahr 426 Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen. Unfallursache waren häufig rechtsabbiegende LKW, deren Fahrer die Radler übersehen hatten.

Dabei können gute Radwegnetze laut dem Fahrradclub ADFC viel dazu beitragen, die Menschen auf dem Sattel besser zu schützen. Das scheinen einige der großen Stadtverwaltungen bereits zu beherzigen und verhelfen ihren Kommunen damit zu guten Rankingplatzen in Sachen Radklima.

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Besonders zufrieden sind demnach die Radfahrerinnen und Radfahrer in Karlsruhe. Der ADFC-Fahrradklima-Test, auf dem die Auswertung des IW in dieser Kategorie basiert, stuft das dortige Radwegnetz beziehungsweise das Sicherheitsgefühl seiner Nutzer bundesweit am höchsten ein. Der Sitz des Bundesverfassungsgerichts ist im Nachhaltigkeitsranking 2021 somit die deutsche Fahrradhauptstadt.

Auch Münster und das fränkische Erlangen landen dank glücklicher Radler in den Top 3. Am schwierigsten schätzen die Menschen in Hagen und Koblenz die Bedingungen für Fahrradfahrer in ihren Städten ein.

Wie schneiden die Metropolen ab?

Im Vergleich zu vielen größeren und mittelgroßen Städten im ganzen Bundesgebiet ist die Bilanz der deutschen Metropolen ernüchternd. Keine einzige schafft es in der Gesamtauswertung des Nachhaltigkeitsrankings auf einen der ersten zehn Plätze.

"Vor allem bei der Luftqualität und der alternativen Heizenergie liegen sie im Mittelfeld. Politik und Verwaltung müssen beim Neubau und der Stadtplanung weiter auf nachhaltige
Aspekte setzen, um die Städte zukunftsfähig zu machen", so Ralf Weitz, Geschäftsführer von Immoscout24.

Sogar in den Top 20 ist nur eine Millionenstadt vertreten: München konnte sich noch auf den 13. Rang retten. Erst auf Platz 37 kommt Hamburg, kurz dahinter Frankfurt am Main auf Platz 40 und noch weiter Richtung Tabellenende steht Köln auf Platz 53.

Völlig abgeschlagen liegt Berlin auf Rang 63 von 71. Besonders schockierend ist hier die Luftqualität – ungesünder ist das Atmen nur noch im nordrhein-westfälischen Herne.

Alle Städte in der Übersicht

Das Ranking berücksichtigt insgesamt 71 deutsche Städte. Auswahlkriterium ist eine Einwohnerzahl von mindestens 100.000. Einzig Kaiserslautern liegt gemäß amtlicher Statistik mit 99.662 Einwohnern aktuell etwas unterhalb dieser Schwelle. Da dort 2019 allerdings noch mehr Menschen wohnten (100.030 Einwohner), wird die Stadt zwecks besserer Vergleichbarkeit und Kontinuität dennoch berücksichtigt – und schafft es sogar in die Top 20.

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Hier finden Sie außerdem eine Übersicht mit den Platzierungen des Gesamtrankings für alle Kategorien: Alle Städte und Platzierungen im Nachhaltigkeitsranking 2021.

Was haben Städte mit dem Klima zu tun?

"Die Städte sind Vorreiter beim Klimaschutz", sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, t-online. Während das Ziel der Bundesregierung sei, bis 2045 klimaneutral zu werden, wollten viele Städte dies schon deutlich früher schaffen. Ohne ihr Engagement seien die deutschen Klimaziele auch gar nicht zu erreichen, so Dedy.

Denn: Was in Berlin beschlossen wird, muss vor Ort umgesetzt werden. "Gebäude werden energetisch saniert, Bus- und Bahn-Linien ausgebaut, Radwege erweitert. Solaranlagen, Geothermie und die Vorbereitung auf grünen Wasserstoff als neuen Energieträger sind in unseren Städten selbstverständlich geworden. Auch vor Hitze, Trockenheit, Starkregen, Stürmen müssen wir uns schützen", erklärt Dedy.

Dadurch kämen in den kommenden Jahren Investitionen in Milliardenhöhe auf die Städte zu. Das sei nur mit umfassender finanzieller Unterstützung von Bund und Ländern zu stemmen. Doch auch, wenn Energie- und Verkehrswende die Städte lebenswerter machten, reiche das nicht, um die Lebensqualität der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.

"Eine nachhaltige Stadt schließt auch sozialen Zusammenhalt, wirtschaftliche Entwicklung, Bildungsgerechtigkeit und vieles mehr ein", so Dedy. Die deutschen Städte hätten sich daher den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung verschrieben, um auf dem Weg zur Klimaneutralität niemanden zurückzulassen.

Korrektur: In einer früheren Version des Artikels war Mainz statt Mannheim als Stadt mit dem höchsten Anteil nachhaltig beheizter Neubauten angegeben. Wir haben dies korrigiert. Grund war eine versehentliche Verschiebung in der Ranking-Tabelle durch Immoscout24.

Verwendete Quellen
  • Schriftliche Anfrage an den Deutschen Städtetag
  • Medieninformation des Immobilienportals Immoscout24 (07.12.2021): Großstadtvergleich 2021 – Das sind die nachhaltigsten Städte DeutschlandsVolkswagen (2019): Leitzentrale – Das Gehirn der Fabrik
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