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UN-Klimakonferenz | China und USA einigen sich auf Abkommen


China und USA einigen sich auf Abkommen

Von afp, dpa, t-online, reuters, cry

Aktualisiert am 12.11.2021Lesedauer: 46 Min.
Unwirkliche Szene: Ein Minister hält im Anzug eine Rede – doch diese surreale Situation hat eine ernste Botschaft. (Quelle: t-online)
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Die beiden größten Verursacher von Treibhausgasen wollen mehr für den Klimaschutz tun. Darauf einigten sich USA und China. Zuvor hatte China für eine Enttäuschung gesorgt. Alle Infos im Newsblog.

Die Folgen des Klimawandels, der zu häufigeren und extremeren Wetterereignissen beiträgt, waren in diesem Jahr deutlich zu spüren: Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen hat es am höchsten Punkt des grönländischen Eisschildes geregnet statt geschneit. Auf der Weltklimakonferenz (COP26) in Glasgow berät die Weltgemeinschaft noch bis zum 12. November, wie der Kampf gegen die Erderwärmung weitergehen soll.

China schließt Vereinbarung mit USA

Die beiden größten Treibhausgasemittenten der Welt, China und die USA, haben bei der UN-Klimakonferenz eine Vereinbarung für mehr Klimaschutz geschlossen. Das gab der chinesische Klimagesandte Xie Zhenhua am Mittwochabend in Glasgow bekannt. "Beide Seiten erkennen an, dass es eine Kluft zwischen den gegenwärtigen Bemühungen und den Zielen des Pariser Klimaabkommens gibt", sagte Xie mit Blick auf die drohende Erderwärmung von 2,7 Grad.

China hatte kurz vor der Weltklimakonferenz mit seinem überarbeiteten Klimaziel enttäuscht. Darin bestätigte das bevölkerungsreichste Land der Welt lediglich, dass es bis zum Jahr 2060 CO2-Neutralität erreichen will. Die Treibhausgasemissionen des Landes sollen vor 2030 ihren Höhepunkt erreichen, könnten also bis dahin noch deutlich steigen.

Vielfach kritisiert wurde auch, dass Chinas Präsident Xi Jinping anders als zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs zum Auftakt der UN-Klimakonferenz nicht nach Glasgow gereist war. Sowohl die USA als auch die Bundesregierung hatten Peking aufgerufen, beim Klimaschutz nachzulegen.

Neuer COP26-Entscheidungsentwurf mit abgeschwächter Formulierung zu Kohleausstieg

Der Aufruf zum Ausstieg aus der Kohle in der vom britischen Konferenzvorsitz vorgelegten Rahmenentscheidung wurde mit dem Zusatz "ohne CO2-Abscheidung" abgeschwächt. Kohlekraftwerke, die Technologien zum Abfangen von klimaschädlichem Kohlendioxid nutzen, sind damit anders als in dem ersten Entwurf vom Mittwoch nicht mehr vom Ausstieg betroffen.

Bei dem Appell an die Staaten, ihre Förderung für alle fossilen Energieträger einzustellen, wurde nun eingeschränkt, dass damit "ineffiziente" Subventionen gemeint sind. Damit fällt die Förderung etwa von Erdgas-Infrastruktur für eine Übergangsphase beim Umstieg von der Kohle auf erneuerbare Energien nicht unter diesen Aufruf.

Die Umweltschutzorganisation WWF erklärte, der überarbeitete Entwurf bewege sich "in Schlüssel-Bereichen rückwärts". Dass die Formulierungen zu fossiler Energie nicht entfallen sei, sei "ein wichtiges Signal", die Einschränkungen müssten aber wieder gestrichen werden. Außerdem sei der Beschlusstext "nicht auf Linie mit den 1,5 Grad". Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser warnte, ohne Nachschärfungen bei den Punkten fossile Energien und robuste Regeln für Kohlenstoffmärkte werde Glasgow "eine gefährliche Luftnummer".

Eine Verbesserung in dem Textentwurf sah Oxfam-Experte Jan Kowalzig beim Aufruf an die Industrieländer, ihre Hilfen für ärmere Länder für die Anpassung an den Klimawandel zu verdoppeln. Da dies nun bis 2025 gefordert werde, sei dieser Appell "nicht mehr leere Hülle".

Thunberg: UN soll Krisenstufe 3 ausrufen

Die Aktivistin Greta Thunberg und einige ihrer Mitstreiter wollen, dass die Vereinten Nationen die Klimakrise als "globalen Notstand Ebene 3" ausrufen. Eine entsprechende Petition wurde an Generalsekretär António Guterres geschickt, schrieb Thunberg auf Twitter. Damit sollen die Vereinten Nationen ähnliche Ressourcen freimachen können wie bei der Corona-Pandemie. Zu den Mitunterzeichnern gehören Ranton Anjain und Litokne Kabua von den Marshallinseln, Ridhima Pandey aus Indien, Alexandria Villaseñor aus den USA und Ayakha Melithafa aus Südafrika.

Außenminister von Tuvalu hält Rede im Meer

Bis zu den Oberschenkeln im Meer stehend hat sich der Außenminister des Inselstaats Tuvalu mit einem eindringlichen Appell an die Weltklimakonferenz gewandt: "Wir gehen unter, aber das tun alle anderen auch", sagte Simon Kofe in einer Videoansprache, die am Dienstag beim UN-Klimagipfel in Glasgow übertragen werden sollte. Der Südseestaat Tuvalu mit seinen 12.000 Einwohnern ist infolge der Klimakrise vom steigenden Meeresspiegel bedroht.

Für sein Land und andere niedrig gelegene Atoll-Staaten sei der Klimawandel "eine tödliche und existenzielle Gefahr", betonte Kofe. Tuvalu spüre die Auswirkungen schon heute, andere "erst in hundert Jahren", fuhr er fort. Doch am Ende würden "alle die schrecklichen Auswirkungen dieser globalen Krise spüren", warnte er. Das Video zeigt den Außenminister zunächst in einer Nahaufnahme mit Anzug und Krawatte vor einer blauen Leinwand stehend. Im Verlauf seiner Rede zoomt die Kamera heraus und es wird deutlich, dass Kofe bis zu den Oberschenkeln im Wasser vor der Küste Tuvalus steht.

Der Minister forderte weltweite Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts, Klimahilfen und dass die 1,5-Grad-Marke zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs "in Reichweite" bleibe. "Wir erwarten von der Welt, dass sie die Kurve kriegt", sagte Kofe.

Entwurf zu letztem Beschluss liegt vor

Der erste Entwurf der abschließenden Entscheidung der UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) fordert schnellere und verstärkte Klimaschutzanstrengungen von den Staaten. Sie seien aufgerufen, ihre Pläne für eine Dekarbonisierung "zu überdenken und zu stärken", heißt es in dem am Mittwoch von der britischen COP-Präsidentschaft vorgelegten Textentwurf. Die Regierungen sollen dies demnach bereits bis Ende 2022 tun und nicht wie bisher vorgesehen erst 2025.

Der Textentwurf verweist auf das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dies erfordere "bedeutende und effektive Maßnahmen aller Seiten in dieser entscheidenden Dekade". Nötig seien "eine schnelle, tiefe und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen".

US-Fluggesellschaften sollen bis 2050 klimaneutral werden

Washington: Die US-Fluggesellschaften müssen ihren CO2-Ausstoß reduzieren. Bis 2050 sollen die amerikanischen Airlines ihre CO2-Emissionen auf "netto null" reduzieren, wie US-Verkehrsminister Pete Buttigieg mitteilt. Unter ihrem neuen Präsidenten Joe Biden waren die USA zum Pariser Klimaabkommen zurückgekehrt, aus dem sie unter Donald Trump ausgetreten waren. Washington verordnete sich selbst auch ambitionierte Vorgaben, das heißt Klimaneutralität bis 2050.

24 Staaten für Ausstiegsdatum für Verbrennermotor

Zwei Dutzend Staaten wollen sich auf der Weltklimakonferenz in Glasgow auf ein Enddatum für Autos mit Verbrennermotor festlegen. Zu der Allianz gehören bislang 24 Staaten, sechs große Auto-Hersteller sowie einige Städte und Investoren, wie der britische Gastgeber des Klimagipfels am Mittwoch mitteilte. Detaillierte Infos zu den Unterzeichnern gab es vorab nicht.

Die beteiligten Regierungen wollen "darauf hinarbeiten, dass alle Verkäufe von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis zum Jahr 2040 weltweit und in den führenden Märkten bis spätestens 2035 emissionsfrei sind". Die Autokonzerne sollen demnach anstreben, spätestens 2035 in führenden Märkten nur noch emissionsfreie Autos und Vans zu verkaufen.

Ob Deutschland die Erklärung unterzeichnen wird, war am Abend noch unklar. Aus dem Umweltministerium hieß es, dass es dazu noch keine endgültige Entscheidung der Bundesregierung gebe. Bis zum späten Dienstagabend berieten die Verhandler auf der Klimakonferenz noch. Der scheidende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte dem Vorstoß zuvor eine Absage erteilt.

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Deutschland steigt aus Finanzierung fossiler Energien im Ausland aus

Deutschland schließt sich einer Initiative für den Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Energien im Ausland bis Ende 2022 an. Das verkündete Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth am Dienstag bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow. Am vergangenen Donnerstag hatten bereits die Regierungen der USA und etwa 20 weiterer Länder angekündigt, sich bis Ende kommenden Jahres aus der Finanzierung von Kohle-, Erdöl- und Erdgasprojekten im Ausland zurückzuziehen.

Zahlreich Lobbyisten der Öl- und Gasindustrie anwesend

Die Zahl der Lobbyisten für fossile Energieträger bei der UN-Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow hat zu Beginn der zweiten Woche des Gipfels Kritik von Klimaschützern auf sich gezogen. Nach Angaben der Organisation Global Witness ist die Zahl der Öl- und Gas-Lobbyisten größer als jede einzelne Delegation der teilnehmenden Länder. Das geht den Angaben zufolge aus eine Liste der Vereinten Nationen hervor. Demnach sind bei der Konferenz 503 Lobbyisten der Öl- und Gasindustrie akkreditiert. Die größte nationale Delegation Brasilien hat hingegen nur 479 Mitglieder.

Gleichzeitig hätten sich viele Gruppen aus Ländern, die vom Klimawandel besonders betroffen sind, über mangelnden Zugang zu der Konferenz beklagt, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Anwesenheit Hunderter Lobbyisten werde "die Skepsis von Klimaschutzktivisten nur noch erhöhen", warnte Murray Worthy von Global Witness der Mitteilung zufolge.

Bei der COP26 in Glasgow ringen derzeit Staats- und Regierungschefs sowie Delegationen und Experten aus 200 Ländern darum, wie das Pariser Klimaziel von einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius erreicht werden kann.

Luisa Neubauer trifft Obama: "Er ist in einer bequemen Rolle"

Bei der COP26-Klimakonferenz hat sich der ehemalige US-Präsident Barack Obama mit Klimaaktivisten getroffen. Darunter war auch Luisa Neubauer, die er namentlich erwähnte. Lesen Sie die ganze Geschichte hier.

Aus Glasgow berichtet Theresa Crysmann: Vegetarische Eingeweiden fürs Klima

Auch auf der Klimakonferenz in Glasgow darf die schottische Delikatesse "Haggis" nicht fehlen. Die klein gehackten und mit Gewürzen gebratene Schafseingeweide gibt es in der Messehalle mit Kartoffelpüree und gestampften Steckrüben. Die Klimabilanz des Essens: 3,4 Kilogramm CO2-Äquivalente, guten Appetit.

Wem das zu viel ist, muss allerdings nicht auf "Haggis" verzichten - zumindest trägt die vegetarische Alternative denselben Namen. Was darin steckt, erfährt man nicht. Wohl aber, wieviel klimaschädliche Gase sich so einsparen lassen. Mit 0,6 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Portion kann man hier vier Mal nachnehmen und steht immer noch besser da als die Sitznachbarin mit den Schafsüberresten auf dem Pappteller.

Der Denkanstoß ist gut. Die Wahlfreiheit aber auch. Sie zeigt, dass sich über die eigene Ernährung viel fürs Klima tun lässt – ohne, dass Fleisch ganz von der Karte gestrichen wird.

Ärgerlich ist in der Kantine der Klimakonferenz aber, was man auch aus normalen Restaurants kennt: Der klimafreundliche "Haggis" kostet mit 7,60 Euro genauso viel wie die Variante vom Schaf. Dabei dürfte die Herstellung des fleischfreien Produktes deutlich günstiger sein. Positive Anreize, die man auch im Portemonnaie spürt, sehen anders aus.
Unsere Nachhaltigkeitsredakteurin Theresa Crysmann berichtet während der Weltklimakonferenz aus Glasgow.

Kommentar: Es droht eine riesige Blamage

Schauerhafte Warnungen und mächtige Schwüre: Die erste Woche der Weltklimakonferenz war kinotauglich. Das Ende der Klimakrise rückt damit aber kein Stück näher. Ein Videokommentar von unserer Korrespondentin Theresa Crysmann.

Entwicklungshilfeminister Müller kritisiert COP26 -Ergebnisse

Der geschäftsführende Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die bisherigen Verhandlungsergebnisse bei der UN-Klimakonferenz COP26 scharf kritisiert. "Die sich abzeichnenden Beschlüsse reichen nicht aus, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen", sagte Müller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) äußerte sich hingegen optimistischer mit Blick auf das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens.

"Auch die Unterstützungsangebote für die Entwicklungsländer, selbst wenn sie voll umgesetzt werden, sind absolut unzureichend zur Anpassung an den bereits stattfindenden Klimawandel", kritisierte Müller zudem. "Notwendig ist ein Klimalastenausgleich von Reich zu Arm." Die Anhebung des 100 Milliarden-Dollar-Ziels für die internationale Klimafinanzierung auf 150 Milliarden sei ebenso notwendig wie eine private Investitionsoffensive mit Anreizen und Absicherungen für grünes Wachstum und Energiekonzepte in den Entwicklungsländern.

Aus Glasgow berichtet t-online: Es zieht ein Sturm auf

Die Ruhe ist vorbei. Rund 10.000 Demonstrierende wollen in Glasgow ab Mittag durch die Innenstadt ziehen. Denn am Freitag ist nicht nur der etablierte Streiktag der Fridays-for-Future-Bewegung. Heute geht es auch in den Tagungsräumen und Diskussionsforen der Weltklimakonferenz darum, wie Jugendliche und Durchschnittsbürger helfen können, die Klimakrise zu bezwingen. Die Tausenden jungen Menschen, die ab 12.30 Uhr Ortszeit in einem langen Zug von Kelvingrove Park zum Glasgow Green laufen werden, scheinen auf die Tipps von oben aber nicht angewiesen zu sein.

Sie dürften am besten wissen, dass der Druck der Straße und die juristischen Klagen der Klimabewegung in wenigen Jahren mehr Klimaschutz erreichen konnten als zwei Jahrzehnte internationaler Klimakonferenzen zuvor. Nach Abreise der Staats- und Regierungschefs am Dienstag war es in Glasgow sehr ruhig geworden – keine schwarzen Limousinen mehr, kein durchgehender Hubschrauberlärm. Heute wird die Stadt wieder mehr davon mitbekommen, dass in den Messehallen am Ufer der Clyde um die Zukunft des Planeten gerungen wird.

Unsere Nachhaltigkeitsredakteurin Theresa Crysmann berichtet während der Weltklimakonferenz aus Glasgow.

Klimaaktivistin aus Amazonas: Mir wurde mit dem Tod gedroht

Eine Klimaaktivistin aus dem Amazonas-Gebiet hat nach eigenen Angaben nach ihrer Rede bei der Eröffnungszeremonie der Weltklimakonferenz COP26 etliche Todesdrohungen erhalten. "Ich denke, ich habe die richtigen Worte gesagt, weil sie mich attackiert haben", sagte Txai Suruí, die zum indigenen Volk der Paiter Suruí gehört, der BBC am Freitag.

Suruí hatte den Teilnehmern der Konferenz davon berichtet, wie der Klimawandel das Leben ihrer Gemeinschaft bedroht und sie zum Handeln aufgerufen. Brasiliens Präsident Jair Bolsanaro bezichtigte sie daraufhin, das Land zu attackieren. Suruí wurde zum Ziel von Anfeindungen und Drohungen in sozialen Medien. "Ich bin nicht hier, um Brasilien zu attackieren, ich bin hier, um die Realität zu bringen", verteidigte sich Suruí in dem BBC-Interview.

Bei der COP26 in Glasgow ringen derzeit Staats- und Regierungschefs sowie Delegationen und Experten aus 200 Ländern darum, wie das Pariser Klimaziel von einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius erreicht werden kann.

Umweltstaatssekretär Flasbarth schätzt Verhandlungen als schwierig ein

Knapp eine Woche nach Beginn der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow sieht Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth noch schwierige Verhandlungen auf die Delegationen zukommen. Vor allem mit Blick auf die finanziellen Mittel für ärmere Staaten oder den umstrittenen Artikel 6 des Pariser Klimaschutzabkommens gebe es noch Klärungsbedarf, erläuterte Flasbarth am Freitag.

Beim Artikel 6 geht es um den Handel mit Emissionsminderungen zwischen den Staaten und unter anderem darum, wie die Staaten sich eingesparte Treibhausgase auf ihre Klimabilanz anrechnen lassen können, ohne dass es zu Doppelanrechnungen kommt. Die Verhandler in Glasgow müssen laut Flasbarth auch noch klären, in welchem Zeitrahmen die nationalen Klimaschutz-Ziele überprüft werden sollen – etwa in Fünf-Jahres-Abständen oder alle zehn Jahre. Hier stehe eine Lösung noch aus.

Auch die transparente Berichterstattung über die Emissionsentwicklungen in den jeweiligen Staaten sei ein schwieriger Punkt. Vor allem für ärmere Staaten sei die zusätzliche Bürokratie, die mit Transparenzregeln einhergehe, eine Belastung, sagte Flasbarth. Hier würden die Staatenvertreter darum ringen, wie viel Flexibilität es geben könne und ob etwa besonders belasteten Staaten eine etwas weniger aufwendige Art der Berichterstattung zugestanden werden könne.

Ein weiterer Verhandlungsschwerpunkt ist demnach die Klima-Finanzierung, also das Geld, das Industriestaaten ärmeren Staaten jährlich zur Verfügung stellen wollen, um sie bei der Anpassung an den Klimawandel und dem Klimaschutz zu unterstützen. Bis 2025 wollen die Staaten diese Mittel auf 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr hochgeschraubt haben. Verhandelt wird unter anderem über die Zukunft dieser Mittel nach 2025 und darüber, welcher Anteil künftig in die Anpassung an Klimawandel-Folgen wie Extremwettereignissen fließen soll. Die Staaten des globalen Südens und Umweltverbände fordern einen Anteil von 50 Prozent, bislang sind es laut OECD nur etwa 25 Prozent.

USA und 18 andere Länder steigen aus Finanzierung fossiler Energien im Ausland aus

Die USA und eine ganze Reihe weiterer Länder steigen aus der Finanzierung der fossilen Energien Kohle, Öl und Gas im Ausland aus. Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow bekannten sich rund 20 Länder, darunter große Treibhausgas-Emittenten wie die USA und Kanada, dazu, bis Ende 2022 aus der Finanzierung fossiler Energien im Ausland auszusteigen. "In Projekte zu investieren, die unvermindert von fossiler Energie abhängig sind, bringt sowohl soziale als auch wirtschaftliche Risiken mit sich", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern.

Auf Initiative von Großbritannien kündigten Länder wie Portugal, die Schweiz, Mali und die Marshall-Inseln sowie mehrere Entwicklungsbanken in der gemeinsamen Erklärung an, bis Ende kommenden Jahres grundsätzlich keine staatlichen Gelder mehr für Projekte zur Verfügung zu stellen, bei denen fossile Energieträger genutzt werden, ohne deren Emissionen durch CO2-Abscheidung unschädlich zu machen. Ausnahmen seien möglich unter "beschränkten und klar definierten Bedingungen", die im Einklang seien mit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Große Investoren von Projekten mit fossilen Energieträgern wie Japan, Südkorea und China beteiligten sich nicht an der Erklärung. China hatte im September angekündigt, aus der Finanzierung von Kohleprojekten im Ausland auszusteigen, dazu aber keinen konkreten Zeitrahmen genannt. Vergangenen Monat bekannten sich alle G20-Staaten zum Ausstieg aus der Finanzierung von Kohlekraftwerken im Ausland. Die Erklärung vom Donnerstag umfasst nun aber auch Erdöl- und Erdgasprojekte.

Bericht: China 2020 für 31 Prozent weltweiter CO2-Emissionen verantwortlich

China ist im vergangenen Jahr für 31 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich gewesen. Das geht aus dem Klimabericht des Forschungsprojekts Global Carbon Project 2021 hervor, der am Donnerstag anlässlich der Weltklimakonferenz veröffentlicht wurde.

Dieser hohe Anstieg der CO2-Emissionen könne darauf zurückzuführen sein, dass die chinesische Wirtschaft sich früher von der Corona-Krise erholt habe als der Rest der Welt, erklärten die Autoren des Berichts. Hier lesen Sie mehr.

Umweltschützer beklagen Ausschluss ihrer Experten

Mehrere Umweltschutzorganisationen haben erhebliche Zugangsbeschränkungen für Experten bei der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow angeprangert. Von den Tausenden zivilgesellschaftlichen Vertretern, die nach Glasgow gereist seien, hätten nur vier die Genehmigung bekommen, die internationalen Verhandlungen als offizielle Beobachter zu begleiten, kritisierte Teresa Anderson von Actionaid International. Als "Katastrophe" bezeichnete der Direktor von Power Shift Africa, Mohamed Adow, den Ausschluss zivilgesellschaftlicher Akteure.

"Die Zivilgesellschaft davon abzuhalten, die Regierungen zu kontrollieren und sie zur Verantwortung zu ziehen, könnte echte Klima-Konsequenzen für die Gemeinschaften haben, die am meisten unter der Klimakrise leiden", betonte Anderson.

Adow, dessen Organisation Power Shift Africa in Kenia ansässig ist, erinnerte an Zusagen der britischen COP-Präsidentschaft im Vorfeld der Konferenz. "Mitgliedern der Zivilgesellschaft aus einigen der ärmsten Länder der Welt wurde gesagt, dass dies die inklusivste COP aller Zeiten sein würde. Also sind sie hergereist, um ihre Gemeinschaften zu vertreten", sagte er. Nun könnten aber viele der Angereisten die COP-Veranstaltungen nur über eine Online-Plattform verfolgen, "die kaum funktioniert".

Finanzierungsfrage bestimmt vierten Tag der Verhandlungen

Am vierten Tag der UN-Klimakonferenz in Glasgow ist die Finanzierung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise ins Zentrum der Verhandlungen gerückt. Großbritanniens Finanzminister Rishi Sunak bekräftigte am Mittwoch vor den Delegierten der COP26, dass die Industriestaaten künftig ihr Versprechen von jährlich 100 Milliarden Dollar (86,3 Milliarden Euro) Klimafinanzierung für ärmere Ländern einhielten. "Wir wissen, dass sie am Boden zerstört sind wegen der doppelten Tragödie Corona und Klimawandel", sagte Sunak. "Deshalb werden wir das Ziel, 100 Milliarden Dollar an Klimafinanzierung für die Entwicklungsländer bereitzustellen, erfüllen."

Die Finanzzusage geht auf die UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen zurück: Die Industriestaaten wollten ihre Klimahilfen für ärmere Länder demnach kontinuierlich steigern und ab 2020 eine jährliche Gesamtsumme von 100 Milliarden Dollar erreichen. Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge lag das Volumen der Klimahilfen 2019 jedoch unter 80 Milliarden Dollar. Auch 2020 und 2021 wird das 100-Milliarden-Dollar-Ziel nicht erreicht.

Das nicht eingelöste Versprechen belastet die Verhandlungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Die britische COP-Präsidentschaft hatte daher vor der Weltklimakonferenz Deutschland und Kanada damit beauftragt, einen Umsetzungsplan für die Finanzzusage auszuhandeln. Der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth sagte am Mittwoch in Glasgow, 2022 würden die Industriestaaten "sehr nah" an das 100-Milliarden-Dollar-Ziel herankommen oder es erreichen. 2023 werde die Vorgabe "definitiv" erreicht und 2024 und 2025 übertroffen, um die vorherige Unterfinanzierung auszugleichen. Die Industriestaaten bewiesen damit, "dass sie sich an ihr Versprechen halten".

Kritik von Klimaschützern: "Es steckt viel Teufel im Detail"

Klimaschutzorganisationen aus aller Welt haben die bisherigen Ankündigungen der Staats- und Regierungschefs beim Klimagipfel als unzureichend kritisiert. "Diese Schlagzeilen werden nicht den Planeten retten", sagte Harjeet Singh vom Climate Action Network, zu dem mehr als 1.500 Organisationen aus aller Welt gehören, am Mittwoch in Glasgow.

Einige der bisherigen Ankündigungen seien ermutigend gewesen, aber alles in allem reichten sie bei weitem nicht aus, um die Welt auf den angestrebten 1,5-Grad-Pfad zu bringen. "Es steckt viel Teufel im Detail", sagte Singh. Mit ihren aktuellen Plänen steuert die Welt den Vereinten Nationen zufolge auf 2,7 Grad Erderwärmung zu.

Klimagerechtigkeit müsse im Mittelpunkt der Konferenz stehen. "Die Menschen, die heute schon leiden, brauchen auch heute Unterstützung", sagte Singh. Dabei geht es unter anderem um das im Pariser Klimaabkommen bekräftigte 100-Milliarden-Dollar-Versprechen der reichen Industriestaaten an ärmere Entwicklungsländer. Dieses Geld sollte eigentlich schon seit 2020 jedes Jahr fließen, nun soll die Summe aber erst 2023 erstmals erreicht werden.

Die Aktivistin Greta Thunberg machte sich auf ihre eigene Art über die Absichtserklärungen lustig, die sie bereits in der Vergangenheit als "bla, bla, bla" kritisiert hatte. "Ich freue mich, mitteilen zu können, dass ich mich entschieden habe, bei Schimpfwörtern netto Null anzustreben", twitterte die 18-Jährige. "Für den Fall, dass ich etwas Unangemessenes sagen sollte, verpflichte ich mich, dies durch nette Worte zu kompensieren." Thunberg ist für ihre eindringlichen Worte im Kampf gegen die Klimakrise bekannt, nicht aber fürs Fluchen. In Glasgow hatte sie in Reden aber gelegentlich Kraftausdrücke benutzt, worauf sie sich dabei beziehen dürfte.

Auch Russland dabei: Staaten erzielen historische Einigung

Nach drastischen Klimaschutz-Appellen am Vortag erzielten die Staats- und Regierungschefs am Dienstag eine historische Einigung: Rund 100 Staaten haben sich darauf verständigt, bis 2030 die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften zu stoppen. Wie die britische Regierung bekannt gab, repräsentieren die beteiligten Länder 85 Prozent der weltweiten Waldfläche, also etwa 34 Millionen Quadratkilometer.

Bereits am Montag wurde die Initiative gegen Entwaldung vorgestellt, die von Dutzenden Staaten unterstützt wurde. Doch erst am Dienstag kam ein zentraler Unterstützer hinzu: Russland. "Unser Land beherbergt 20 Prozent des weltweiten Waldes", so Präsident Wladimir Putin in einer vorab aufgezeichneten Videoansprache am Dienstag. Russland habe eine langfristige Strategie entworfen, um Klimaneutralität 2060 zu erreichen, so der Kremlchef, der nicht persönlich auf der Konferenz anwesend ist.

Weitere Unterstützerstaaten sind Deutschland und die gesamte EU, aber auch die Länder mit den größten Wäldern überhaupt – also Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien sowie China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo. Für das Vorhaben werden demnach bis 2025 etwa 12 Milliarden US-Dollar (rund 10,3 Milliarden Euro) an öffentlichen Geldern mobilisiert. Hinzu kommen 7,2 Milliarden US-Dollar private Investitionen.

Großbritannien will "klimaneutrales Finanzzentrum" werden

Die britische Regierung will Finanzinstitutionen und andere Unternehmen dazu verpflichten, Pläne für ihren Umbau zur Klimaneutralität vorzulegen. Das geht aus einer vorab verbreiteten Mitteilung des Finanzministeriums in London hervor. Schatzkanzler Rishi Sunak wolle das Vorhaben am Mittwoch beim UN-Weltklimagipfel in Glasgow vorstellen, hieß es darin. Großbritannien könne dadurch der weltweit erste klimaneutrale Finanzstandort werden.

Nach Angaben Sunaks haben sich 30 Länder von sechs Kontinenten zur Schaffung globaler Standards bekannt, um die Auswirkungen von Anlagen auf das Klima zu erfassen. Das werde helfen, um Anlegern die notwendigen Informationen für klimafreundliche Investitionen zugänglich zu machen. Gemeinsam seien diese Länder für mehr als 70 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.

Sunak ist der Mitteilung nach auch optimistisch, dass das Ziel der Industriestaaten, 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für den Klimaschutz in Entwicklungsländern aufzubringen, bis 2023 erreicht werden kann. Eigentlich hätte die Summe laut Pariser Klimaabkommen bereits seit 2020 fließen sollen. Eine Verspätung von drei Jahren hatten die Industriestaaten bereits einige Tage vor dem Klimagipfel eingestanden.

Indonesien stellt Kohleausstieg bis 2040 in Aussicht

Indonesien stellt einen Kohleausstieg bis 2040 in Aussicht. Vorraussetzung dafür sei, dass das Land ausreichende finanzielle Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft erhalte, sagt Finanzministerin Sri Mulyani. Kohle macht rund 65 Prozent des Energiemixes Indonesiens aus. Das Land ist der weltgrößte Kohleexporteur. Zuvor hatte Indonesien einen Kohleausstieg für 2056 angepeilt.

Skepsis an Plänen zum Stopp von Entwaldung

Experten haben die angekündigten Pläne zum Stopp der Entwaldung bis 2030 beim UN-Klimagipfel in Glasgow teilweise mit Skepsis aufgenommen. Eine ähnliche Erklärung aus dem Jahr 2014 habe sich als vollkommen wirkungslos erwiesen, sagte der Klima- und Waldexperte Simon Lewis vom University College London der BBC am Dienstag. "Es ist eine gute Nachricht, dass sich so viele Länder politisch dazu verpflichtet haben, die Entwaldung zu beenden, und dass erhebliche Mittel zur Verfügung stehen, um auf diesem Weg voranzukommen", so Lewis. Die Welt sei aber bereits vor Jahren schon an diesem Punkt gewesen.

Die neue Abmachung gehe auch nicht das Problem der wachsenden Nachfrage nach Produkten wie Fleisch an, die auf gerodeten Regenwaldflächen produziert werden. Dazu müsse der hohe Fleischkonsum in Ländern wie den USA und Großbritannien thematisiert werden, fügte Lewis hinzu.

Der Ökologe Nigel Sizer vom World Resources Institute (WRI) bezeichnete die Abmachung als "große Sache", schränkte aber ein, die Zielmarke von einem Ende der Entwaldung bis 2030 könne als "enttäuschend" wahrgenommen werden. Dem WWF Deutschland zufolge weist die Ankündigung der Staats- und Regierungschefs in die richtige Richtung. Diese müsse aber "zügig mit verbindlichen Abkommen abgesichert" werden, mahnte die für das Thema Wald zuständige WWF-Programmleiterin Susanne Winter. Ansonsten drohe die Initiative "zu scheitern wie schon andere vor ihr".

Afrikas Bauern und Indigene fordern Agrar-Umbau

Vertreterinnen afrikanischer Kleinbauern und indigener Gemeinschaften haben einen nachhaltigen, klimafreundlichen Umbau der Landwirtschaft gefordert. Elizabeth Nsimadala, Präsidentin der Föderation ostafrikanischer Bauern und des panafrikanischen Bauernverbands, sagte, sie spreche für 80 Millionen Bauern, die mehr als 800 Millionen Menschen ernährten. Oft kämen die Landwirte aber selbst kaum über die Runden – auch weil vom Klimawandel beförderte Dürren immer öfter Böden austrockneten oder Naturkatastrophen Ernten vernichteten.

"Zu viele von uns hungern jeden Tag", sagte die Bäuerin aus Uganda. Die Selbstmordrate sei so hoch wie in kaum einem anderen Berufsstand – und steige noch. Das Agrarsystem stehe vor dem Kollaps, warnte sie. "Unsere Böden sterben." Kleinbauern im Osten Afrikas brauchten daher internationale Unterstützung. Die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die rechte indigener Völker, Victoria Tauli-Corpuz, sagte, sie kümmere sich um rund 500 Millionen Menschen in etwa 90 Staaten, die etwa 80 Prozent der verbliebenen Biodiversität weltweit beschützten. Doch brauchten diese Unterstützung, weil industrielle Agrarbetriebe viele Indigene aus ihrer Heimat vertrieben.

500 Millionen Hektar Wald würden jedes Jahr zerstört, um Agrarprodukte anzubauen. Man könne von Indigenen viel lernen, ihnen sei sogenanntes "Superfood" wie Quinoa lange vertraut. "Wir wissen, wie man Lebensmittel so anbaut, dass man das Natur-Kaptal der Erde erhält. Wir tun dies seit Jahrtausenden." Der Agrarsektor zählt heutzutage zu den größten Quellen klimaschädlicher Treibhausgase. Fast die Hälfte davon wird frei, weil Wälder zu Acker- und Weideland umgewandelt und Moore trockengelegt werden oder Biomasse verbrannt wird. Die andere Hälfte stammt aus der Landwirtschaft selbst.

Mehr als 100 Staaten besiegeln Pakt gegen Methan-Ausstoß

Mehr als 100 Staaten haben sich einer von der EU und den USA ins Leben gerufenen Initiative zur Reduzierung des Ausstoßes von klimaschädlichem Methan angeschlossen. Beim Klimagipfel im schottischen Glasgow teilten die EU und die USA am Dienstag mit, diese Länder repräsentierten 70 Prozent der Weltwirtschaft. Mit dabei sind neben Deutschland unter anderem auch Frankreich, Kanada, Israel und Japan. Die wichtigen Länder Indien, China und Russland standen allerdings nicht auf der Liste.

Methan ist das zweitschädlichste Treibhausgas und verantwortlich für Klimaerwärmung und Luftverschmutzung. Die schon im September ins Leben gerufene Initiative hat zum Ziel, Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken. Wenn sie erfolgreich umgesetzt wird, könnte die Klimaerwärmung bis 2050 der EU-Kommission zufolge um rund 0,2 Grad reduziert werden.

"Den Ausstoß von Methan zu reduzieren, ist eines der effizientesten Dinge, die wir tun können", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag in Glasgow. Sie stellte den Pakt gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden vor. Der Ausstoß von Methan in die Atmosphäre habe einen erheblichen Beitrag zur Erderwärmung. "Das ist die am tiefsten hängende Frucht", die man schnell und effektiv reduzieren müsse.

Trump nennt Klimakrise "Schwindel"

Der frühere US-Präsident Donald Trump nannte den menschengemachten Klimawandel in einer Mail, die der "Daily Mail" vorliegt, einen der größten "Schwindel" in den USA. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, den überwiegenden Konsens der Wissenschaft anzuzweifeln.

Anlass für die erneute Bekräftigung seiner Meinung zur Klimakrise war der Auftritt seines Amtsnachfolgers Joe Biden bei der Weltklimakonferenz. "Biden flog nach Europa, um zu sagen, die globale Erwärmung hat die höchste Priorität. Doch dann nickt er während der Konferenz ein und die ganze Welt kann dabei zusehen. Niemand mit echter Begeisterung für ein Thema würde jemals einschlafen!", soll Trump in der Mail geschrieben haben.

Biden wurde auf der Konferenz dabei ertappt, wie er rund eine halbe Minute die Augen schloss, während gerade die aufgezeichnete Rede eines Klimaaktivisten abgespielt wurde. Mehr dazu lesen Sie hier.

Biden: Beim Bauen an Klimakrise denken

US-Präsident Joe Biden hat dazu aufgerufen, beim Bau neuer Infrastruktur immer schon die Folgen des Klimawandels mit zu berücksichtigen. So müsse etwa bei Verkehrswegen schon der Anstieg des Meeresspiegels bedacht werden, und neue Gesundheitszentren oder Versorgungsleitungen müssten Extremwetter widerstehen können, sagte er am Dienstag auf der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow. Auch müssten nachhaltige, hohe Standards beim Bauen gelten, um etwa Korruption auszuschließen, die Umwelt nicht zu schädigen und Steuerzahler vor Ort nicht zu überfordern.

Um das Ziel einer Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, seien Billionen US-Dollar an Investitionen nötig, sagte Biden weiter. Dazu müsse auch der private Sektor mobilisiert werden. Die Klimakrise biete dabei auch ökonomische Chancen, sagte er. Es gehe um Millionen Jobs in den "Industrien der Zukunft". Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterstützte den Appell. Der britische Gastgeber Boris Johnson erklärte: "Dies kann der Moment sein, an dem wir die Welt aufwerten." Es sei wichtig, dass zeitgleich überall die gleichen Weichen gestellt würden.

Flasbarth dringt auf Lösung zu Pariser Abkommen

Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth hat am dritten Tag der Weltklimakonferenz in Schottland auf eine Lösung zu den Regeln des Pariser Klimaschutzabkommens gedrungen. Er bezeichnete die bislang nicht ausformulierten Passagen zur Kooperation der Staaten beim Klimaschutz als "größte Bremse" bei den internationalen Verhandlungen. "Das ist diplomatischer Ballast, das muss weg", sagte Flasbarth am Dienstag vor Journalisten. Konkret gehe es darum, Regeln festzulegen, wie Staaten sich etwa die Reduktion von Treibhausgasen anrechnen lassen dürfen, die ein anderer Staat im Rahmen einer Vereinbarung übernimmt.

Flasbarth betonte, dass es eine Zusammenarbeit nur "ohne Beschiss" geben könne. Dass sich Staaten Emissionen, die nur einmal eliminiert werden, doppelt anrechnen lassen, müsse dringend vermieden werden. Umweltverbände kritisierten hier bislang vor allem die Rolle Brasiliens, das bislang auf diese Doppelanrechnung gepocht hatte.

Amazon-Gründer Jeff Bezos spendet zwei Milliarden Dollar

Die Stiftung "Bezos Earth Fund" hat bei der Weltklimakonferenz angekündigt, zwei Milliarden US-Dollar zu spenden, das sind umgerechnet etwa 1,72 Milliarden Euro. Mit der Hälfte des Geldes sollen in den USA Landflächen geschützt werden. Die andere Hälfte soll für die Veränderung landwirtschaftlicher Systeme ausgegeben werden.

Der Amazon-Gründer hatte schon im vergangenen März angekündigt, er wolle insgesamt zehn Milliarden Dollar bis 2030 im Kampf gegen die Klimakrise spenden.

Allerdings gab es auch Kritik an dem Unternehmer: Wie viele andere der Politiker und Prominenten ist auch Bezos mit einem Privatjet nach Glasgow gereist. Laut der britischen Boulevardzeitung "Daily Mail" soll Bezos aus der Türkei mit seinem Gulfstream-Jet G650ER geflogen sein. Dort habe er zuvor auf einer Superjacht den 66. Geburtstag von Bill Gates gefeiert.

Baerbock betont Verbindlichkeit beim Klimaschutz

Zu Beginn des dritten Tages der UN-Klimakonferenz hat die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock konkrete Abmachungen von den Teilnehmern verlangt. "Es braucht endlich Verbindlichkeit", sagte Baerbock am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir haben ja kein Erkenntnisproblem. Dass wir dringend, dringend handeln müssen, das wissen wir eigentlich seit Jahren. Dass wir mit den Klimaplänen der Nationalstaaten nicht auf den 1,5-Grad-Pfad kommen, das ist auch bekannt."

Kohleausstieg, Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor, Schutz der Wälder und vor allem ein Technologiesprung zu einer klimaneutralen Industrie, "das muss jetzt endlich gemacht werden und nicht nur versprochen werden", sagte Baerbock.

100 Staaten wollen bis 2030 Entwaldung stoppen

Mehr als 100 Staaten haben sich verpflichtet, die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften bis 2030 zu stoppen. Dies hat die britische Regierung, die der UN-Konferenz vorsitzt, am späten Montagabend bekanntgegeben. Die beteiligten Länder, darunter Deutschland und die gesamte EU, repräsentieren demnach 85 Prozent der weltweiten Waldfläche, also etwa 34 Millionen Quadratkilometer. Mit dabei sind die Staaten mit den größten Wäldern überhaupt, also Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien sowie China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo. Hier lesen Sie mehr.

Macron fordert mehr Anstrengung von größten Emittenten von Treibhausgas

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die größten Emittenten klimaschädlicher Treibhausgase zu mehr Anstrengungen beim Klimaschutz aufgerufen. Die nationalen Pläne von Ländern wie den USA, China, Russland und Saudi-Arabien "stehen nicht mit unserem 1,5-Grad-Ziel im Einklang", sagte Macron am Montag. Mehr Ehrgeiz dieser Länder sei "der einzige Weg, um unser Vorhaben wieder glaubwürdig zu machen".

Die "Schlüsselfrage" bei der Klimakonferenz sei, "wie sich die USA bewegen werden, sowohl bei ihren Verpflichtungen für 2030 als auch bei der Finanzierung", sagte Macron. Washington müsse "die verlorenen Jahre" der Präsidentschaft von Donald Trump wettmachen.

Queen hofft auf einen Klimagipfel für die Geschichtsbücher

Königin Elizabeth II. hat sich zum Auftakt des Weltklimagipfels in Glasgow in einem ungewöhnlich energischen Appell an die Staatenlenker gewandt. "In den kommenden Tagen hat die Welt die Chance, eine sicherere und stabilere Zukunft für unsere Bevölkerung und den Planeten, von dem wir abhängig sind, zu schaffen", sagte die Königin in einer am Montagabend veröffentlichten Botschaft, die vor einigen Tagen auf Schloss Windsor aufgezeichnet wurde. Sie selbst hoffe, dass die Konferenz einer jener Momente sein werde, bei der alle die Politik des Augenblicks hinter sich lassen und über sich hinauswachsen würden.

"Viele hoffen, dass das Vermächtnis dieses Gipfels – geschrieben in noch zu druckenden Geschichtsbüchern – Sie als die Staatenlenker beschreiben wird, die die Gelegenheit nicht verpasst haben, sondern dass Sie dem Ruf dieser zukünftigen Generationen gefolgt sind", sagte die Queen.

Die 95 Jahre alte Königin hatte eigentlich persönlich nach Glasgow reisen und an einem Empfang teilnehmen wollen. Auf ärztlichen Rat sagte sie die Reise jedoch kurzfristig ab und sendete stattdessen die Videobotschaft, in der sie auch ihren im April gestorbenen Ehemann Prinz Philip als leidenschaftlichen Umweltschützer würdigte.

Brasilien verschärft Klimaziel für 2030

Brasilien hat pünktlich zur Weltklimakonferenz sein Klimaziel für 2030 verschärft. "Die von unserem Land bis 2020 erzielten Ergebnisse zeigen, dass wir noch ehrgeiziger sein können", sagte Staatschef Jair Bolsonaro in einer am Montag in Glasgow gezeigten Videobotschaft. Demnach sollen sich die Treibhausgasemissionen des Landes bis 2030 im Vergleich zu 2005 halbieren. Bislang war eine Reduktion um 43 Prozent vorgesehen.

Nach Angaben von Brasiliens Umweltminister Joaquim Leite will das Land bis 2050 Kohlenstoffneutralität erreichen. Diese Zusagen werde er nächste Woche bei seiner Teilnahme an der COP26 formalisieren. Außerdem kündigte er an, dass nun bis 2028 – und somit zwei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen – illegale Abholzungen im Amazonasgebiet vollständig unterbunden werden sollen.

Johnson reist von Glasgow zurück nach London im Flugzeug

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson wird im Flugzeug von der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow zurück nach London reisen. "Wir stehen unter erheblichem Zeitdruck", entgegnete Johnsons Sprecher am Montag auf Kritik an der Flugreise. Johnson hatte die an der COP26 teilnehmenden Staats- und Regierungschefs zuvor eindringlich dazu aufgerufen, mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen.

Johnson war am Sonntagabend vom G20-Gipfel in Rom mit einer gecharterten Airbus-Maschine nach Glasgow geflogen. Das selbe Flugzeug werde ihn am Dienstag zurück nach London bringen, erklärte sein Büro. "Der Kraftstoff, den wir verwenden, ist nachhaltig und die Emissionen werden auch ausgeglichen", sagte sein Sprecher. Johnson hatte zuvor in seiner Rede gefordert, "den Klimawandel wirklich ernst zu nehmen". Wenn die Staats- und Regierungschefs diese Gelegenheit nun verpassten, würden zukünftige Generationen ihnen das nicht verzeihen.

"Boris Johnson hat Recht, wenn er davor warnt, dass die Welt beim Klimawandel eine Minute vor Mitternacht steht", sagte der Direktor der Organisation Power Shift Africa, Mohamed Adow. "Deshalb wäre es schön gewesen, wenn er mit dem Zug nach Glasgow gefahren wäre." Ein Flug von Glasgow nach London dauert durchschnittlich 60 bis 90 Minuten, die Zugfahrt rund fünf Stunden. Umwelt- und Klimaschützer verlangen, den Flugverkehr, insbesondere Privat- und Kurzstreckenflüge, deutlich zu verringern. Flugzeuge stoßen pro Passagier und Kilometer bedeutend mehr klimaschädliche Treibhausgase aus als alle anderen Fortbewegungsmittel.

Merkel: Staaten allein können Klimaschutz nicht stemmen

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die internationale Gemeinschaft bei der Weltklimakonferenz in Glasgow zu ehrgeizigeren Klimazielen aufgerufen. "Wir sind nicht da, wo wir hinmüssen", sagte Merkel im Plenum der Staats- und Regierungschefs bei der COP26. Die von den Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens von 2015 eingereichten Emissions-Reduktionsziele "ergeben zusammen nicht das, was wir in Paris vereinbart haben".

Merkel verwies gleichwohl auf Fortschritte beim Klimaschutz. So sei die Einigung der G20-Gruppe vom Wochenende auf einen Stopp der internationalen Finanzierung von Kohlekraftwerken ab dem kommenden Jahr "sehr wichtig". Allerdings werde es "mit staatlichen Aktivitäten alleine" kein Vorankommen beim Klimaschutz geben, warnte Merkel. "Es geht um eine umfassende Transformation unseres Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens."

Nachdrücklich plädierte Merkel deshalb für die Bepreisung von CO2-Emissionen. In der derzeitigen "Dekade des Handelns" müsse es darum gehen, "national ambitionierter zu sein, aber auch globale Instrumente zu finden, die nicht nur Steuergelder einsetzen, sondern auch wirtschaftlich vernünftig sind", sagte Merkel. "Das ist für mich die CO2-Bepreisung."

Kommentar: Die Kanzlerin weiß, dass sie versagt hat

Unter der Führung von Angela Merkel hat Deutschland eine Klimapolitik verfolgt, die diesen Namen nicht verdient. Auch der letzte große Auftritt der Kanzlerin ist eine absolute Enttäuschung. Lesen Sie den ganzen Kommentar aus Glasgow hier.

Thunberg in Glasgow: "Wandel kommt nicht von da drinnen"

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich pessimistisch zur UN-Klimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow geäußert. "Wandel kommt nicht von da drinnen", sagte sie außerhalb des Konferenzgeländes am Montag vor Demonstranten.

Den teilnehmenden Politikern warf sie vor, nur so zu tun, als läge ihnen etwas an der Zukunft junger Menschen oder dem Schicksal von bereits heute vom Klimawandel Betroffenen. Das seien keine Führungsqualitäten, so Thunberg weiter. "So sieht Führung aus", rief sie und deutete auf die versammelten Aktivisten.

Indien verspricht erstmals Klimaneutralität bis 2070

Indiens Premierminister Narendra Modi hat beim Weltklimagipfel in Glasgow erstmals ein Ziel für die Klimaneutralität seines Landes genannt: Bis 2070 will das bevölkerungsreiche Land nur noch so viel klimaschädliche Emissionen ausstoßen, wie etwa in Senken wie Ozeanen und Wäldern aufgenommen werden können.

Das ist das obere Limit, das der Weltklimarat (IPCC) für weltweite Klimaneutralität angegeben hat, damit das Leben auf dem Planeten Erde noch lebenswert bleibt. Viele Länder streben – so wie die EU – Klimaneutralität bis 2050 an, China hat 2060 ins Auge gefasst.

Biden entschuldigt sich für Trumps Rückzug aus Klimaabkommen

US-Präsident Joe Biden hat um Entschuldigung für den Rückzug seines Vorgängers Donald Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen gebeten. "Ich entschuldige mich für die Tatsache, dass die Vereinigten Staaten unter der letzten Regierung aus dem Pariser Abkommen ausgestiegen sind", sagte Biden in Glasgow. Die USA würden ihren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen. Biden verwies darauf, dass er an seinem ersten Tag als Präsident am 20. Januar die Rückkehr zum Klimaabkommen von Paris einleitete.

Biden hat den Kampf gegen den Klimawandel zu einem seiner wichtigsten Ziele erklärt. Der Demokrat sieht in der Klimakrise eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit. Das ist ein deutlicher Kontrast zu seinem republikanischen Vorgänger: Trump hatte daran gezweifelt, ob der Klimawandel menschengemacht ist – solche Zweifel sind wissenschaftlich klar widerlegt.

Boris Johnson: COP26 muss Bombe des Klimawandels entschärfen

Der britische Premierminister Boris Johnson hat als Gastgeber des Klimagipfels COP26 die Weltgemeinschaft auf schnelles und ehrgeiziges Handeln gegen die drohende Klimakatastrophe eingeschworen. Das Treffen müsse "diese Bombe" entschärfen und "der Anfang vom Ende" des zerstörerischen Klimawandels werden, sagte Johnson zu Beginn der feierlichen Eröffnungszeremonie am Montag in Glasgow. "COP26 kann und darf nicht das Ende der Geschichte sein." Man habe mit dem Pariser Klimaabkommen ein Rettungsboot geschaffen, dem man nun einen Schubs in die Richtung einer grüneren, saubereren Zukunft geben müsse.

"Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Uhr des Weltuntergangs", sagte Johnson. "Wir fühlen uns vielleicht nicht wie James Bond und sehen vielleicht auch nicht so aus." Aber mit Blick auf den Film-Geheimagenten und die Gefahr der Erderhitzung sagte er: "Lasst uns diese Bombe entschärfen." Man habe nun die einmalige Chance, das Ruder herumzureißen und dafür zu sorgen, dass kommende Generationen die heutigen Mächtigen nicht verurteilen würden, sagte der Premier zu seinen Amtskolleginnen und -kollegen.

UN-Chef Guterres: "Wir graben uns unser eigenes Grab"

Die von den Staaten weltweit versprochenen Anstrengungen beim Klimaschutz reichen nach Worten von UN-Generalsekretär Antonio Guterres hinten und vorne nicht aus, um eine Katastrophe abzuwenden. Er rief die Regierungsvertreter auf der Weltklimakonferenz am Montag in Glasgow auf, mehr zu tun. "Wir graben unser eigenes Grab", warnte Guterres bei der feierlichen Auftaktveranstaltung mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs. Regierungen müssten Subventionen für fossile Brennstoffe beenden, aus der Kohle aussteigen und einen Preis für sämtliche Emissionen festlegen, verlangte er.

"Es ist an der Zeit, zu sagen: Genug", sagte Guterres. "Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird. Genug Brände, Bohrungen und Bergbau in immer tiefere Lagen." Guterres äußerte Zweifel an den Klimaschutzversprechen mancher Staaten. Selbst, wenn alle tatsächlich eingehalten würden, steige die Erwärmung zur Jahrhundertwende auf 2,7 Grad über vorindustriellem Niveau.

Erdoğan sagt Teilnahme kurzfristig ab

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat Regierungskreisen zufolge seine Teilnahme an der Weltklimakonferenz in Glasgow kurzfristig abgesagt. Grund sei, dass Großbritannien den Forderungen Ankaras nach Sicherheitsvorkehrungen nicht nachgekommen sei, heißt es in den türkischen Regierungskreisen. Neben protokollarischen Problemen seien unter anderem auch die Forderungen bezüglich der Anzahl der Sicherheitsfahrzeuge nicht erfüllt worden.

Erdoğan kehrte der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge vom G20-Gipfel in Rom direkt wieder zurück in die Türkei, anstatt zum Klimagipfel zu reisen. Die türkische Regierung nannte keinen Grund für seine außerplanmäßige Rückkehr. Das türkische Parlament hatte im vergangenen Monat als letztes G20-Land das Pariser Klimaabkommen ratifiziert.

Chinas Präsident will Statement schreiben

Chinas Präsident Xi Jinping wird auf dem UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow voraussichtlich weder persönlich sprechen noch sich per Video zuschalten. Wie aus der am Montag abrufbaren Version der offiziellen Rednerliste hervorging, soll stattdessen ein schriftliches Statement von Xi Jinping auf der Website des Gipfels veröffentlicht werden. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums wollte dies zunächst nicht bestätigten. Genau wie sein russischer Amtskollege Wladimir Putin war Xi Jinping bereits am Wochenende nicht zum G20-Gipfel der führenden Wirtschaftsmächte nach Rom gereist. Dort waren beide per Video zugeschaltet. Kein Land produziert eine so große Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie China.

Von der Leyen: "Mut zur Wahrheit"

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat zu Beginn der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow von einem "Moment der Wahrheit" gesprochen. Das globale Rennen für Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts sei eröffnet, schrieb die Politikerin am Montag auf Twitter. Europa habe sich dazu verpflichtet, als erster Kontinent in der Welt klimaneutral zu sein und sich für einen ehrgeizigeren Klimaschutz mit seinen Partnern zusammenzutun. "COP26 ist ein Moment der Wahrheit für unsere Pläne, den Klimawandel zu stoppen", schrieb von der Leyen.

Aus Glasgow berichtet: Erst ab heute geht es richtig rund

In Schottland ist der erste Morgen der Weltklimakonferenz angebrochen. Zwar ist der offizielle Startschuss schon gestern Nachmittag gefallen, doch die Aufmerksamkeit gilt erst jetzt so richtig dem Klimagipfel. Der Grund: Rund 130 Staats- und Regierungschefs werden heute in Glasgow erwartet, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Politelite soll der Konferenz den nötigen Anschub geben, sie sollen zeigen, wie ernst es ihren Staaten mit dem Klimaschutz ist. Oder eben nicht: Chinas Präsident Xi Jinping reist nicht nach Großbritannien. Er wird sich nur per Video zuschalten.

Auch das ist ein Zeichen – immerhin ist China das Land, das jährlich die meisten CO2-Emissionen weltweit ausstößt. Rechnet man den Treibhausgasausstoß allerdings auf die Bevölkerungsgröße um, sieht es schon ganz anders aus. Pro Einwohnerin und Einwohner gemessen, stießen Kanada, die USA und Australien zuletzt bei weitem mehr Treibhausgase aus als China. Das gilt ebenso für Deutschland.

Auch deshalb ist wichtig, wie Bundeskanzlerin Merkel heute Nachmittag in Glasgow auftritt. Unterstreicht sie in ihrer Rede noch einmal verstärkt die deutsche Verantwortung beim internationalen Klimaschutz? Gibt sie der neuen Regierung eine Steilvorlage für ambitioniertere Klimapolitik? Oder lässt sie das Thema nun zum Ende ihrer Amtszeit mit längst bekannten Worthülsen ausplätschern? Verfolgen Sie die Rede der Kanzlerin ab 15 Uhr live bei t-online.

Unsere Nachhaltigkeitsredakteurin Theresa Crysmann berichtet während der Weltklimakonferenz für Sie vor Ort aus Glasgow.

Experte: "Welt verweigert sich Kampf gegen Klimawandel"

Der renommierte deutsche Klimaexperte Mojib Latif hegt keine Hoffnungen auf ein positives Ergebnis der aktuellen Weltklimakonferenz in Glasgow. "Wir dürfen ja nicht vergessen, das ist die 26. Weltklimakonferenz. Die sitzen seit über einem Vierteljahrhundert zusammen und haben wirklich nichts geschaffen", sagte der Kieler Wissenschaftler am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Die Treibhausgasemissionen stiegen weiter. Er erwarte daher nichts.

Es werde in Glasgow am Ende "wieder schöne Worte geben, aber an konkreten Maßnahmen wird nichts beschlossen werden", fügte Latif an. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Ergebnisse des jüngst zu Ende gegangenen G20-Gipfels in Rom, auf dem sich die 20 führenden Industrieländer ebenfalls bereits mit dem Thema Klima befassten. "Ich habe das Gefühl, dass sich die Welt dem Kampf gegen den Klimawandel einfach verweigert", sagte der Experte.

Zugleich rief er Deutschland, die EU und die USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden dazu auf, beim Klimaschutz trotzdem eine "Allianz der Willigen" zu bilden und "voranzugehen". Wenn andere nicht mitmachten, dann "kann man es nicht ändern". Es gehe beim Thema Klimaschutz aber eben auch um die Sicherung des eigenen künftigen Wohlstands durch Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze.

"Es ist ja auch in unserem ureigenen wirtschaftlichen Interesse, das darf man ja nicht vergessen", sagte Latif. Länder wie Deutschland könnten zudem zeigen, dass Klimaschutz funktioniere und damit ein wichtiges "Signal" senden. Dafür müsse auch Deutschland mehr tun – etwa durch einen schnelleren Kohleausstieg, einen Ausstieg aus der Nutzung des Verbrennungsmotors und eine Mobilitäts- und Agrarwende.

Johnson knüpft Klima-Investitionen an Wirtschaftswachstum

"Für die Menschheit ist die Uhr beim Klimawandel schon lange abgelaufen. Es ist eine Minute vor Mitternacht und wir müssen jetzt handeln", heißt es in Johnsons Eröffnungsrede, die sein Büro am Sonntag vorab veröffentlichte. "Wenn wir heute nicht ernsthaft gegen den Klimawandel vorgehen, wird es für unsere Kinder morgen zu spät sein."

Der britische Premierminister Boris Johnson macht angekündigte Investitionen in den Klimaschutz davon abhängig, dass die Wirtschaft seines Landes wächst wie erwartet. Großbritannien wolle bis 2025 eine Milliarde Pfund (rund 1,18 Mrd. Euro) mehr in die Finanzierung von Klimamaßnahmen stecken, kündigte Johnson zum Auftakt des Weltklimagipfels COP26 in Glasgow an. Das gilt aber nur für den Fall, dass die Konjunktur wie prognostiziert zulegt. Bislang hatte Großbritannien vorgesehen, zwischen 2021 und 2026 insgesamt 11,6 Milliarden Pfund für ärmere Länder im Kampf gegen die Klimakrise locker zu machen.

Die nun angekündigte zusätzliche Milliarde soll aus dem Topf für internationale Entwicklungshilfe kommen, für den im Haushaltsjahr 2024/25 – im Fall einer sich entsprechend erholenden Wirtschaft – wieder 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes vorgesehen sind.

Die britische Regierung hatte diesen Topf wegen der wirtschaftlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie für die nächsten Jahre auf 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung gekürzt und dafür massive Kritik von humanitären Organisationen, aber auch von Abgeordneten aus den eigenen Reihen erhalten.

Die Klimafinanzierung ist ein besonders strittiges Thema bei den Verhandlungen in Glasgow: Bereits einige Tage vor Beginn der COP26 hatten die Industriestaaten eingeräumt, das Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für weniger entwickelte Staaten erst 2023 erstmalig zu erreichen – und damit drei Jahre später als geplant.

Prognose: 2021 unter den sieben heißesten Jahren

Das Jahr 2021 war zwar nach vorläufigen Messungen nicht ganz so heiß wie die vergangenen drei Jahre, aber am langjährigen Trend deutlicher Erwärmung ändert das nichts.

Das Jahr dürfte zu den sieben wärmsten der jüngeren Geschichte gehören, alle seit 2015, berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) zum Auftakt der Weltklimakonferenz am Sonntag in Glasgow.

In diesem Jahr hatte das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen La Niña anfangs einen Abkühlungseffekt. Auf Basis der Messungen bis Ende September geht die WMO in diesem Jahr von einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,09 Grad über dem Niveau von 1850 bis 1900 aus. Das bislang wärmste Jahr war 2016, mit plus 1,2 Grad. Auch 2019 und 2020 lagen in der Größenordnung. Die Unterschiede zwischen den drei Jahren waren so minimal, dass eine Rangordnung nicht möglich ist. Die WMO errechnet immer einen Durchschnitt der Daten von Messstationen aus aller Welt.

Der Anstieg des Meeresspiegel beschleunigt sich nach dem Bericht seit 2013 und hat in diesem Jahr ein neues Hoch erreicht. Zwischen 1993 und 2002 betrug der jährliche Anstieg 2,1 Millimeter, zwischen 2013 und 2021 4,4 Millimeter. Der Meeresspiegelanstieg geht zurück auf Eisschmelze und die Ausdehnung des Salzwassers durch Erwärmung.

Ärzte fordern bessere Krankenhausfinanzierung

Klimawandel und künftige Hitzesommer in Deutschland dürften nach Einschätzung von Medizinern viele Krankheiten dramatisch verschärften. Daher müssten Bund und Länder die Krankenhausfinanzierung verbessern, forderte Martina Wenker, Beauftragte der Bundesärztekammer für Umweltmedizin und Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, in Hannover. "Handeln ist das Gebot der Stunde", betonte die 63-Jährige. "Die Länder müssen bei zukünftigen Krankenhausbauten mit berücksichtigen, dass es dort genug gekühlte Räume gibt." Künftig drohten nicht nur tropische Krankheiten wie Malaria, größere Gefahr gehe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus.

"Hitze bedeutet für viele Menschen, dass ihre Medikamente nicht mehr vernünftig wirken oder unerwünschte Nebenwirkungen haben, zum Beispiel Medikamente für Blutdruck oder bei Herz-Rhythmus-Störungen und Diabetes – häufige Medikamente, die viele Menschen nehmen", erklärte Wenker. Betroffen seien demnach etwa Patienten mit Bluthochdruck, Übergewicht, Zuckerkrankheit und Bronchitis. "Diese großen Volkskrankheiten betreffen fast jeden zweiten Erwachsenen." Darauf sei das Gesundheitssystem nicht eingerichtet.

Umweltministerin: Deutschland ist Brückenbauer

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sieht Deutschland bei der Weltklimakonferenz in Glasgow als Brückenbauer in der Klimapolitik. Schulze sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montagausgabe): "Wir haben die Expertise, die Erfahrung und die Vertrauensbasis, die Fortschritte auf solchen Konferenzen möglich machen." Deutschland könne anderen Ländern im Kampf gegen den Klimawandel helfen - finanziell, aber auch mit Erfahrungen.

Klimakonferenz in Glasgow startet mit Verzögerung

Mit etwas Verzögerung hat die Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow nun offiziell begonnen. Unter dem Vorsitz von Großbritannien verhandeln ab Sonntag Regierungsvertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang über eine ambitioniertere globale Klimapolitik. Ausrichter der Veranstaltung sind die Vereinten Nationen. Die offizielle Eröffnungszeremonie, deren Beginn sich um etwa eine Stunde verzögerte, begann mit einer Schweigeminute für die Opfer der Corona-Pandemie.

"In Glasgow kann und muss die Weltgemeinschaft die noch offenen Fragen zu den Regeln der internationalen Zusammenarbeit beim Klimaschutz abschließend klären", sagte die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zum Auftakt der Konferenz. Jetzt müsse es darum gehen, einen Schwerpunkt auf die konkrete Umsetzung der Klimaziele zu legen. "Das ist dringend nötig: Die Welt ist noch lange nicht auf 1,5 Grad-Kurs", sagte Schulze. Gemeint ist das oberste Ziel der Vertragsstaaten, die Erderhitzung möglichst unter 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten. Darauf hatten sich die Staaten bei der entscheidenden Weltklimakonferenz in Paris vor sechs Jahren verbindlich verständigt.

Bis zum 12. November wollen die Staatenvertreter miteinander verhandeln. Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an, darunter Tausende Journalisten und Klimaschutzaktivisten. Zentrale Themen sind der Handel zwischen den Staaten bei der Reduktion von Treibhausgasen sowie die Finanzierung von Schäden und Verlusten durch die Erderwärmung vor allem in ärmeren Ländern. Der britische Premierminister Boris Johnson erklärte am Morgen, er hoffe auf eine "Atmosphäre der Verantwortung und Ambition", um das Pariser Ziel am Leben zu halten.

Aktivistin Neubauer: "So kann das nicht weiter gehen"

Vor dem Start der Weltklimakonferenz in Glasgow an diesem Sonntag fordert die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer deutlich mehr Tempo und Ehrgeiz im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Keine der reichen Industrienationen, auch Deutschland nicht, halte sich gerade an seine Zusagen zum Klimaschutz, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Sie alle rauben dem globalen Süden und den jungen Generationen wissentlich ihre Perspektiven. Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?", fragte die 25-Jährige von der Umweltbewegung Fridays For Future.

Seit dem als historisch gefeierten Klimaschutz-Abkommen von Paris im Jahr 2015 seien sechs Jahre vergangen – und die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase heute höher denn je, prangerte sie an. "So kann das nicht weitergehen. Diese Konferenz muss der Moment sein, in dem dieser Trend umgekehrt wird." Die Aktivistin, die auch Grünen-Mitglied ist, kündigte an, mit hunderten Mitstreiterinnen und Mitstreitern von Fridays for Future und anderen Bewegungen nach Glasgow zu reisen, "um Verantwortung für echten Wandel einzufordern".

Prinz Charles erinnert G20-Staaten an Verantwortung für Jugend

Prinz Charles will die G20-Staaten in Rom an ihre Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen erinnern. "Es ist unmöglich, die verzweifelten Stimmen junger Menschen nicht zu hören, die Sie als Verwalter des Planeten sehen, während Sie ihre Zukunft in den Händen halten", wie aus dem Manuskript seiner Rede hervorgeht, die der britische Thronfolger anlässlich des Gipfeltreffens der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) in Rom halten will. Sie ist laut G20-Programm für Sonntagvormittag auf einer Veranstaltung zur Rolle des privaten Sektors im Kampf gegen den Klimawandel geplant.

Die Staats- und Regierungschefs haben Prinz Charles zufolge noch ungeborenen Generationen gegenüber eine "überwältigende Verantwortung", hieß es vorab aus seiner Residenz Clarence House. Der Prince of Wales sehe jedoch, dass sich beim Thema Klimawandel die Haltung ändere.

Ärzte warnen vor gesundheitlichen Folgen der Klimakrise

Die deutsche Ärzteschaft hat zum Beginn der Weltklimakonferenz in Glasgow dazu aufgerufen, gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels stärker in den Blick zu nehmen. Auch in Deutschland seien immer häufiger "Extremwetterereignisse" wie Starkregen und Hitzewellen zu erleben, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der Deutschen Presse-Agentur.

Er verwies etwa auf die Folgen der Hochwasserkatastrophe im Sommer, bei der in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mehr als 180 Menschen starben. "Aber auch Hitzestress und hohe bodennahe Ozonkonzentrationen können schwerwiegende Folgen für die menschliche Gesundheit haben." Dazu zählten Hitzschlag, Herzinfarkt und akutes Nierenversagen wegen Flüssigkeitsmangels. Am stärksten gefährdet seien Ältere, Säuglinge, Patienten mit chronischen Erkrankungen sowie Menschen, die schwere körperliche Arbeit im Freien verrichteten.

G20-Staaten finden keine Klima-Einigung

Beim Treffen der wichtigsten Industrienationen konnte man sich nicht auf konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz einigen. Die Bemühungen um ein starkes Signal des G20-Gipfels vor dem Weltklimatreffen in Glasgow könnten daran scheitern. Die Gruppe der großen Wirtschaftsmächte (G20) kann sich auf ihrem Gipfel in Rom offenbar nicht auf konkrete Ziele zum Klimaschutz einigen. Aus dem jüngsten Entwurf des Abschlusskommuniqués, der am Samstag der Deutschen Presse-Agentur vorlag, sind ursprünglich beabsichtigte Zielvorgaben und Zusagen wieder gestrichen worden. Lesen Sie mehr dazu hier.

Baerbock dringt auf ehrgeizige Beschlüsse in Glasgow

Grünen-Chefin Annalena Baerbock dringt auf ehrgeizige Beschlüsse auf der bevorstehenden UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow. Es sei wichtig, "dass jetzt wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um diese Erderwärmung in den Griff zu bekommen", sagte Baerbock am Freitag den Sendern RTL und ntv. "Es zählt jedes Zehntel Grad", hob sie hervor.

Baerbock wies darauf hin, dass die Folgen des Klimawandels in Form von Hitzewellen, Bränden und Starkregen bereits jetzt überall auf der Welt zu sehen seien. Maßnahmen, um die Erderwärmung gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen auf 1,5 Grad zu begrenzen, seien zwar eine "Riesen-Kraftanstrengung", räumte sie ein, aber notwendig.

Hierbei spiele Deutschland "eine große Rolle", hob die Grünen-Vorsitzende weiter hervor. Es brauche einen "Technologiesprung mit Blick auf eine klimaneutrale Industrie", diesen Prozess müsse die angestrebte Ampel-Regierung unterstützen. Der Klimaschutz dürfte dabei "nicht nur eine Aufgabe der Grünen" sein, "sondern der gesamten neuen Bundesregierung". Der SPD-Politiker Olaf Scholz müsse, wie von ihm im Wahlkampf angekündigt, "zum Klimakanzler werden".

Als vorrangiges Ziel nannte Baerbock, dass "wir jetzt in großen Schritten aus der fossilen Abhängigkeit aussteigen". Der Ausbau von erneuerbaren Energien sei dabei auch "ein weiterer Schritt in Richtung Unabhängigkeit und niedrigere Energiepreise für den Verbraucher".

Erste Proteste vor Klimakonferenz in Glasgow

Vor Beginn des Klimagipfels COP26 in Glasgow ist es in der schottischen Großstadt zu ersten Protesten gekommen. Mitglieder von Ocean Rebellion legten sich am Samstag als "tote Meermenschen" halb nackt nahe des Flusses Clyde unter Fischernetze, um auf Gefahren von Meeresbewohnern wie Delfinen, Haien und Walen aufmerksam zu machen.

Am Samstag sollten zudem Tausende Aktivistinnen und Aktivisten ankommen, die zu Fuß nach Glasgow kommen, darunter auch aus Deutschland. Eine spanische Gruppe war mit der Fähre ins südenglische Portsmouth gefahren und von dort 30 Tage durch Großbritannien gewandert. Im Stadtzentrum war eine "Eröffnungszeremonie" der Gruppe Extinction Rebellion geplant.

"Cop26 muss ein wachsendes Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch wohlhabende Regierungen beenden, bei dem der globale Süden geopfert wird, um die Hauptlast des wohlhabenden, kohlenstoffintensiven Lebensstils des globalen Nordens zu tragen", sagte Alex Cochrane von Extinction Rebellion. Die Gruppe plant ebenso wie viele andere Organisationen mehrere gewaltlose Proteste während des zweiwöchigen Gipfels, der an diesem Sonntag offiziell eröffnet wird. Etwa 200 Staaten wollen in Glasgow darüber verhandeln, wie die Erderwärmung gestoppt werden kann. Etwa 7000 Polizisten sind im Einsatz.

BDI warnt vor Alleingängen bei Klimakrise

Der Präsident des Industrieverbands (BDI), Siegfried Russwurm, hat vor einem Scheitern des UN-Klimagipfels gewarnt. "Ein globales Problem wie der Klimawandel lässt sich nur global lösen", sagte Russwurm den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagausgaben). Nationale Alleingänge seien kontraproduktiv und die Industrie in Sorge, dass auf der Weltklimakonferenz in Glasgow der dringend notwendige globale große Wurf für den Klimaschutz erneut nicht gelinge. "Es ist gefährlich und schadet dem Klima, wenn die Unterschiede im Ehrgeiz für Klimaschutz zunehmen", so der BDI-Präsident.

G20 bekennen sich zu Klimaziel "in Reichweite" von 1,5 Grad

Die wichtigsten Industrie- und Schwellenländern wollen sich auf dem G20-Gipfel in Rom zu ehrgeizigeren Klimazielen bekennen als bisher. "Wir erkennen an, dass die Auswirkungen des Klimawandels bei 1,5 Grad viel geringer sind als bei zwei Grad und dass sofortige Maßnahmen ergriffen werden müssen, um 1,5 Grad in Reichweite zu halten", heißt es in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf der Gipfelerklärung. "Wir verpflichten uns, die existenzielle Herausforderung des Klimawandels zu bewältigen".

Allerdings gilt weiter als strittig, bis zu welchem Jahr die Länder Klimaneutralität erreicht haben wollen. Dabei gehen die Meinungen bei so unterschiedlichen G20-Ländern wie Japan, China, Saudi-Arabien und den EU-Staaten weit auseinander. Auch der Hinweis in der Erklärung, dass die G20-Staaten für mindestens 75 Prozent der Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich sind, gilt noch als strittig.

Zuvor hatte es etwa in der Bundesregierung geheißen, dass von Rom ein Signal für ehrgeizige Klimaziele ausgehen solle, man aber wegen der folgenden Weltklimakonferenz in Glasgow keine weitreichende Beschlüsse erwarte. Ölproduzenten-Länder wie Saudi-Arabien galten zudem bei den G20 als Bremser.

Indien sieht sich in Glasgow als "Stimme der Entwicklungsländer"

Indien will bei der kommenden Weltklimakonferenz COP26 die "Rolle der Stimme der Entwicklungsländer ausfüllen". Umweltminister Bhupender Yadav sagte am Mittwoch in einer Runde mit Journalisten, Indien wolle sich insbesondere für "Klimagerechtigkeit" einsetzen. Ein hoher Beamter seines Ministeriums ergänzte, ohne Finanzmittel für ärmere Länder werde es "extrem schwierig, eine grüne Entwicklung auf unsere eigenen Kosten zu erreichen".

Indien ist der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasen weltweit. COP26-Gastgeber Großbritannien macht Druck, dass das Land bis zum Beginn der Konferenz am Sonntag neue Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels vorlegt. Indien spielt dabei auf Zeit und weist auf die ungleich höheren Pro-Kopf-Emissionen der großen Industrieländer hin.

Nach Angaben des Umweltministeriums produziert jeder Inder etwa 1,9 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr, gegenüber 7,1 Tonnen für den Durchschnittsbürger der Europäischen Union, 8,4 Tonnen für einen Chinesen und 18 Tonnen für den durchschnittlichen US-Bürger. Yadav sagte, die Sicherstellung der Finanzierung der weltweiten Anstrengungen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs werde eine der wichtigsten Aufgaben bei der Weltklimakonferenz sein.

Umweltminister Willingmann will Artenprogramm überarbeiten

Zum Schutz der Lebensräume heimischer Tiere und Pflanzen unterstützt das Umweltministerium in diesem Jahr 91 Projekte mit rund 4,6 Millionen Euro. Dies erklärte Umweltminister Armin Willingmann (SPD) am Donnerstag in einer Pressemitteilung. So werden im Drömling beispielsweise die Brutgebiete von Vögeln, die Eier in Wiesen legen, vor dem Waschbär mit Zäunen geschützt. Und im Kalksteintagebau Förderstedt entsteht eine 150 Meter lange Uferschwalben-Wand. An der Selke werden schädliche Pflanzenarten wie Riesenbärenklau bekämpft, damit die heimischen Arten ihren Lebensraum behalten können.

Willingmann kündigte an, das Programm der sogenannten Arten-Sofortförderung in den kommenden Jahren zu überarbeiten. Für den Landeshaushalt 2022 hat sein Haus rund 4,5 Millionen Euro für die Artensofortförderung angemeldet.

UN-Menschenrechtskommissarin: Schluss mit leeren Reden

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hat die Teilnehmer der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow zu konkretem Handeln aufgefordert. "Es ist an der Zeit, leere Reden, nicht gehaltene Versprechen und unerfüllte Zusagen hinter uns zu lassen", teilte sie drei Tage vor Beginn der Konferenz am Donnerstag in Genf mit. "Wir brauchen Gesetze, die erlassen werden, Programme, die auch umgesetzt werden und Investitionen, die schnell und umfassend finanziert werden – alles ohne weitere Verzögerungen."

Nur so könnten Natur- und Umweltkatastrophen abgewendet oder zumindest die Folgen abgemindert werden. Es müsse vor allem denjenigen geholfen werden, die von den Folgen des Klimawandels am meisten betroffen seien, oft arme und ausgegrenzte Menschen. "Dies ist eine menschenrechtliche Verpflichtung", teilte Bachelet mit.

Großbritannien will Abgaben auf innerbritische Flüge senken

Um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, senkt die britische Regierung die Abgaben für innerbritische Flüge. "Derzeit zahlen die Menschen mehr für Hin- und Rückflüge zwischen den vier Landesteilen als für Heimflüge aus dem Ausland", sagte Finanzminister Rishi Sunak bei der Vorstellung des Haushalts in London.

Wenige Tage vor Beginn der Klimakonferenz COP26 in Glasgow kündigte er an, von April 2023 an die Passagierabgabe für diese Verbindungen zu reduzieren. Zugleich sollen die Kosten für sehr weite Fernflüge ab 5.500 Meilen (8.850 Kilometer) steigen. "Weniger als 5 Prozent der Passagiere werden weniger zahlen, aber diejenigen, die am weitesten fliegen, werden mehr zahlen", sagte Sunak im Parlament. Der Minister sagte, die Regierung trage damit zur Reduzierung der Emissionen bei. "Die meisten Emissionen stammen aus internationalen und nicht aus innerbritischen Flügen", behauptete Sunak.

Von der Änderung sollen neun Millionen Passagiere sowie die Regionalflughäfen profitieren. Das Vorhaben gilt auch als Versuch, die Bande zwischen den einzelnen Landesteilen des Vereinigten Königreichs zu stärken. Vor allem in Schottland wurden seit dem Brexit die Rufe nach einer Loslösung von London wieder lauter. Die Opposition kritisierte die Ankündigung. "Wenigstens die Champagner schlürfenden Banker auf Kurzstreckenflügen werden diesen Haushalt bejubeln", sagte die Finanzexpertin der Labour-Partei, Rachel Reeves.

Schulze reist erst später zur Weltklimakonferenz

Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) wird wegen der Koalitionsgespräche zur Bildung einer künftigen Ampelregierung erst später als geplant zur Weltklimakonferenz nach Glasgow reisen. Das teilte ein Sprecher des Ministeriums der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach wird Schulze voraussichtlich erst nach dem 10. November vor Ort an den internationalen Klimaverhandlungen der COP26 teilnehmen können. Davor werde sie der UN-Konferenz aber digital beiwohnen, erklärte der Sprecher weiter.

Bei der Weltklimakonferenz, die an diesem Sonntag im schottischen Glasgow als physische und digitale Veranstaltung beginnt, kommen Vertreter aus fast 200 Nationen zusammen, um über ambitioniertere Rahmenbedingungen für den globalen Klimaschutz zu verhandeln.

Schulze ist in die derzeit laufenden Koalitionsgespräche zwischen SPD, Grünen und FDP eingebunden. Die noch amtierende Fachministerin ist Teil der Arbeitsgruppe "Klima, Energie, Transformation", die ab diesem Mittwoch in Berlin ihre Arbeit aufnimmt. Sie soll bis zum 10. November Ergebnisse für einen künftigen Koalitionsvertrag der drei Parteien erarbeiten. Auch die restlichen 21 Arbeitsgruppen beginnen in dieser Woche mit den vertraulichen Ampel-Verhandlungen auf Fachebene.

EU-Initiative für mehr Umweltschutz in der Politik startet

Eine Europäische Bürgerinitiative für mehr Umweltschutz in der Politik ist von der EU-Kommission offiziell registriert worden und kann nun mit dem Sammeln von Unterschriften beginnen. Ihr erklärtes Ziel: Die EU-Kommission soll per Gesetz sicherstellen, dass die Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung nationaler Maßnahmen auf den Umweltschutz achten.

Wenn es der Initiative mit dem Namen "Call to Action – Environmental protection in all policies" (Deutsch: Aufruf zum Handeln – Umweltschutz in allen Politikbereichen) gelingt, innerhalb eines Jahres eine Million Unterschriften vorzulegen, muss die Kommission reagieren. Dann muss sie begründen, ob sie der Aufforderung nachkommt. Neben der Zahl von einer Million ist eine bestimmte Anzahl an Unterschriften in mindestens sieben Mitgliedstaaten notwendig.

Nach Ansicht der Initiatoren muss die EU-Kommission die Lebensqualität aller Europäer sichern, verbessern und gleichzeitig andere Arten sowie die Umwelt als Ganzes schützen. Sie fordern ein Gesetz, das zu einem besseren Verständnis und einer besseren Einhaltung der Umweltschutzmaßnahmen in den EU-Mitgliedstaaten führt.

Baerbock wirbt für europäische Lösungen beim Umbau der Industrie

Mit Blick auf anstehende Transformationsprozesse der Industrie in Deutschland hin zur Klimaneutralität hat Grünen-Parteichefin Annalena Baerbock für europäische Lösungen geworben. "Nichts anderes ist unser Anspruch: Europa als ersten klimaneutralen Kontinent in den nächsten Jahren zu gestalten und damit den Wohlstand und auch den Industriestandort Europa zu sichern", sagte Baerbock bei einem Kongress der Industriegewerkschaft IG BCE am Mittwoch in Hannover.

Wenn Europa nicht gemeinsam agiere, könne der Kontinent keine gemeinsame Schlagkraft entfalten. Dies sei aber notwendig, schließlich befinde sich Europa nicht in einer neutralen Welt. "China steht nicht nur im Industriewettbewerb, sondern auch im Systemwettbewerb mit uns Europäerinnen und Europäern", sagte Baerbock. Die Grünen-Co-Chefin plädierte dafür, Europas Wettbewerbsregeln nicht nur im Binnenmarkt anzuwenden, sondern auch auf Drittländer – etwa ausländische Investoren, die Subventionsrichtlinien unterliefen.

Beim "Green Deal" als neue Wachstumsstrategie für die EU müsse Deutschland treibende Kraft werden. "Weil wir eben nicht nur alleine aus unserer nationalen Brille schauen können, was die anderen machen, sondern die Energiewende, die Chemiewende, die Automobilwende – all das gelingt nur gemeinsam europäisch und daher müssen wir Europa endlich stärken", erklärte Baerbock.

Merkel ist zum Auftakt vor Ort

Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert zum Auftakt der UN-Klimaberatungen persönlich in Schottland erwartet. Nähere Informationen zur Teilnahme Merkels an der COP26 würden noch nachgereicht, hieß es auf Nachfrage.

Bedford-Strohm mahnt zu ergebnisoffener Debatte über Klimaschutz

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnt zur gesellschaftlichen Debatte über den Klimaschutz. "Bei Fragen wie dem Umgang mit dem Klimawandel muss ergebnisoffen diskutiert werden, wie wir unsere Wirtschaft und unseren Lebensstil so umstellen können, dass auch zukünftige Generationen gut leben können", erklärte der evangelische Landesbischof der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Dass wir nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben dürfen, ist aber gemeinsame christliche Überzeugung."

Wenige Investmentfonds kompatibel mit Pariser Klimaziel

Die wenigsten Investmentfonds sind einer aktuellen Analyse zufolge kompatibel mit dem Pariser Klimaziel einer maximalen Erderwärmung von deutlich unter zwei Grad. Zu diesem Ergebnis kommt das Carbon Disclosure Project mit Sitz in London in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht, für den die Organisation mehr als 16.500 Fonds untersucht hat, das entspreche rund einem Drittel der weltweiten Fonds-Industrie. Weniger als 0,5 Prozent davon waren mit dem 2015 in Paris vereinbarten Klimaziel kompatibel.

Dabei legte das Carbon Discloure Project sogar nur das Ziel zugrunde, die Erderwärmung auf "deutlich unter zwei Grad" zu begrenzen – nicht das ambitioniertere 1,5 Grad-Ziel aus dem Pariser Abkommen. Für die Analyse haben die beteiligten Forscher ausgegebene Klimaziele der in den Fonds vertretenen Unternehmen ausgewertet sowie einfließen lassen, wie diese bislang umgesetzt wurde. Die untersuchten Investmentfonds haben ein gemeinsames Vermögen von 27 Billionen US-Dollar (rund 23 Billionen Euro).

Klima-Versprechen laut UN nicht ausreichend

Die Anstrengungen der Staatengemeinschaft reichen nach UN-Angaben bei Weitem nicht für die Erfüllung der Pariser Klimaziele aus. In einem am Dienstag vorgestellten Bericht wenige Tage vor der Klimakonferenz in Glasgow sehen die Vereinten Nationen eine große Lücke zwischen nationalen Ankündigungen und den nötigen Handlungen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Die neuesten Klima-Versprechen der Länder würden den Berechnungen zufolge nur zu einer zusätzlichen Reduzierung der Treibhausgase um 7,5 Prozent im Jahr 2030 führen. Für das 1,5-Grad-Ziel würden allerdings 55 Prozent benötigt, für eine Begrenzung auf 2 Grad noch immer 30 Prozent. Die Zahlen gehen zurück auf die die nationalen Aktionspläne zur Bekämpfung des Klimawandels, die 120 Länder laut UN bis zum 30. September aktualisiert hatten.

Die Welt steuere nach wie vor auf eine Erderwärmung um 2,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Die Verpflichtungen zur Klimaneutralität einiger Länder könnten bei voller Umsetzung 0,5 Grad Erderwärmung weniger bedeuten. Allerdings seien die Ankündigungen teilweise vage gehalten oder schwammig formuliert und müssten konkretisiert werden.

"Der Klimawandel ist kein Zukunftsproblem mehr. Es ist jetzt ein Problem", sagte die Chefin des UN-Umweltprogramms Unep, Inger Andersen. Um noch eine Chance auf das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels zu haben, müssten die Emissionen durch Treibhausgase in den kommenden acht Jahren fast halbiert werden. "Die Uhr tickt laut." Auch die Chefin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa, hatte sich am Montag ähnlich geäußert: "Wir sind noch nicht einmal in der Nähe, wo die Wissenschaft sagt, dass wir sein sollten."

Schulze fordert ehrgeizigere Klimaschutz-Zusagen

Wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow hat die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) die Staatengemeinschaft aufgerufen, sich höhere Klimaziele zu setzen. Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, sei es nötig, dass mehr Staaten ihre Ambitionen bei der Reduktion von Treibhausgasen hochschraubten, sagte Schulze am Dienstagabend in einer Videobotschaft zu einem Klima-Event der Vereinten Nationen. Die globalen klimaschädlichen Emissionen würden weiterhin dramatisch steigen.

Die aktuellen Pläne reichten lediglich, um die Erderwärmung deutlich unter drei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten. Es werde nicht leicht, die Temperatur, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart, deutlich unter zwei Grad zu halten, sagte die noch amtierende Ministerin. In Glasgow wolle man dem Versprechen von Paris "neues Leben einhauchen".

Die Industriestaaten seien immer noch weit von ihrem Ziel entfernt, jedes Jahr 100 Milliarden Dollar bereitzustellen, um ärmeren und besonders hart vom Klimawandel getroffenen Staaten bei der Anpassung an die Folgen zu helfen, sagte Schulze. Deutschland habe die dafür bereitgestellten Mittel verdoppelt, sie hoffe, dass andere Staaten diesem Beispiel folgten.

Als einen weiteren entscheidenden Punkt mit Blick auf Glasgow nannte Schulze die Einigung auf Regeln zur internationalen Klimakooperation zwischen den Staaten. Es müsse Transparenz geben und aufeinander abgestimmte Zeiträume für künftige Klimaziele.

EU übererfüllt Klimaziel von Kyoto – wegen Corona

Die Europäische Union hat ihr Klimaziel aus dem Kyoto-Protokoll deutlich übererfüllt. Das sei auch der Corona-Pandemie geschuldet, heißt es in einem Klima-Fortschrittsbericht, den die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel veröffentlichte, kurz vor Beginn des Weltklimagipfels am Sonntag in Glasgow. Danach sank der Treibhausgas-Ausstoß in der EU im vergangenen Jahr um 31 Prozent im Vergleich zu 1990. Das sind elf Prozentpunkte mehr als geplant.

Unter dem Kyoto-Protokoll hatte sich die EU verpflichtet, ihre Emissionen bis 2020 um 20 Prozent zu drosseln. "Die EU hat ihr Ziel deutlich übererfüllt", stellte die Kommission nun mit Blick auf die Klimakonferenz COP26 fest.

Wegen der Corona-Pandemie und des weltweiten Wirtschaftseinbruchs sei das Jahr 2020 aber "einzigartig", hieß es in dem Bericht weiter. Im vergangenen Jahr stießen die 27 Mitgliedstaaten demnach zehn Prozent weniger Treibhausgase aus als noch 2019. Das sei ein "beispielloser Rückgang". Erst im kommenden Jahr lasse sich bewerten, inwiefern diese Entwicklung anhalte, schlussfolgerte die Kommission. Es seien aber in jedem Fall "größere Anstrengungen nötig, um das Ziel für 2030 zu erreichen". Bis dahin will die EU ihre Emissionen um 55 Prozent senken und bis 2050 sogar klimaneutral werden.

China bekräftigt Klimaschutzziele und beschließt Aktionsplan

China hat seine Klimaschutzziele fünf Tage vor der Weltklimakonferenz in Glasgow bekräftigt. Demnach will die Volksrepublik den Höhepunkt der CO2-Emissionen vor 2030 erreichen, wie die Regierung am Dienstag mitteilte. Der Aktionsplan bestätigt zudem die Ziele Chinas, die Wind- und Solarkapazitäten bis Ende des Jahrzehnts auf 1.200 Gigawatt zu erhöhen, mehr Wasserkraft- und Kernkraftwerke zu bauen und Erdgas-Ressourcen zu erschließen. China ist weltweit der größte Verursacher von CO2-Emissionen. Klima-Experten hatten sich Anzeichen für ehrgeizigere Ziele erhofft. Doch das Land kämpft derzeit mit einer Stromknappheit und fährt die Kohleproduktion wieder hoch, um die Energieversorgung im Winter zu sichern.

Australien strebt Klimaneutralität bis 2050 an

Kurz vor Beginn des Klimagipfels COP26 in Glasgow hat Australien angekündigt, bis 2050 klimaneutral werden zu wollen. Die Reduktionsziele für 2030 will das Land jedoch nicht weiter verschärfen, sagte der konservative Premierminister Scott Morrison am Dienstag. Er sprach sich zudem für einen Erhalt von Bergbau und Schwerindustrie aus. Derweil reichten indigene Bewohner der vom Klimawandel bedrohten Torres-Strait-Inseln im Norden Australiens Klage gegen die Regierung ein.

Australien hatte sich als einer der wichtigsten Kohle- und Gasexporteure der Welt lange gegen eine Festlegung auf ein Datum für das Erreichen der Netto-Null-Emissions-Marke gewehrt. "Wir werden uns nicht von anderen belehren lassen, die Australien nicht verstehen", sagte Morrison. Auch wolle er nicht das Versprechen brechen, "das wir bei der letzten Wahl gegeben haben, indem wir unsere Emissionsreduktionsziele für 2030 ändern". Wie das Land bis 2050 klimaneutral werden soll, erläuterte der Regierungschef nicht.

Schwerindustrie und Bergbau sollen "offen und wettbewerbsfähig bleiben und sich anpassen, damit sie so lange lebensfähig bleiben, wie es die globale Nachfrage erlaubt". Die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen bis 2030 gilt Experten zufolge als entscheidend, um noch rechtzeitig angesichts der Klimakrise umzusteuern.

Deutsche Industrie hat Klimaschutz-Investitionen seit 2009 mehr als verdoppelt

Die deutschen Industriefirmen investieren immer mehr Geld in den Klimaschutz und dabei vor allem in den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte, steckten die Firmen des produzierenden Gewerbes ohne das Baugewerbe im Jahr 2019 insgesamt 3,46 Milliarden Euro in den Klimaschutz – mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren. 2009 waren es 1,63 Milliarden Euro.

Einen Grund für die auch anteilig höheren Investitionen sieht das Bundesamt in der staatlichen Unterstützung. Der Staat fördere seit Jahren die Umstellung auf energiesparende und klimaschonende Produktionsprozesse. Die Mehrheit der Klimaschutz-Investitionen, nämlich 52 Prozent, flossen 2019 in die Nutzung erneuerbarer Energien wie Windkraft und Solarenergie. Gut ein Drittel der Gelder floss in mehr Energieeffizienz und -einsparung, etwa über Wärmedämmung von Gebäuden.

Der Umsatz der Firmen im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich mit Klimaschutzprodukten stieg stark an: Er lag 2019 bei 44,1 Milliarden Euro, das war ein Anstieg um 61 Prozent verglichen mit 2009. Mit solchen Produkten sind etwa die Herstellung und Installation von Windkraftanlagen und energieeffiziente Antriebs- und Steuerungstechnik gemeint.

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